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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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gekommen war, was ihnen auch nicht viel weiterhalf.  
    Peter hatte den Vorschlag hauptsächlich gemacht, um Svenson loszuwerden, doch er hätte eigentlich wissen müssen, daß sich der Präsident so leicht nicht abschütteln ließ.
    »Ich komme mit«, knurrte der Hüne. »Vielleicht schnappen wir noch mehr Betrüger.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen«, versuchte Peter ohne viel Hoffnung auf Erfolg einzuwenden.
    Am Ende beschloß Helen, zu Hause zu bleiben und an ihrem Artikel zu arbeiten, da ihr Lektor allmählich nervös wurde. Miss Binks merkte schüchtern an, sie hoffe, man werde bald losfahren, da die Herren sich bereits seit einer halben Stunde in der Station die Beine in den Bauch standen. Mr. Sopwith und seine Mannen waren ihr zwar ziemlich gleichgültig, doch sie hatte Mitleid mit ihrem Anwalt. Mr. Debenham hatte sie stets respektvoll behandelt, selbst in Zeiten, als sie noch keinen roten Heller besessen hatte.
    Thorkjeld Svenson bot an, sie zu fahren, doch Peter setzte sich energisch zur Wehr. »Auf gar keinen Fall, Präsident. Meine Haare fallen auch so schon schnell genug aus. Lehnen Sie sich lieber zurück, und entspannen Sie sich ein bißchen.«
    Als sie endlich die Forschungsstation erreicht hatten, konnte Peter recht gut nachempfinden, wie sich der Fahrer eines Reisebusses am Ende eines harten Arbeitstages fühlen mußte, obwohl dieser Tag gerade erst angefangen hatte. Wenigstens waren die Besucher noch da, genau wie Miss Binks prophezeit hatte. Sie ging raschen Schrittes, aber ohne unnötige Hast in den Empfangsraum und hielt sich nicht lange mit Entschuldigungen auf. Danach wandte sie sich an den jungen Calthrop, der an dem langen Tisch saß und mit einer spitzen Pinzette eine exotische Berg-Flockenblume malträtierte.
    »Wo ist Viola?«
    »Sie hat gesagt, sie hätte Lust auf einen Spaziergang. Wenn sie zurückkommt, will sie die Regenmesser kontrollieren und die Futterhäuschen für die Vögel auffüllen.«
    »Gut, das ist auch nötig. Du liebe Zeit, das schreckliche Eichhörnchen steckt ja schon wieder in dem großen Futterspender fest. Am besten, Sie suchen sie und helfen ihr, das kleine Biest zu befreien, bevor es versucht, allein herauszukommen, und dabei alles in Stücke reißt. Also, Gentlemen, worüber wollten Sie mit mir reden? Ich möchte nicht zuviel von Ihrer Zeit verschwenden.«
    »Ah, könnten wir vielleicht in Ihr Büro gehen?«
    Der Vorschlag stammte von Mr. Sopwith, der erst vor kurzem von seinem inzwischen pensionierten Vorgesetzten die treuhänderische Verwaltung des riesigen Vermögens übernommen hatte, das der verstorbene Jeremiah Binks seiner Enkelin hinterlassen
    hatte. Auf Peter wirkte er wie die Sorte Banker, bei denen man eine Goldkette über dem dicken Bauch und die Daumen in den Armlöchern der Weste erwartet. Wie schade, daß er Flanellhosen und ein Sportjackett mit dezentem Karomuster trug. Peter vermutete, daß Sopwith absichtlich in dieser Aufmachung erschienen war, um Miss Binks daran zu erinnern, daß er ihr seinen freien Samstag opferte. Debenham dagegen trug einen dunklen Geschäftsanzug, der den Anzügen glich, die Peter im allgemeinen trug, wenn Arbeitshose und Flanellhemd nicht ganz angebracht waren.
    Sopwith hatte ein kleines, mageres, schweigsames Individuum mitgebracht, das einen unvorteilhaften braunen Anzug und eine unauffällige Krawatte trug. Es handelte sich dabei um einen gewissen Mr. Tangent, den Wirtschaftsprüfer der Gesellschaft. Mr. Tangent trug ein Hauptbuch, mehrere Aktenordner und eine jener farbigen Mappen mit Klarsichthüllen, in denen man wichtigen Klienten gern ihre Unterlagen präsentiert. Miss Binks' Mappe war grün, vielleicht aus Rücksicht auf ihr Engagement in Umweltfragen, vielleicht, um die Größe ihrer Erbschaft zu dokumentieren, vielleicht auch aus Respekt für ihren verstorbenen Großvater. Vielleicht aber auch nur, weil zufällig gerade nur eine grüne Mappe im Büro herumgelegen hatte, dachte Peter, der gern alle Seiten eines Problems beleuchtete.
    Apropos Büro, Sopwith' Vorschlag, sich in Miss Binks' Büro zurückziehen zu dürfen, zielte eindeutig darauf ab, Dr. Shandy und Präsident Svenson von ihren weiteren Gesprächen auszuschließen. Doch da kannte er Winifred schlecht. Sie setzte sich an den Tisch vor den großen Fenstern, der normalerweise zum Überprüfen der Bauzeichnungen, Präparieren von Objekten für das Museum, Trinken von Löwenzahnwurzelkaffee, Essen von Taglilienpollen-Muffins und diversen anderen

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