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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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fünfundsiebzig Kilo schwer, trägt Wanderstiefel, Khaki-Shorts und einen zerrissenen grünen Pullover mit der Aufschrift >Heute schon einen Baum um-armt?< auf der Vorderseite. Außerdem hat sie rotblondes Haar und ziemlich viele Sommersprossen. Den Spuren nach zu urteilen, wurde sie während der letzten Viertelstunde nicht weit von hier im Wald gekidnappt und in einem Fahrzeug weggeschafft. Was die Automarke betrifft, habe ich keinen blassen Schimmer. Wir nehmen an, daß die Entführung etwas mit dem Mord an Emory Emmerick gestern nacht zu tun hat. Er hat sich die ganze letzte Woche hier in der Forschungsstation aufgehalten, und Miss Buddley ist am Abend vor seiner Ermordung mit ihm ausgegangen. Bitte informieren Sie die Streifenwagen hier in unserer Gegend. Sobald ich mehr erfahre, werde ich mich bei Ihnen melden.«
    Peter hatte sein Telefonat gerade beendet, als der Präsident und Winifred hereinkamen. »Die Staatspolizei ist in Alarmbereitschaft«, teilte er ihnen mit.
    »Nicht genug«, bellte Svenson. »Shandy, Auto holen! Binks, hierbleiben!«
    »Aber ich -«, begann sie zu protestieren.
    »Stellung halten. Telefonanrufe entgegennehmen. Calthrop, Wache halten!«  
    »Jawohl, Sir!«
    Der junge Botaniker versuchte, besonders beherzt zu wirken, zweifellos aus dem Bedürfnis heraus, die nicht sehr glückliche Szene mit dem Eichhörnchen vergessen zu machen. Peter nickte Knapweed ermunternd zu und flitzte zu seinem Wagen, bevor Svenson ihm zuvorkommen und auf dem Fahrersitz Platz nehmen konnte.
    Den Reifenspuren auf der Straße nach zu urteilen, hatte der Wagen des Kidnappers, falls es sich tatsächlich um einen solchen handelte, Lumpkinton verlassen und war in Richtung Whittington gefahren. Die Straße war relativ einsam, meilenweit nichts als Wälder, soweit sich Peter erinnerte. »Wir versuchen es einfach«, sagte er. Svenson war ganz seiner Meinung.
    Sie begegneten nur wenigen langsam dahinkriechenden Fahrzeugen mit Touristen, die sich an den letzten Resten des leuchtenden Herbstlaubes erfreuten. Inzwischen war davon allerdings nur noch so wenig übrig, daß man ziemlich weit in den Wald hinein-sehen konnte. Es war Svenson, der schließlich den smaragdgrünen Fleck entdeckte.
    »Anhalten!«
    »Grundgütiger!«
    Peter fuhr auf den Seitenstreifen, hielt an, steckte sich die Wagenschlüssel in die Tasche und war einige Zeit damit beschäftigt, sich von seinem Sicherheitsgurt zu befreien. Svenson raste bereits wie ein kampflustiger Keiler durch das Gebüsch. Zu seinem maßlosen Bedauern war jedoch weit und breit kein potentieller Gegner in Sicht. Nachdem sie Viola die Augenbinde abgenommen hatten, war diese zwar überglücklich, sie zu sehen, jedoch unfähig, ihrer Freude Ausdruck zu verleihen, da sie immer noch einen Knebel im Mund trug. Beide Stoffstücke stammten vom unteren Teil ihres grünen T-Shirts, von dem inzwischen nur noch ein trauriger Rest übrig war, dafür sah man um so mehr von Viola. Sie hatte sich weder von ihrem Knebel noch von der Augenbinde befreien können, da sie mit Händen und Füßen an einen Baum gefesselt war.
    Ein Eschenahorn, wie Peter feststellte. Die Tatsache, daß die Kidnapper einen Baum mit glatter Rinde gewählt hatten, bewies vielleicht, daß sie zumindest einen Funken Mitgefühl für ihr Opfer empfunden hatten, da eine rauhere Oberfläche für Violas mehr oder weniger entblößten Rücken recht unangenehm und möglicherweise auch noch von Ameisen übersät gewesen wäre. Doch vielleicht hatten sie den Eschenahorn auch nur gewählt, weil er günstig gestanden hatte. Peter begann, sich an den Knoten zu schaffen zu machen, und stellte voll Verachtung fest, daß sämtliche Knoten Altweiberknoten waren, die sich leicht lösen ließen.
    »Schauen Sie sich das an, Präsident«, sagte er. »Das Seil sieht genauso aus wie die Stücke an Emmericks Netz.«
    Der Präsident dachte anscheinend gerade intensiv an Sieglinde, denn er wollte partout nicht schauen. Er knurrte nur ein lautes »Ungh« und machte sich daran, das Unterholz nach möglichen Spuren zu durchforsten.
    »Ganz meine Meinung«, fauchte Viola, inzwischen vom Knebel befreit. »Wären Sie wohl so nett, Ihre Sherlock-Holmes-Untersuchungen zu verschieben, bis Sie mir die Hände losgebunden haben, Professor? Falls ich überhaupt noch welche habe.«
    »Oh, Verzeihung. So, ist es jetzt besser?«
    »Kann ich noch nicht sagen. Meine Hände sind völlig taub.« Sie versuchte, ihre Finger zu bewegen, was ihr recht gut gelang. »Das wird

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