Eine Eule kommt selten allein
meinem T-Shirt abgerissen, danach ist er hinter den Baum getreten und hat mir die Maske vom Gesicht gezogen. Ich hab' bloß das Stück von meinem T-Shirt gesehen. Ich hab' noch versucht, den Kopf zu drehen und ihn zu beißen, aber da hat er mich ins Gesicht geschlagen und gesagt, ich soll bloß keinen Unsinn machen. Dann hat er mir den Knebel in den Mund gesteckt und gesagt, daß ich vielleicht mehr Lust hätte zu reden, wenn ich erst mal ein paar Tage ganz allein hier draußen gestanden und über alles nachgedacht hätte. Dann habe ich gehört, wie er durch das Gebüsch gelaufen ist, das Auto angelassen hat und losgefahren ist. Und ich - o Gott! Ich dachte, ich sterbe! Ich hatte furchtbare Angst, irgendein Tier würde kommen und mich - mich - fressen.«
Sie war nahe daran, in Tränen auszubrechen, was Svenson auf keinen Fall zulassen konnte.
»Sie können später weinen. Was hat Emmerick Ihnen gesagt?«
»Er hat mir überhaupt nichts gesagt!«
»Hat er todsicher. Das reinste Waschweib. War oft mit Ihnen zusammen. Arbeit? Hobby? Familie?«
»Ach so, das meinen Sie. Stimmt, Emmerick hat wirklich viel geredet. Ich dachte, Sie meinten irgendwelche Geheimnisse.«
Svenson wartete. Viola zuckte mit den Schultern. »Naja, chinesisches Essen hat er nicht gemocht, aber er war verrückt nach italienischem Essen. Meinen Sie so was?«
»Weiter.«
»Er hat behauptet, er sei geschieden, und hat mir mehr oder weniger zu verstehen gegeben, daß er keine Lust hätte, noch mal zu heiraten, aber daß er trotzdem an Sie-wissen-schon-was interessiert wäre. Leider hab' ich eine furchtbar neugierige Vermieterin -es ist so gut wie unmöglich, hier in der Nähe eine Wohnung zu finden, daher mußte ich ein Zimmer mieten -, und Emory wohnte im Gasthof drüben in Balaclava Junction, was nicht viel anders ist als eine Klosterzelle, so wie er es mir beschrieben hat, daher hätte es mit uns sowieso nicht geklappt. Was mir ganz recht war, denn so toll fand ich ihn nun auch wieder nicht.«
Peter stürzte sich auf die einzige Information, die wirklich wichtig war. »Im Gasthof, sagen Sie? Ich frage mich, ob Ottermole das schon weiß. Er muß sich das Zimmer unbedingt ansehen. Fahren Sie fort, Miss Buddley, hat Emmerick je mit Ihnen über seine Kollegen bei der Meadowsweet Construction Company gesprochen?«
»Nicht daß ich wüßte. Aber er hat eine Menge Fragen über Professor Binks gestellt.«
»Hat er je einen gewissen Mr. Fanshaw erwähnt?«
»Ob das wohl Chuck ist? Emory hat häufig von einem Mann namens Chuck gesprochen, aber nie seinen ganzen Namen genannt.«
»Jammerschade. Und was hat er über diesen Chuck gesagt?«
»Er hat gesagt, daß Chuck ihm Geld schuldet.«
»Tatsächlich? Und wie kam er dazu, Ihnen das zu erzählen?«
»Wahrscheinlich weil er ein bißchen beschwipst war. Dann hat er gesagt, Chuck sei ein unheimlich netter Kerl und daß er sich um das Geld keine Sorgen macht. Ich hatte den Eindruck, daß es ziemlich viel war, aber vielleicht hat Emory auch nur versucht, mich zu beeindrucken. Müssen wir eigentlich die ganze Zeit hier draußen herumstehen? Es könnte doch sein, daß der Kerl mit der Waffe zurückkommt.«
»Urrgh!« Zum ersten Mal an diesem Tag huschte ein Lächeln über das Gesicht des Präsidenten.
Kapitel 7
Sollen wir Sie zu Ihrer Pension fahren, Miss Buddley?« Peter hoffte, daß sie ja sagen würde, doch die Exgefangene schüttelte den Kopf.
»Lieber nicht. Fahren Sie mich bitte zurück zur Station, wenn es Ihnen nicht zuviel Mühe macht. Ich möchte gern meinen Wagen holen.«
»Sind Sie sicher, daß Sie sich dazu schon stark genug fühlen?«
»Bis wir dort ankommen, habe ich mich bestimmt längst erholt. Ich konzentriere mich einfach darauf, wie schön es sein wird, ein heißes Bad zu nehmen und ein ganzes T-Shirt anzuziehen.«
Für Peter wäre es schön gewesen, nicht schon wieder zur Forschungsstation fahren zu müssen, allmählich wurde es wirklich langweilig. Doch wie gewöhnlich rief die Pflicht, und er mußte gehorchen. Er brachte Viola wohlbehalten ins Haus, und Dr. Svenson eilte schnurstracks zum Telefon. Während er die Staatspolizei darüber informierte, daß man die Vermißte gefunden hatte, und die genauen Umstände des Fundes schilderte, wurde Viola von Winifred Binks mit einer dampfenden Tasse Kamillentee versorgt.
»Trinken Sie das, und dann fahren Sie nach Hause und bleiben dort, bis Sie sich vollständig von Ihrem Schock erholt haben. Um die Station brauchen Sie sich keine
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