Eine Eule kommt selten allein
sollte, hätte Fanshaw hier irgendwo übernachten müssen, eine Frage, der wir ebenfalls nachgehen sollten.«
»Vielleicht hat er im Gasthof gewohnt, und Emmericks Wagen stand deshalb nicht dort auf dem Parkplatz, als ich da war.«
»Das wäre zwar möglich, aber dort kann er den Wagen nicht übernommen haben. Emmerick ist geradewegs zu Charlie Ross' Tankstelle gefahren, hat Miss Binks abgesetzt, ein Stückchen weiter an der Straße geparkt und ist dann in meinen Wagen umgestiegen. Woher soll Fanshaw gewußt haben, wo er den Mietwagen finden würde? Und wie in aller Welt ist er an die Schlüssel gekommen? Emmerick wußte todsicher nicht, daß er umgebracht werden würde, sonst wäre er vorige Nacht bestimmt nicht herumgehüpft wie ein durchgedrehter Affe. Entweder er hat vorher mit Fanshaw abgesprochen, daß er den Wagen mit den Schlüsseln an der Straße abstellen würde, oder man hat ihm die Schlüssel aus der Tasche genommen, als er oben in dem Baum hing und sich umbringen ließ.«
»Es sei denn, beim Autoverleih hat man ihm einen Zweitschlüssel gegeben«, schlug Ottermole vor.
»Mmja, das könnte natürlich möglich sein, obwohl man dort normalerweise nicht so kulant ist. Vielleicht hat Emmerick sich auch einen Nachschlüssel machen lassen. Haben Sie übrigens schon seine restliche Habe von der Staatspolizei bekommen?«
»Noch nicht, aber jemand hat mir die Liste am Telefon durchgegeben. Mach mal ein bißchen Platz, Edmund. So, da ist sie schon. Tut mir leid wegen der Pfotenabdrücke.«
»Macht überhaupt nichts, das bin ich von unserer Jane schon gewöhnt. Mal sehen: Brieftasche mit Kreditkarten und einem Führerschein, der in New York auf den Namen Emory Emmerick ausgestellt wurde, Bargeld im Wert von - meine Güte! Warum hat er Ihrer Meinung nach wohl zweitausend Dollar bei sich gehabt, wenn er so viele Kreditkarten hatte? Taschenkamm und Spiegel, na ja. Zwei Rollen Kräuterdrops, eine komplett, die andere angebrochen. Ein Taschenkompaß, eine wasserdichte Streichholzschachtel, ein zusammenklappbares Jagdmesser, ein batteriegetriebener Handwärmer, ein Schuppenschaber, ein versenkbares Teleskop, Entsalzungstabletten - wozu hat er das bloß alles mitgenommen? Keinerlei Schlüssel, auch keine Wagenschlüssel. Ich glaube, wir sollten Mrs. Freedom noch einmal anrufen.«
»Das machen Sie dann aber«, sagte Ottermole. »Auf mich ist sie nämlich stinkwütend.«
Peter rief die Dame an. Sein Anruf wurde nicht sehr freundlich entgegengenommen. Selbstverständlich habe Mrs. Freedom den Wagen von Mr. Emmerick gestern morgen noch auf ihrem Parkplatz gesehen. Sie habe immer ein wachsames Auge auf ihren Parkplatz, darauf lege sie großen Wert. Nein, heute morgen habe sie den Wagen nicht gesehen. Warum sollte sie auch? Mr. Emmerick sei schließlich nicht mehr dagewesen, oder? Und werde schließlich auch nicht wiederkommen, oder? Ihre Kellnerin sei heute auch nicht erschienen, doch um Ellie June Freedoms Probleme schere sich ja sowieso keiner. Sie legte auf, ohne sich zu verabschieden, und irgendwie konnte Peter sie sogar verstehen. Ihm war gerade ein völlig neuer Gedanke gekommen.
»Ottermole«, sagte er. »Wie würden Sie Fanshaw beschreiben?«
»Höh? Was meinen Sie mit >wie«
»Größe, Gewicht, Alter, Teint, Augenfarbe, Kleidung, das Übliche. Würden Sie ihn beispielsweise als groß bezeichnen?«
»Eigentlich nicht. Ich meine, nicht richtig groß. Eher klein als groß, nehme ich mal an. Wie wär's mit durchschnittlich?«
»Hm. Ist er eher kräftig oder schlank?«
»Ach herrje, ich hab' nicht darauf geachtet. Irgendwie dazwischen, finden Sie nicht?«
»Ich glaube, da könnten Sie recht haben, ich kann mich nämlich auch nicht erinnern. War sein Teint hell oder dunkel oder auch irgendwie dazwischen?«
»Na ja - irgendwie, ich weiß es auch nicht. Irgendwie durchschnittlich eben.«
Peter schenkte sich die Frage nach der Augenfarbe. »Können Sie sich an irgendein besonderes Merkmal erinnern?«
»Na ja, er hatte jedenfalls keinen buschigen roten Bart und auch keine lange Narbe im Gesicht, an so was hätte ich mich erinnert, glaube ich. Irgendwie kommt mir alles ziemlich komisch vor, Professor. Jetzt wo ich meine Notizen gelesen habe und so, kann ich mir Fanshaw eigentlich wieder ganz gut vorstellen, aber irgendwie schaffe ich nicht, mich an genaue Einzelheiten zu erinnern. Glauben Sie, das hat was mit der Hypnose zu tun?«
»Das weiß ich nicht, Ottermole, aber mich hat der Kerl nicht hypnotisiert,
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