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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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den Kopf. »Swope ist dazu auch nur eingefallen, daß der Kerl ihn an eine Statistik erinnert. Wie zweiundvierzigeinhalb Prozent der Bevölkerung sozusagen. Er sagte, Fanshaw sähe aus wie das halbe Prozent. Und mich erinnert er irgendwie an den Mann, der zuerst in den Neununddreißig Stufen Tennis spielt und dann später in Mr. Standfast wieder auftaucht.« Peter war ein großer Fan von John Buchans Werken. »Der Kerl, bei dem sich immer wieder herausstellt, daß er eigentlich jemand anders ist, wißt ihr. Er hat genauso ein ausdrucksloses, nichtssagendes Gesicht, das
    gleichzeitig jedem und niemandem ähnlich sieht. Er braucht nur seine Kleidung zu verändern oder sich einen falschen Schnäuzer anzukleben - «
    »Meistens brauchen solche Menschen nicht einmal auf Hilfsmittel zurückzugreifen«, meinte Helen. »Sie denken sich nur in die Rolle hinein, und schon klappt alles wie am Schnürchen. Du solltest vielleicht einmal herauszufinden versuchen, ob Buchans Graf von Schwabing während seiner frühen Phase, als er all die unsagbaren Verbrechen beging, die schließlich zu seiner Verbannung aus Deutschland geführt haben, zufällig ein paar uneheliche Söhne gezeugt hat.«
    »In diesem Fall könnte Fanshaw höchstens ein Enkel von ihm sein«, meinte Peter. »Außerdem wurden Mitglieder des Adelsstandes nicht verbannt, weil sie uneheliche Kinder zeugten. Er hätte etwas wirklich Schändliches tun müssen, beispielsweise Kar-ten zinken oder einen Fuchs erschießen.«
    »Ungh«, knurrte Dr. Svenson. »Klingt mir eher wie >Der Schattens« Der zweite Bumerang machte Dr. Svenson zwar nicht gerade gesprächig, lockerte jedoch für gewöhnlich seine Stimmbänder ein wenig. »Hatte die Fähigkeit, anderen den Geist zu vernebeln. Männern, meine ich natürlich. Der Geist einer Frau läßt sich nicht vernebeln.«
    »Manchmal schon«, klärte ihn Helen freundlich auf. »Bei Winifred Binks kann ich mir eine Vernebelung allerdings auch nicht vorstellen. Und du sagst, sie kann sich ebenfalls nicht erinnern, Peter? Das ist ja richtig unheimlich. Es sei denn, ihr wart alle völlig erschöpft von euren Erlebnissen bei der Eulenzählung.«
    »Ottermole war gar nicht in unserer Gruppe«, widersprach Peter. »Obwohl er natürlich die ganze Nacht auf den Beinen war. Aber Budge Dorkin hat gar nicht an der Eulenzählung teilgenommen und kann sich genausowenig erinnern. Bei ihm und Ottermole handelt es sich möglicherweise um posthypnotische Suggestion, was allerdings auf alle anderen Personen nicht zutrifft. Verflixt und zugenäht, es ist so demütigend, feststellen zu müssen, wie leicht sich unsere geistigen Fähigkeiten betäuben lassen.«
    »Verwirren, würde ich es nennen«, modifizierte Helen. »Wie bei einem Zauberer, der dem Publikum seinen Hut zeigt, der ganz leer aussieht, und doch ist das Kaninchen, das er gleich herausziehen wird, bereits darin. Was meinst du, benutzt man dazu eigentlich männliche oder weibliche Kaninchen?«
    »Ich vermute, man benutzt ausgesprochen dumme Kaninchen, die keine Ahnung haben, was mit ihnen geschieht, denn die Biester sollen ja schließlich nicht anfangen zu quieken, wenn man sie unter den doppelten Boden quetscht. Kannst du das nicht irgendwo nachschlagen? Bibliothekarinnen wissen doch angeblich alles.«
    »Mach ruhig weiter so, bring du mich nur vor Thorkjeld in Verlegenheit, damit er mich feuert und ich dann zu Hause deine Socken stopfe. Glaub bloß nicht, daß ich deine chauvinistischen Tricks nicht durchschaue, Peter Shandy. Thorkjeld, haben Sie Lust, noch ein wenig zu bleiben und eine Kleinigkeit mit uns zu essen?«
    »Geht leider nicht. Gudrun und Frideswiede kochen heute abend. Wünscht mir lieber viel Glück.«
    Dr. Svenson leerte sein Glas und verabschiedete sich. Peter, der inzwischen bemerkt hatte, wie hungrig er war und welch köstlicher Bratenduft aus der Küche herüberzog, machte Anstalten, den Tisch zu decken. Helen verstand den Wink.
    »Du Ärmster, du bist sicher völlig ausgehungert. Hast du wenigstens zu Mittag gegessen?«
    »Eine verschimmelte Brotkruste und ein Schlückchen Wasser. Brackwasser mit Kaulquappen drin.«
    »Köstlich. Kaulquappen sind äußerst nahrhaft, soweit ich weiß. Sollen wir uns die Abendnachrichten anschauen?«
    Peter stöhnte. »Lieber nicht. Ich glaube, ich habe für heute genug von Katastrophen. Verflixt, ob es wohl richtig war, Miss Binks heute nacht so ganz allein da draußen zu lassen?«
    »Aber Winifred ist doch gar nicht allein, oder? Ich dachte,

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