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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hatte, suchte Peter eine Stelle, wo sie den Wagen parken konnten. Er entschied sich für eine Ladeplattform aus Beton hinter einem niedrigen Gebäude an der landeinwärts gelegenen Seite der Straße. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Art Depot oder Warenlager, vermutete er, doch er hatte keine Lust, kostbare Zeit damit zu verschwenden, dies herauszufinden.
    »Taschenlampe?« knurrte Svenson.
    »Im Handschuhfach«, teilte Peter ihm mit. »Die Batterien und das Birnchen sind nagelneu, wir sollten also besser etwas finden, um das Licht abzuschwächen.«
    Helen hatte einen Seidenschal im Wagen liegenlassen, es war zwar schade, das hübsche Ding zu ruinieren, doch sie würde es sicher verstehen. Wenn man das dünne Tuch faltete und über den Reflektor wickelte, verwandelte sich der helle Strahl in eine diffuse Lichtquelle, die hell genug war, um zumindest sehen zu können, wohin sie ihre Füße setzten.
    »Wir werden das Ding nur im Notfall benutzen«, knurrte Svenson düster. »Kommen Sie!«  
    Die beiden Männer überquerten vorsichtig die Straße und schlichen um die Docks herum, wobei sie immer wieder auf dem matschigen Boden ausrutschten und durch
    Pfützen platschten, denen sie nicht ausweichen konnten. Der Regen schlug ihnen in die Augen, rann ihnen über die Gesichter in den Kragen hinab. Es war so scheußlich, daß Peter die Situation fast schon wieder lustig fand; er mußte sich zusammennehmen, um nicht laut loszulachen.
    Als sie unten bei den Docks angelangt waren, bemerkten sie erst, wie hoch die Boote lagen und warum dies so war. Der Clavaclammer, normalerweise ein friedlicher Fluß, der gemütlich zwischen grünen Hügeln dahinfloß, hatte sich in die überzeugende Imitation eines reißenden Stroms verwandelt, der bereits bis an die Ränder der Docks hochschlug. »Heiliger Strohsack«, murmelte Peter, »so habe ich ihn noch nie gesehen.«
    Schon als Kind hatte sich Peter beim Lesen von Der Wind in den Weiden mehr zum Maulwurf als zur Ratte hingezogen gefühlt. Er war ein Mann der Felder und Hecken und wußte mit soviel Wasser auf einmal wenig anzufangen. Er wünschte sich nur inbrünstig, die verflixten Boote würden ihren Tanz auf den Wellen so lange unter-brechen, bis sie deren Namen entziffert hatten.
    Einige konnten von vornherein ausgeschlossen werden, beispielsweise die offenen Schuten und Schwimmbagger. Sie sahen nicht so aus, als gäbe es an Bord genug Platz, um eine Dame mittleren Alters zu verstecken, ohne dabei eine Lungenentzündung oder Tod durch Ertrinken zu riskieren. Ein Dock war anscheinend für Vergnügungsdampfer reserviert, schnittige Seejungfern, deren Cockpits mit Planen geschützt und deren Kabinenfenster mit Vorhängen geschmückt waren. Jedes dieser Boote eignete sich hervorragend als Versteck, doch wie paßte das zu Winifreds Hinweis auf den Schleppkahn? Peter und Thorkjeld verschwendeten einige Zeit damit, Namen zu entziffern, mit denen sie aber nichts anfangen konnten, und gingen schließlich weiter.
    Endlich erreichten sie drei unförmige Arbeitsboote, die an den Dollborden mit abgenutzten Gummireifen behängt waren. Svenson drückte Peters Schulter mit einer Kraft, die einen kleineren Mann für Wochen außer Gefecht gesetzt hätte. »Welches ist es?« flüsterte er.
    Peter zog sich den triefenden Tweedhut tiefer ins Gesicht, um seine Augen vor dem Regen zu schützen, und sah sich die drei Boote genau an. Zwei von ihnen waren mit all den Dingen beladen, die man normalerweise auf Schleppkähnen findet, die Kabinenfenster sahen nackt und schwarz aus und glänzten im Regen. Das mittlere Boot war weit weniger vollgestopft, die Farbe wirkte frischer, die Fenster hatten Vorhänge, die fest zugezogen waren. Es war zwar kein Fünkchen Licht zu sehen, doch Peter hatte das Gefühl, daß es dennoch brannte. Er fühlte sich wie Carruthers, der in Memmert den Schatzsuchern auflauerte, als er die Taschenlampe ausmachte, sich auf den klatschnassen Poller setzte, seine Schuhe auszog und sie sich mit zusammengebundenen Schnürriemen um den Hals hängte. Svenson ahnte, was er vorhatte, und tat es ihm nach.
    Die Seiten des Schleppkahns lagen ein gutes Stück über dem Dock, doch es war nicht schwierig, an Bord zu gelangen. Peter stellte sich einfach auf Thorkjelds Schultern und kletterte an Bord. Oben angekommen, fand er eine Strickleiter, warf sie über den
    Dollbord, und Svenson kletterte empor, wobei er ungefähr aussah wie King Kong beim Erklimmen des Empire State Building.
    Leise wie

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