Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
aufgekreuzt war und sicher in Wirklichkeit nur darauf aus gewesen war, Fanshaw mit einem Fluchtwagen zu versorgen, konnte dagegen sehr wohl etwas mit Violas Entführung zu tun haben. Oder vielleicht doch nicht? Peter überlegte, Svenson wurde unruhig.
    »Shandy! Aus dem Weg!«
    »Eh, natürlich, Präsident. Sie haben ja recht. Winifred, ich muß leider gestehen, daß wir vergessen haben, einen Regenmantel für Sie mitzubringen. Wären Sie so nett, das Gewehr hier zu halten, während ich versuche, die Polizei von Clavaton dazu zu bewegen, hier herauszukommen und die Herren festzunehmen? Sie können ihn ruhig erschießen, falls er versuchen sollte, nach seinen Hypnoseutensilien zu greifen. Ich frage mich nur, wie man dieses Telefon in Gang setzt.«
    »Die Anleitung hängt dort an der Wand«, sagte Winifred. »Ich habe sie gesehen, als ich eben auf Mr. Fanshaws Bitte hin mit Ihnen telefoniert habe.«
    »Ah ja, schon gefunden. Eigentlich ganz einfach, wenn ich nur richtig an das verflixte Ding herankommen könnte. Präsident, wäre es nicht möglich, den anderen Herrn nach draußen aufs Dock zu bringen, damit wir uns hier drin wenigstens richtig bewegen können? Das würde auch der Polizei einige Arbeit ersparen.«
    »Damit werde ich mir wahrscheinlich die Dockarbeitergewerkschaft an den Hals hetzen, aber was soll's?«
    Froh über etwas mehr Bewegung, stellte Thorkjeld Svenson den widerstrebenden Schurken auf die Füße und führte ihn im Polizeigriff aus der Kabine, während Peter das Mysterium des Telefonierens von Schiff zu Küste erforschte.
    Sie hatten Glück, zufällig patrouillierte gerade ein Boot der Wasserschutzpolizei von Clavaton ganz in ihrer Nähe auf dem Fluß, um die Flut im Auge zu behalten. Minuten später legte es bereits neben dem Schleppkahn an.
    Der diensthabende Officer war zwar durchaus bereit, Fanshaw und seinen Komplizen an Bord zu nehmen, doch nicht willens, länger als nötig bei ihnen auf dem Schleppkahn zu bleiben und sich genauere Erklärungen geben zu lassen. Der Fluß wurde immer wilder, und man machte sich inzwischen Sorgen um den Upper-Clava-ton-Damm, der zu Zeiten von Ulysses S. Grant erbaut worden war und allmählich Altersbeschwerden aufwies.
    Peter sagte, er könne dies gut verstehen, Präsident Svenson und er hätten ohnehin vor, Professor Binks so schnell wie möglich nach Hause zu fahren. Sie würden morgen früh beim Polizeirevier von Clavaton vorbeischauen, falls dies überhaupt machbar sei, und eine detaillierte Aussage machen. Svenson half einem der Officer, den noch namenlosen Komplizen an Bord des Polizeiboots zu hieven, während die beiden anderen Beamten sich um Fanshaw kümmerten, der immer noch sein Schleppkahn-Annie-Kostüm trug, inzwischen um zwei glänzende Handschellen ergänzt.
    Fanshaw war nicht willens, sich friedlich zu verabschieden. Peter und Winifred hörten Geräusche wie von einem Handgemenge auf dem Dock, das jedoch nur einen kurzen Moment dauerte. Als Svenson wieder zurück in die Kabine schlüpfte, sah er höchst zufrieden aus. Das Polizeiboot brachte seinen Motor auf Touren und raste den Fluß hoch. Der Schleppkahn wurde von der Wucht des Kielwassers hin und her geworfen, der Wind heulte noch lauter, der Regen prasselte immer heftiger. Es war höchste Zeit, das Schiff zu verlassen.

Kapitel 15

    Was für ein gemeiner, niederträchtiger Mensch!« Während Peter hinausschaute und den immer größer werdenden Abstand zwischen Schleppkahn und Dock bemerkte, dachte er, daß Winifred ihre Gefühle Fanshaw gegenüber ruhig etwas drastischer hätte ausdrücken können. »Bei dem Handgemenge, das wir oben auf dem Dock gehört haben, muß Fanshaw die Vertäuung von den Pollern weggetreten haben.«
    »Aber warum hat er das getan?« wollte Winifred wissen. »Pure Boshaftigkeit, würde ich sagen. Ich weiß wirklich nicht, welches andere Motiv ihn dazu veranlaßt haben könnte. Ich wundere mich bloß, wieso die Wasserpolizei nichts davon gemerkt hat.«
    »Da draußen ist es finster wie in der Rocktasche einer Hexe«, knurrte Svenson. »Denen sind die Regentropfen auf die Augäpfel geprasselt wie Geschosse. Was schert uns schon, warum Fanshaw es getan hat? Wir müssen den Kahn unter Kontrolle bekommen. Sonst sind wir erledigt. Rein mit Ihnen, Binks. Luken dicht machen. Lotsenhaus, Shandy.«
    Peter vermutete, daß der Präsident damit das kleine verglaste Gebilde meinte, das sich oben auf der Kajüte befand. Er kämpfte sich die wenigen Stufen hoch, die dort

Weitere Kostenlose Bücher