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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Wahrscheinlich nicht sehr viel, sie hat stets alles verachtet, was irgendwie einen spektakulären Beigeschmack hatte.«
    Winifred war wirklich durch nichts zu erschüttern. Sie stand auf, trug das wenige Geschirr, das sie benutzt hatten, zur Spüle, ließ Wasser in das winzige Becken laufen und begann abzuspülen.
    »Ich gehe möglichst sparsam mit dem Wasser um, weil ich nicht genau weiß, wieviel wir haben«, erklärte sie. »Meinen Sie, wir sollten einen Eimer zum Auffangen von Regenwasser nach draußen stellen?«
    »Ich wage zu bezweifeln, daß er bei dem Sturm lange genug stehen bleibt, um etwas aufzufangen«, erwiderte Peter düster. »Was mich auf einen anderen angenehmen Gedanken bringt: Ich wüßte nur zu gern, wieviel Benzin noch im Tank ist.«
    »Den Gedanken sollten Sie schnellstens wieder vergessen. Hier, trocknen Sie lieber ab.«
    Winifred riß einige Lagen Küchenpapier von einer Rolle, die über der Spüle hing, und reichte sie ihm. Peter trocknete Teller und Becher ab und stellte sie zurück in den Schrank, aus dem er sie genommen hatte. An den Regalen waren Sicherheitsleisten angebracht, trotzdem dauerte es eine Weile, bis es ihm gelang, das Porzellan daran zu hindern, sofort wieder herauszufliegen. Doch die vertraute Arbeit wirkte irgendwie beruhigend. Für einen Augenblick gelang es ihm, sich einzureden, er sei zu Hause auf dem Crescent und stünde neben Helen an der Spüle, während Jane gerade sein Hosenbein hochkletterte.
    Wahrscheinlich schliefen die beiden schon längst und ahnten nicht einmal in ihren kühnsten Träumen, daß er hier draußen mitten auf dem Clavaclammer oder vielleicht sogar schon auf dem Connecticut herumschaukelte, ohne viel Aussicht auf festen Bo-den unter den Füßen, bis das Schicksal und Svenson entschieden, daß die Götter ihnen wieder günstig gesinnt waren. Peter hoffte, daß Helen sicher und wohlbehalten von Clavaton nach Hause gelangt war. Wenigstens würde sie seine Zwangslage verstehen, wenn er je die Gelegenheit bekäme, ihr davon zu berichten; es war schließlich noch gar nicht so lange her, daß sie selbst sich zu einer harmlosen Bootsfahrt aufgemacht hatte, die dann in einer hoffnungslosen Lage endete. Von jetzt an würden die Shandys das sichere Ufer bestimmt nie wieder verlassen.
    Er stellte den letzten Teller fort und warf das Küchenpapier in den Abfalleimer, der an einer der unteren Schranktüren befestigt war. Inzwischen war der Wellengang nicht mehr ganz so stark. Die Wassermassen, die sie mit ungeheurer Wucht getroffen hatten, als der Damm gebrochen war, schienen sich Gott sei Dank beruhigt zu haben.
    »Meinen Sie, wir können den Herd anmachen, ohne daß er uns um die Ohren fliegt? Der Präsident fragt sich bestimmt, wo ich so lange mit seiner Suppe bleibe.«
    »Diesmal gehe ich«, sagte Winifred. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
    »Zweifellos richtig«, sagte Peter, »aber ich bin schwerer als Sie und laufe daher weniger Gefahr, über Bord geweht zu werden. Ruhen Sie sich lieber ein bißchen aus, und danach könnten Sie vielleicht die Kajüte inspizieren. Vielleicht finden wir ja doch noch einen Hinweis auf die wahre Identität von Fanshaw und seinen Komplizen. Selbst wenn wir von diesem verflixten Kahn runter sind, bedeutet das nicht, daß wir die Talsohle durchschritten haben.«

Kapitel 16

    Ich weiß«, sagte Winifred. »Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern. Hier scheint es übrigens nur Tomatensuppen zu geben.«
    »Auf daß uns niemals ein schlimmeres Unheil widerfährt«, erwiderte Peter. »Reichen Sie mir eine, ich mach' das schon.«
    Es war immer noch besser, er selbst gab sich mit dem eingeschalteten Herd und dem fliegenden Suppentopf ab und nicht Winifred, obwohl er hoffte, daß alles gutgehen würde. Peter überprüfte noch einmal die Bolzen, mit denen der Herd verankert war, und beschloß, die Suppe in der Kaffeemaschine zu machen, die sie sowieso nicht benutzen würden, da es nur noch einen Rest Pulverkaffee gab.
    Da sie sah, daß sie sich nicht weiter nützlich machen konnte, begab sich Winifred in den Salon. Unter den Kojen befanden sich eingebaute Schränkchen, und statt Peters Vorschlag zu befolgen, sich aufs Ohr zu legen, öffnete sie einen der Schränke und zog einen Koffer heraus, den jemand darin verstaut hatte. Peter zwängte sich an ihr vorbei, in einer Hand einen leeren Becher, in der anderen die mit heißer Tomatensuppe gefüllte Kaffeekanne.
    Als er auf das Deck trat, konnte er verschwommen erkennen, daß der Fluß

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