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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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magischen Schutzsymbolen zu halten hatte.
    Die Szene erinnerte ihn an Huckleberry Finns Vater, der auf dem schmutzigen Boden seines schwimmenden Hauses den Mississippi hinuntertrieb, umgeben von leeren Whiskeyflaschen und fettigen Spielkarten, ein Einschußloch mitten in seinem nackten Rücken. Peter verspürte das wahnwitzige Bedürfnis, näher heranzusteuern, durch eines der kaputten Fenster ins Innere zu klettern und sich umzusehen. Er war erleichtert, als das Haus endlich an ihnen vorbei war und er nicht länger darüber nachzudenken brauchte, wer oder was wohl dort drinnen in der Falle sitzen mochte.
    »Ich fürchte, morgen früh werden viele arme Leute kein Dach mehr über dem Kopf haben.« Er mußte etwas sagen, damit er sich wieder besser fühlte. »Überall liest man, daß Menschen durch Überschwemmungen Haus und Hof verlieren, und sieht in den Nachrichten, wie sie versuchen, die paar Habseligkeiten, die ihnen noch geblieben sind, in Sicherheit zu bringen, aber wenn man auf einmal selbst mitten im -«
    »Mund halten, Shandy«, bellte Svenson. »Was macht Binks?«
    »Schaut sich gerade Fanshaws Gepäck an und sucht nach Anhaltspunkten.«
    »Gut. Runtergehen und helfen!«
    Peter war nicht im geringsten beleidigt, auf so barsche Weise seines Postens als Steuermann enthoben zu werden, nahm den leeren Becher und die Kaffeekanne und begab sich wieder unter Deck. Winifred freute sich, ihn zu sehen.
    »Präsident Svenson muß ja inzwischen todmüde sein. Wie geht es ihm denn?«
    »Er hält immer noch das Ruder fest in der Hand. Ich habe ihn kurz vertreten, damit er seine Muskeln ein wenig entspannen und seine Suppe austrinken konnte, aber er schien von meiner Leistung nicht sonderlich beeindruckt.«
    »Ich bin sicher, Sie waren bewundernswert, während Dr. Svenson hier unten bestimmt wenig hilfreich gewesen wäre. Er hätte wahrscheinlich die Suppe verschüttet und den Gasherd in die Luft gejagt«, ergänzte Winifred aufmunternd und zweifellos wahrheits-gemäß. »Ich habe mich ebenfalls nützlich gemacht. Wie Sie vermutet haben, hat unser Mr. Fanshaw viele Seiten.«
    »Was haben Sie denn gefunden?«
    »Eine faszinierende Sammlung von Pässen, mit Klebeband im Inneren eines der Schränkchen befestigt. Er muß einen Heidenspaß gehabt haben, als er für all die Fotos posiert hat, ich persönlich finde die Aufnahme von ihm als Geisha am hübschesten. In dieser Rolle heißt er Sayonara Atakuku und besitzt angeblich japanische Staatsbürgerschaft. Ich frage mich nur, wie er es schafft, sich zu merken, welche Rolle er gerade spielt.«
    »Fanshaw muß einen hervorragenden Fälscher auf der Gehaltsliste haben«, knurrte Peter, während er die zahlreichen Papiere durchsah. »Oder aber er fälscht sie höchstpersönlich, was mich auch nicht sonderlich überraschen würde. Vielleicht verdient er sich nebenbei ein paar Dollar, indem er andere Ganoven mit falschen Papieren versorgt. Einige von den Dingern sehen aus, als wären sie noch nie benutzt worden.«
    »Vielleicht ist es auch nur eines seiner Hobbys?«
    »Bei dem komischen Vogel würde mich selbst das nicht wundern. Da haben Sie ja großartige Arbeit geleistet, Winifred. Haben Sie sonst noch etwas entdeckt?«
    »Ein paar Schnurrbarte und ein Paar Schuhe mit Plateausohlen. Ach ja, der Name des Bootes ist übrigens >Lollipop<.«
    Peter kicherte. »Die gute alte >Lollipop<, wie? Das müßte dem Präsidenten eigentlich gefallen. Auf wessen Namen ist sie zugelassen?«
    »Sie werden es kaum glauben. Auf den Namen Commodore George Dewey, mit dazu passendem Bart.«
    Peter durchforstete die Pässe. »Aha, hier ist er ja schon. Sieht dem Original ziemlich ähnlich, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. An viel mehr als den Satz >Zur Hölle mit den Torpedos, volle Kraft voraus!< kann ich mich eigentlich nicht erinnern. Mir gefällt die Kapitänsmützc und die Uniformjacke, haben Sie die zufällig auch gefunden?«
    »Nein, aber dafür habe ich ein hautenges Negligé aus grünem Satin mit Spitzenbesatz gefunden. Könnte es vielleicht sein, daß Fanshaw in Wirklichkeit eine Frau ist?«
    »Grundgütiger, das wäre sehr gut möglich. Sie haben nicht zufällig gesehen, ob er gestern abend verdächtig ungepflegt um den Mund herum aussah?«
    »Peter, was für eine merkwürdige Frage! Ach so, Sie meinen, wenn er ein Mann wäre, hätte er zu dem Zeitpunkt eigentlich schon Stoppeln haben müssen. Was bei Ihnen inzwischen übrigens bereits der Fall ist, wie ich sehe. Nein, daran kann ich

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