Eine Eule kommt selten allein
nieder, die an einem Kai festgemacht waren, der zwar momentan unsichtbar war, da er unter Wasser stand, aber offensichtlich den Elementen trotzte.
Sie glitten auf die Boote zu, jedoch viel leiser als zuvor, Svenson hatte entweder den Motor ausgeschaltet oder ließ den Kahn im Leerlauf treiben. Peter ging hinüber zu
dem dicken Seil, das der hinterhältige Fanshaw vor Ewigkeiten losgemacht hatte, nahm das Ende mit der Schlinge und machte sich bereit, es über etwas zu werfen, das wenigstens einigermaßen stabil aussah.
Jetzt hatten auch die Leute am Ufer die >Lollipop< entdeckt. Sie winkten, soweit sie nicht zu sehr mit ihren Sandsäcken beschäftigt waren. Peter winkte verzweifelt zurück und hoffte inständig, ihnen damit verständlich zu machen, daß ihr Boot in Schwierigkeiten war. Sie deuteten auf eine bestimmte Stelle, anscheinend ein Pfahl oder Pfosten, Peter deutete ebenfalls dorthin. Svenson hatte begriffen und steuerte geschickt wie ein alter Seebär genau darauf zu. Ein wahrer Teufelskerl! Peter stellte sich so sicher hin, wie es ihm überhaupt möglich war, konzentrierte sich auf seine Erfahrungen als Hufeisenwerfer und landete tatsächlich den perfekten Wurf.
Jemand hinter den Sandsäcken jubelte, doch vielleicht veranstaltete Peter den Riesenlärm auch ganz allein, ihm war so schwindelig vor Erleichterung, daß es ihn nicht einmal interessierte. Die Tür des Lotsenhäuschens öffnete sich, und Svenson trat heraus. Die Jubelrufe verstummten und machten einem ehrfürchtigen Schweigen Platz, als die Füße des Hünen die schmale Leiter herunterstiegen. Svenson trug wieder seine rote Mütze mit dem weißen Bommel, es fehlten nur noch die Doppelaxt und der große blaue Ochse, dann hätte man ihn glatt für den berühmten Holzfäller Paul Bunyan halten können, dachte Peter stolz.
Svenson hielt inne und betrachtete leicht belustigt den Deich aus Sandsäcken. Peter wußte genau, was er dachte. Die Leute hatten so gute Arbeit geleistet, daß es keine Stelle gab, an der ein gestrandeter Seemann hätte hochklettern können. Doch selbst das kümmerte ihn wenig, irgendwie würden sie es schon schaffen. Für den Augenblick reichte es schon, daß sie wenigstens eine einigermaßen sichere Anlegestelle gefunden hatten.
Einer der Zuschauer rief ihnen etwas zu, das Peter nicht verstand, doch Svenson schien es verstanden zu haben, denn er legte die Hände wie einen Trichter um den Mund und brüllte zurück.
»Treibstoff ausgegangen. Die ganze Nacht durchgefahren. Geh' jetzt runter und ruh' mich aus.«
Er bückte sich und verschwand durch die Kajütentür. Peter blieb an Deck und übernahm das Schreien. »Wo sind wir? Immer noch auf dem Clavaclammer?«
»Ja! So gerade noch!«
Sie riefen noch mehr, doch Peter wurde nicht klug daraus. Er war ganz wackelig auf den Beinen, wahrscheinlich von dem vielen Kaffee, den er in sich hineingeschüttet hatte. Er winkte den Leuten bei den Sandsäcken zu und wankte in die Kajüte.
Svenson hätte niemals auf eine der schmalen Kojen gepaßt. Er wickelte sich daher in diverse Decken und streckte sich auf dem Fußboden aus, um dort endlich den Schlaf des Gerechten zu schlafen, den er sich so redlich verdient hatte. Peter zog sich die nassen Stiefel aus, schlich auf Zehenspitzen um den schlafenden Riesen herum und legte sich wieder in die Koje, die er erst vor so kurzer Zeit verlassen hatte. Da auch Winifred immer noch schlief, sah er keinen Grund, warum er sich nicht ebenfalls eine Weile aufs Ohr legen und seine müden Knochen ausruhen sollte.
Irgendwann strömte plötzlich helles Sonnenlicht in die Kajüte. Winifred stand geschniegelt und gebügelt und in bester Stimmung draußen vor der Tür, betrachtete die Flut und trank Tee. Svenson hatte sich aufgesetzt und strich sich über seine stoppeligen Wangen. Peter stellte fest, daß seine eigenen Bartstoppeln juckten.
»Haben Sie bei Fanshaws Sachen zufällig einen Rasierapparat gesehen, Winifred?«
»Ich glaube schon.« Sie kam zurück in die Kajüte und stellte ihren Becher auf ihre Koje. »Wenn Sie vielleicht ein wenig zur Seite rücken könnten, Präsident, damit ich die Schublade aufmachen kann? Vielen Dank. Aha, da ist er ja. Rasierapparat, Rasier-schaum und eine Flasche After Shave.«
»Nur was für Weichlinge«, knurrte Svenson. »Gibt's noch Kaffee?«
»Haben wir noch welchen, Peter?«
»Tut mir leid, Präsident. Möchten Sie vielleicht Tee?«
»Nein.«
Svenson legte sich wieder auf den Boden und ordnete seine
Weitere Kostenlose Bücher