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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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Lucille – mit dem Unterschied, dass sie niemals mickrige Mäusekadaver anrühren würde, selbst wenn sie kurz vor demVerhungern stünde.
    Jedes Mal wenn ich zu Exu hochblickte, sah er mich an. Er sah mir direkt in dieAugen, immer, wenn ich langsam wieder anfing, mich wie ein normaler Mensch zu fühlen, spürte ich seinen Blick auf mir und fröstelte. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass er das absichtlich machte.Vielleicht machte es ihm Spaß, wenn sich meine Nackenhaare aufstellten.
    Ich fragte mich, ob Exu ein normalerVogel war. Ich wusste, dass er problemlos zwischen denWelten wechselte – machte ihn das zu einem übernatürlichenWesen?
    Wenn man OnkelAbner glauben konnte, machte ihn das lediglich zu einer Krähe.
    Vielleicht waren einfach alle Krähen irgendwie unheimlich.
    Die Sumpfpflanzen und Zypressen, die aus dem schlammigenWasser ragten, machten allmählich einer grünen Uferwiese Platz. Bald war das Gras so hoch, dass es an manchen Stellen über meinem Kopf zusammenschlug.
    Während ich mich durch das Dickicht kämpfte und dem schwarzenVogel folgte, versuchte ich nicht allzu viel darüber nachzudenken, wohin ich unterwegs war oder was ich hinter mir ließ.Trotzdem sah ich immer wieder Moms Gesichtsausdruck vor mir, als ich zur Haustür hinausgegangen war.
    Ich versuchte verzweifelt, nicht an ihreAugen zu denken – mich nicht daran zu erinnern, wie sie aufleuchteten, wenn sie mich ansah. Nicht an ihre Hände, mit denen sie beim Sprechen durch die Luft fuhr, als könnte sie dieWorte vom Himmel pflücken. Nicht an ihreArme, die sie wie einen Schutzmantel um mich schlingen konnte, in den ich mich verkriechen konnte, weil sie mein Ursprung und mein eigentliches Zuhause war.
    Ich versuchte nicht an den Moment zu denken, in dem sich dieTür hinter mir geschlossen hatte. Sie würde sich nie wieder öffnen. Nicht für mich. Nicht so einfach.
    Es war meine eigene Entscheidung gewesen. Ich wollte es so – das rief ich mir bei jedem Schritt in Erinnerung. Sie wollte es so – für mich. Sie wollte, dass ich ein Leben hatte. Sie wollte, dass ich lebte.
    Sie wollte, dass ich denWeg ging.
    Exu krächzte und ich schlug das hohe Gras und die Schilfblätter beiseite.
    Sie wieder zu verlassen, war schwerer gewesen als erwartet, und ich konnte kaum glauben, dass ich es wirklich getan hatte.Aber sosehr ich versuchte, die quälenden Gedanken an Mom beiseitezuschieben, so sehr wollte ich mir Lenas Gesicht vorstellen – um mich daran zu erinnern, wofür ich das alles tat.Warum ich alles aufs Spiel setzte.
    Ich überlegte, was sie wohl gerade machte. Schrieb sie Gedichte in ihr Notizbuch? Spielte sie Bratsche? Las sie in ihrer zerlesenenAusgabe von Wer die Nachtigall stört ?
    Ich war in Gedanken ganz bei ihr, als ich in der Ferne gedämpfte Musik hörte. Es klang wie … die R o lling Stones?
    Einen verrücktenAugenblick lang rechnete ich damit, auf der anderen Seite des Schilfmeers Link in dieArme zu laufen.Aber als ich näher kam und der R efrain von »You Can’tAlways GetWhat YouWant« immer lauter wurde, begriff ich, dass es zwar ein Stones-Song war, aber dass ganz bestimmt nicht Link der Sänger war.
    Dafür war die Stimme zu gut und dieTöne zu wenig schief.
    Dann sah ich ihn. DerTyp war groß, trug ein verwaschenes Bandana und ein Harley-Davidson-T-Shirt mit aufgedruckten Flügeln am R ücken. Er saß an einem filzbezogenen Plastikklapptisch, der mich an dieTische des Bridge-Clubs in Gatlin erinnerte. Mit seiner dunklen Sonnenbrille und dem langen Bart wirkte er irgendwie ziemlich fehl am Platz.Warum saß einTyp wie er am Flussufer, statt mit seiner alten Chopper über den Highway zu heizen?
    Und dann war da noch das Mittagessen, das er aus einer Plastikschüssel löffelte.Aus der Entfernung sah es aus wie Gedärme oder anderweitige Überreste menschlicher Innereien. Oder …
    Der Biker rülpste. »Die besten Chilighetti diesseits des Mississippi.« Er schüttelte den Kopf.
    Exu krächzte heiser und landete flatternd auf dem Rand des Klapptischs. Ein riesiger schwarzer Hund, der sich unter demTisch ausgestreckt hatte, bellte ihn an, machte sich aber nicht die Mühe, sich aufzurappeln.
    » Was willst du hier,Vogel? Falls du nicht auf einen Handel aus bist, gibt es hier nichts für dich zu holen. Und glaub ja nicht, dass ich dich noch ein einziges Mal an meinenWhiskey lasse.« Der Biker versuchte, Exu vomTisch zu scheuchen. » Weg da. Ksch, ksch. Du kannstAbner ausrichten, dass ich mich erst auf Geschäfte mit ihm

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