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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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stand langsam auf und trug seine Müslischale zur Spüle. „Sie wissen, dass Julie Witwe ist?“
    „Ja, das hat sie mir erzählt.“
    Pippa hatte die Flasche jetzt leer getrunken, lächelte Kevin an und klatschte in die Händchen. Unwiderstehlich.
    „Es macht ihr wohl noch immer schwer zu schaffen?“
    Nach kurzem Schweigen sagte Victor: „Julie badet Pippa normalerweise nach dem Morgenfläschchen …“
    Dankbar für den Themenwechsel, stand Kevin auf. „Machen wir. Wo sind die Badesachen?“
    Während Victor das Wasser einließ, zog Kevin Pippa aus, die schon beim Wasserrauschen aufgeregt strampelte. Zum Glück hatte er große, starke Hände, denn das zappelnde Bündel im Wasser zu bändigen, war nicht ganz einfach.
    „Julie sagt immer, dass feuchter Ton auch glitschig ist, aber wenigstens bewegt er sich nicht“, bemerkte Victor, der offenbar nicht vorhatte, seine Enkelin mit Kevin allein zu lassen.
    „Ton?“
    „Sie ist Keramikerin. Oder war es zumindest. Aber seit Gils Tod hat sie nicht gearbeitet. Jedenfalls nicht, seit sie hier ist, obwohl ich ihr eine Werkstatt eingerichtet habe.“
    „Der Schuppen im Garten?“
    „Genau. Ich habe Strom und Wasser legen lassen. Der Brennofen allein hat so viel wie ein Kleinwagen gekostet. Soweit ich weiß, hat sie die Werkstatt bis jetzt nicht mal betreten.“
    „Dafür, dass sie nur vorübergehend hier wohnt, war das ja ganz schön viel Mühe.“
    „Es ging überhaupt nicht darum, wie lange sie hier ist“, sagte Victor mit warnendem Unterton.
    „Vielleicht ist sie nur zu müde zum Arbeiten“, erwiderte Kevin vorsichtig.
    „Schon möglich. Aber irgendwie …“ Victor schüttelte den Kopf und stupste dann das Gummi-Entchen an, das im Wasser dümpelte. Pippa quietschte vor Freude und schlug danach, schaute dann mit großen Augen zu, wie es sich drehte.
    „Vom ersten Augenblick an macht man sich um sie Sorgen“, sagte Victor leise. „Man will sie vor allem Bösen beschützen, obwohl man weiß, dass das gar nicht geht. Die kleinen Dinge – aufgeschrammte Knie, normale Enttäuschungen – sind nicht so schlimm. Natürlich tut einem das Herz weh, aber man weiß, dass sie drüber hinwegkommen. Aber die großen Katastrophen …“
    Kevin war froh, dass er sich auf das Baby konzentrieren musste und Victor nicht ansehen konnte. Trotzdem ahnte er, dass ihm die Richtung, in die das Gespräch lief, nicht gefallen würde.
    „Nachdem die Mutter der Mädchen gestorben war“, fuhr Victor fort, „wusste ich einfach nicht, was ich tun sollte. Nicht meinetwegen, aber als Vater. Meine Ausbildung, meine Erfahrung … all das nützte mir plötzlich überhaupt nichts mehr. Ihr Tod – ich konnte das nicht in Ordnung bringen.“
    Als er schwieg, sagte Kevin: „Das muss eine der schlimmsten Erfahrungen für eine Familie sein.“
    „Und immer diese nagende Stimme, dass man mehr hätte tun müssen, um es zu verhindern. Das ist das Allerschlimmste. Vor allem, als Robyn …“ Er seufzte. „Ich habe alles getan, was ich konnte. Habe die Lesereisen abgesagt, mich von der Fernsehshow beurlauben lassen. Aber alles umsonst. Je mehr ich ihr zu helfen versucht habe, desto mehr hat sie mich gehasst, glaube ich. Und obwohl ich mir wegen ihrer Mutter schon genug Selbstvorwürfe gemacht habe – Robyn setzte immer noch eins drauf.“
    „Kann ich mir vorstellen“, warf Kevin ein. „Das muss heftig gewesen sein.“
    Victor deutete auf die Wanne. „Das Wasser wird langsam kalt.“
    Auch Kevin hatte bereits zum Handtuch gegriffen. Er hob Pippa aus dem Wasser und wickelte sie darin ein. Als sie sich an ihn kuschelte und den Daumen in den Mund steckte, fühlte er sich so eng mit ihr verbunden, dass er einen Moment die Augen schließen musste.
    „Was Julie angeht …“ Victor ließ das Wasser ab, während Kevin Pippa wieder anzog. „Vielleicht lag es daran, dass sie etwas älter war oder anders veranlagt ist … Jedenfalls schien sie damals entschlossen zu sein, das Leben wieder in den Griff zu bekommen. Mir kam sie immer vor wie …“
    Victor schwieg einen Moment, dann griff er nach der Gummi-Ente, schüttelte das Wasser ab und legte sie wieder in den Korb, in dem die Badesachen aufbewahrt wurden. „Wie diese Ente hier. Ganz gleich, wie fest man sie unter Wasser drückt, sie kommt immer wieder hoch. Ich nehme an, je mehr Robyn ihr eigenes Leben zerstört hat, desto mehr habe ich mich darauf verlassen, dass Julianne die Unerschütterliche, die Gesunde war. Die, die immer wieder

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