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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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stehen. Besser, er konzentrierte sich immer nur auf die jeweilige Aufgabe. Wie zum Beispiel das Bett zu beziehen. Kevin zog die gesteppte Tagesdecke zur Seite.
    „Soll ich Ihnen helfen?“
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sie wieder einmal aussah, als ob sie gleich zusammenbräche.
    „Danke, das kriege ich schon alleine hin.“
    „Das glaube ich auch“, erwiderte sie, trat ans Bett und griff nach einer Ecke des Spannbezugs. „Aber zu zweit geht es viel schneller. Außerdem habe ich gerade nichts anderes zu tun.“
    Bei den meisten Frauen hätte Kevin das als versteckte Einladung aufgefasst – aber nicht bei Julianne. Ganz im Gegenteil. Sie bestätigte das, indem sie ihn die ganze Zeit nicht ein einziges Mal ansah oder das Wort an ihn richtete. Wie ein Roboter führte sie die Handbewegungen aus.
    „Wie alt ist der Hund eigentlich?“, fragte er schließlich mit einem Seitenblick auf Gus, der sich am Fußende niedergelassen hatte.
    „Zwölf.“ Julianne legte das frisch bezogene Kopfkissen auf die Matratze und lächelte den Hund liebevoll an. „Er war noch ein Welpe, als Dad ihn für Robyn mitgebracht hat. Einen Monat oder so nach Moms Tod.“ Das nächste Kopfkissen landete neben dem ersten. „Robyn wollte nichts mit ihm zu tun haben. Ach ja, das Bad ist genau gegenüber“, fuhr sie fort und nahm wieder ihre übliche Haltung mit den vor der Brust verschränkten Armen ein. „Sie haben es ganz für sich, also breiten Sie sich ruhig aus. Und wenn Sie Hunger haben, bedienen Sie sich in der Küche.“ Sie lächelte andeutungsweise. „Dad kauft viel mehr ein, als wir zwei je essen können, also muss ich die Hälfte sowieso immer wegwerfen.“
    Kevin konnte den entrüsteten Aufschrei seiner Mutter fast bis hierher hören. „Gut, danke.“
    „Brauchen Sie sonst noch etwas?“
    Fast hatte er das Gefühl, sie warte auf ein Trinkgeld. „Nein, danke.“
    „Tja, dann sehen wir uns wohl morgen früh.“
    „Und was ist mit Pippa?“
    Julianne runzelte die Stirn. „Was soll mit ihr sein?“
    „Schläft sie schon durch?“
    „Oh. Nein, nicht immer. Aber …“
    „Ich bin nicht als Hausgast hier, sondern wegen meiner Tochter. Bereiten Sie die Flasche schon abends vor oder soll ich eine frische machen?“
    Obwohl sie fast zum Umfallen müde schien, starrte sie ihn kampfbereit an. „Ich weiß, warum Sie hier sind. Aber vielleicht habe ich heute Nacht keine Lust, ein völlig verschrecktes Baby zu beruhigen, das keine Ahnung hat, wer Sie sind. Morgen zeige ich Ihnen alles, versprochen. Bis dahin geben Sie uns bitte allen Zeit, uns an die neue Situation zu gewöhnen.“
    Er nickte seufzend. „Natürlich. Tut mir leid. Ich will nur nicht, dass Ihr Vater denkt, ich könnte das nicht.“
    „Keine Sorge“, entgegnete Julianne erschöpft. „Sie werden mehr als genug Gelegenheiten haben, sich zu beweisen.“
    Also hielt Kevin sich an ihre Bitte, als er Pippa gegen Mitternacht schreien hörte. Und auch um halb drei. Sogar gegen vier. Doch als sie sich gegen halb sieben schon wieder meldete, stand er auf und ging in ihr Zimmer. Was konnte er dafür, dass Julianne offenbar unter einem Märtyrerkomplex litt?
    Das Babygeschrei drang wie durch Watte in Juliannes übermüdetes Bewusstsein. Mühsam kämpfte sie sich an die Oberfläche und schaffte es schließlich, sich auf einen Ellenbogen aufzustützen. Sie schlief auf dem Sofa gegenüber von Pippas Wiege.
    Als sie es schaffte, die Augen aufzumachen, sah sie einen verschwommenen Fleck vor sich, der möglicherweise Kevin war und sich über Pippa beugte.
    „Sie sind wach“, bemerkte er.
    „Wie man’s nimmt“, krächzte sie, setzte sich schwerfällig auf und griff nach ihrer Brille. Und wenn sie eine normale Frau in einer normalen Situation gewesen wäre oder wenn sie in der Nacht mehr als insgesamt vier Stunden geschlafen hätte, dann hätten sich bei dem nun konturenscharfen Anblick bestimmt ihre Hormone gemeldet. Stattdessen dachte Julianne nur: Nicht schlecht!, als sie Kevin in Boxershorts und einem T-Shirt vor sich sah.
    Verschlafen strich sie sich durchs Haar, blieb dann noch einen Moment sitzen, um sicherzugehen, dass ihr Kreislauf schon in Schwung war. Schließlich stand Julianne auf und ging barfuß zur Wiege, während sie sich das knielange Nachthemd zurechtzupfte.
    Kevin hatte Pippa schon gewickelt und umgezogen.
    „Wacht sie jede Nacht so oft auf?“
    Vorsichtig schüttelte Julianne den Kopf. „Nein. Meistens nur ein oder zwei Mal. Ich glaube, sie wollte

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