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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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aufsteht. Sie hat sich immer selbst geholfen. Aber nach Gils Tod …“
    Er seufzte schwer. „Es war, als ob sie ein Leck hätte, um bei dem Bild mit der Gummi-Ente zu bleiben. Sie trieb noch immer an der Oberfläche, sie funktionierte noch, sie versuchte sogar, ihr Leben in Seattle wieder aufzunehmen – aber sie hatte den Kopf unter Wasser und schaffte es einfach nicht, sich herumzudrehen.“
    Kevin lehnte sich ans Waschbecken und schaukelte Pippa, die schon fast wieder eingeschlafen war, auf seinem Arm.
    „Meinen Sie, dass sie sich so angestrengt hatte, nach dem Tod ihrer Mutter für Sie und Robyn stark zu sein, dass sie für sich selbst einfach keine Kraft mehr hatte, als ihr Mann ums Leben kam?“
    „Genau“, stimmte Victor zu. „Deshalb habe ich auch lange gezögert, sie um Hilfe zu bitten, als ich erfahren habe, das Robyn schwanger war. Ich wusste einfach nicht, ob sie das schafft. Doch für sie war es wie ein Rettungsring. Mir mit Robyn und dem Kind zu helfen, hat ihr offenbar das Gefühl zurückgegeben, dass ihr Leben einen Sinn hat – was monatelange Therapie nicht geschafft hat. Das Leck ist noch nicht geheilt, wie man sieht. Und ich weiß, dass sie es mit dem Baby manchmal ein bisschen übertreibt. Aber Sie müssen das verstehen: Im Moment ist Pippa das Einzige, was sie dazu bringt, überhaupt weiterzumachen.“
    Nach langem Schweigen sagte Kevin: „Wollen Sie mir damit jetzt einen Schuldkomplex einreden?“
    „Nein, ich will Ihnen nur erklären, wie kompliziert das alles hier ist. Warum ich Ihnen dieses Angebot gemacht habe. Ich habe eine Tochter verloren, weil ich nicht begriffen habe, was sie brauchte. Diesmal passiert mir das nicht. Ich werde Julianne alles geben, was sie braucht, um gesund zu werden, ganz gleich, was es ist. Und daran, wie Sie Pippa an sich gedrückt halten, sehe ich, dass Sie schon sehr gut verstehen, wovon ich rede.“
    Kevin spürte einen Stich in der Herzgegend. „Ja, und es tut mir wirklich leid, was Sie und Julianne alles durchmachen mussten. Ich werde Pippa Ihnen beiden nie vorenthalten – sie sind schließlich Ihre Familie. Aber wenn Sie wollen, dass ich meine Tochter aufgebe, um Ihre zu retten …“
    „Ich bitte Sie nur – nachdem der DNA-Test bewiesen hat, dass Sie wirklich der Vater sind –, sich ganz genau zu überlegen, was sie tun, bevor Sie eine Entscheidung treffen.“
    Damit ging Victor hinaus, und Kevin ließ sich in den nächstbesten Stuhl sinken. So saß er lange da und strich immer wieder mit der Wange über Pippas flaumiges Köpfchen, während er das Gefühl hatte, es zerreiße ihm gleich das Herz.

5. KAPITEL
    Am Sonntagabend war Julianne zum ersten Mal seit Langem richtig wach. Als Kevin sie zurück ins Bett geschickt hatte, hatte er wahrscheinlich nicht gemeint, sie solle bis zum Abendessen liegen bleiben, danach um neun wieder ins Bett gehen und noch einmal bis zehn schlafen – am nächsten Morgen. Wenn sie nicht so müde gewesen wäre, hätte sie deshalb wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen gehabt, aber dazu war sie gar nicht gekommen.
    Und jetzt, ausgeschlafen und erholt, hatte sie auf einmal auch noch unglaublichen Hunger.
    Da traf es sich gut, dass Kevin am Gartengrill stand und Hamburger machte.
    Die Füße hochgelegt, Pippa auf dem Schoß, fragte sich Julianne, wie eine so unmögliche Situation so angenehm sein konnte.
    Es war fast eine halbe Stunde her, dass ihr Vater und Kevin sich angefaucht hatten, Pippa spielte fasziniert mit ihren Fingern, und von ihrem Platz aus hatte sie einen guten Blick auf Kevin, der in Jeans und einem T-Shirt besser aussah als manch anderer in Armani.
    Solange sie nicht über die Vergangenheit oder die Zukunft nachdachte oder darüber, wieso ihr Kevins Aussehen überhaupt auffiel, fühlte sie sich fast … okay. Glücklich nicht. Aber okay war schon viel besser als miserabel.
    Und von miserabel hatte sie wirklich mehr als genug.
    „Bitte sehr“, sagte Kevin und kam mit einem Teller an, auf dem ein Hamburger so groß wie ein Omelett lag. Julianne setzte Pippa in den Kindersitz neben ihrem Platz und nahm ihm den Teller ab. Kevin kehrte sofort zum Grill zurück, um die nächsten Hamburger zu machen – und unerklärlicherweise meldete sich eine kleine, offenbar verrückte Stimme, die meinte: Schau mich an, verdammt.
    Denn obwohl Kevin vor ihrer Schlaforgie keine Hemmungen gehabt hatte, ihr in die Augen zu sehen, schien er genau das jetzt zu vermeiden.
    Warum sie das störte, wusste Julianne selbst nicht,

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