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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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offensichtlich war Victor völlig arglos, als er sagte: „Natürlich habe ich ein Schleifgerät. Mehrere sogar. Sie sind in der Garage, und dort finden Sie auch verschiedene Werkbänke und was Sie sonst noch brauchen. Aber den Neuanstrich übernehme ich, verstanden?“
    „Abgemacht“, sagte Kevin und löste die nächste Schraube.
    Die Garage – oder besser gesagt der helle, saubere Anbau an der Garage – war für jeden Handwerker ein Wirklichkeit gewordener Traum. An den Wänden hingen an Brettern ordentlich sortierte Werkzeuge, größere Geräte lagen auf staubfreien Metallregalen.
    Kevin dachte unwillkürlich an die chaotische Werkstatt seines Vaters, wo funktionierende neben kaputten Werkzeugen lagen, alles von einer dicken Staubschicht bedeckt war und selbst sein Dad nie das fand, was er brauchte. Trotzdem hatte Kevin bei seinem Vater viel gelernt, auch wenn sich seine mündlich weitergegebenen Weisheiten auf Sätze wie „Miss zweimal, schneide einmal – und dann hau feste drauf“ beschränkten.
    Hier dagegen waren die Regale sogar beschriftet, und überall lag genau das, was auch angeschrieben war. So fand Kevin die Schleifgeräte mühelos und wollte die Garage gerade wieder verlassen, als sein Blick auf eine ganze Reihe stabiler weißer Umzugskartons fiel, die mit großen Buchstaben in einer rundlichen Handschrift gekennzeichnet waren.
    Katzen. Teller und Tassen. Blau und Violett.
    Hunde. Tassen.
    Schweine, Kühe. Kuchenteller.
    Schweine, Kühe. Essteller.
    Es waren etwa zwanzig Kisten, und auf dem Boden stand eine, die halb geöffnet war und geradezu einlud, einen Blick hineinzuwerfen. Diese allerdings war mit derselben Handschrift gekennzeichnet, wie Kevin sie auf den Regalen sah.
    Julie/Küche.
    Kevin legte das Schleifgerät auf einer Werkbank ab und beugte sich über die Kiste. Darin lagen in Zeitungspapier eingewickelte Gegenstände. Vorsichtig packte er den ersten aus. Zum Vorschein kam eine große, hellblaue Schüssel, auf der sich einige dicke, bunte Katzen tummelten. Katzen, die Bikinis und Sonnenbrillen trugen. Und am Rücken schillernde Flügel hatten.
    Grinsend stellte er die Schüssel beiseite und wickelte das nächste Stück aus, eine Kanne in demselben Hellblau, die jedoch mit Bassetthunden in Fräcken verziert war. Auch sie hatten Flügel. Danach kam ein Satz Tassen. Manche zeigten Hunde, anderen Katzen, einige Schweine, aber alle waren kostümiert und hatten Flügel. Das letzte Stück war eine große Kuchenplatte, auf der eine Kuh in hochhackigen Schuhen prangte, die mit einer Krone und Perlenketten geschmückt war.
    „Was machen Sie da?“
    Erschrocken zuckte Kevin zusammen und hätte beinahe die Platte fallen lassen.
    „Herrgott, haben Sie mich erschreckt! Die Kiste war schon offen.“
    Julianne, in einem kurzen, olivfarbenen Zelt, äh, Kleid, kam durch die Knäuel von Zeitungspapier auf ihn zu. „Ach, und das Papier ist wohl auch von selbst abgefallen?“
    „Na ja, da habe ich wohl ein bisschen nachgeholfen.“
    Die Kuchenplatte noch immer in der Hand, schaute Kevin sie an und dachte: Wenn du wütend bist, siehst du unglaublich sexy aus. Vom Zeltkleid mal abgesehen.
    „Was machen Sie überhaupt hier in der Garage?“, fragte er herausfordernd.
    Überrascht starrte Julianne ihn an. „Dad meinte, dass Sie vielleicht das Schleifgerät nicht finden.“
    „Na, so blind bin ich auch wieder nicht.“ Als sie den Mund öffnete, schüttelte er den Kopf. „Sie können mich später noch anschreien, aber erst muss ich Ihnen sagen, wie wahnsinnig toll ich diese Sachen finde. Und warum, zum Teufel, stehen die hier verpackt in der Garage?“
    „Geht Sie überhaupt nichts an!“
    „Oha“, erwiderte er. „Sie bekommen wohl zu viel Schlaf in letzter Zeit, was? Apropos … Pippa macht bestimmt gerade ihr Vormittagsnickerchen?“
    „Ja. Und wieso wechseln Sie jetzt das Thema?“
    „Das können wir Männer eben am besten.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. „Unter anderem.“
    Sie schaute ihn von der Seite an und wurde rot. War es fair, mit ihr zu flirten? Wenn es ihr guttat, warum nicht?
    Jedenfalls hockte sie sich neben die Kiste. Kevin bekam weiche Knie, als er Juliannes weiblichen, verführerischen Duft einatmete, doch dann sah er, wie traurig sie die Sachen in der Kiste anstarrte.
    „Also, was ist das alles?“, fragte er sanft.
    „Meine Töpferarbeiten“, erwiderte Julianne. „Ich habe sie schon eine ganze Weile nicht angeschaut. Ich hatte ganz vergessen …“ Sie

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