Eine Familie für Julianne
ist kein Witz, Kevin!“
„Ich weiß. Und es war dumm von mir, das zu sagen, obwohl ich es wirklich nicht so gemeint habe. Aber ehrlich – meinst du, Gil würde das wollen?“
„Was wollen?“, fragte sie stirnrunzelnd.
„Dass du deine Sachen in der Garage versteckst, wo niemand sie sehen kann. Nachdem er dich endlich dazu gebracht hat, die Muster anzufertigen … sich Mühe gegeben hat, sie für dich zu verkaufen … Wenn du mich fragst, ich wäre wirklich sauer. Ich würde da oben sitzen und denken: Was für eine Verschwendung. Und würde nicht nur deine Arbeit damit meinen, sondern auch dich. Denn dich selbst versteckst du ja genauso.“
Ärgerlich wandte sie sich ab. „Hörst du denn nie damit auf?“
Kevin rutschte zu ihr hinüber, legte die Hand um ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Nein. Weil der neue Kevin Vaccaro nicht so schnell aufgibt, kapiert?“
Trotz ihrer offensichtlichen Erregung rührte sie sich nicht, und sie sagte auch kein Wort. Mit wild klopfendem Herzen strich Kevin ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Vielleicht glaubst du ja, dass du dein Herz sicher unter Verschluss hast“, sagte er. „Aber es ist so groß, dass du das gar nicht schaffst. So groß, dass du deine eigenen Gefühle hintangestellt hast, um mir, einem Fremden, zu sagen, dass er eine Tochter hat. Du bist einzigartig, Julie, weißt du das?“
Julianne schwieg weiter, dann stand sie langsam auf und ging zu dem Regal mit den anderen Kisten. Auch Kevin erhob sich und machte sich auf eine wütende Reaktion gefasst.
Doch sie sagte nur: „War das auch aus einer Talkshow?“
„Nein, das kam ganz allein von hier.“ Er tippte an seinen Kopf. „Julianne, Gil hat das Licht nicht mitgenommen. Weil du die Quelle bist. Immer schon.“
„Tu das nicht.“
„Was? Die Wahrheit sagen? Das Licht kommt aus deinem Inneren, das habe ich dir doch schon gesagt, als ich dich mit Pippa im Schaukelstuhl gesehen habe. Vielleicht hat Gil dich dazu inspiriert, es wieder einzuschalten – aber du bist die Einzige, die weiß, wo der Schalter ist.“
Schweigend stand Julianne da, dann kam sie auf ihn zu. „Ich glaube nicht, dass das aus deinem Kopf kam“, sagte sie und schaute zu ihm auf. Dann legte sie ihm eine Hand auf die Brust. „Ich glaube, es kam von hier.“
Kevin legte seine Hand auf ihre und zog sie an sich. Nach einem kurzen Zögern gab sie nach und schmiegte sich an ihn. Nicht völlig, aber genug. Wenn sie nie weiterkamen als bis hier – er wollte sich nicht beklagen.
Wirklich nicht.
„Eine Frage“, murmelte er in ihr Haar.
„Mmmm?“
„Wie kommt es, dass du im einen Moment wütend auf mich bist und im nächsten so aussiehst, als wolltest du mich küssen?“
Sie schreckte zurück. „Wie kommst du darauf, dass …“
Als er die Hand unter ihr Kinn legte und mit dem Daumen sanft über ihre Unterlippe strich, brach sie ab. Seine eigenen Lippen kribbelten vor Erwartung.
„Möchtest du einen Moment über deine Antwort nachdenken?“, fragte er leise.
„Ja“, flüsterte sie und schloss die Augen, als ihre Lippen sich sanft berührten.
Wenn Victor jetzt reinkommt, bin ich ein toter Mann, dachte Kevin noch, dann übermannten ihn seine Gefühle.
8. KAPITEL
Eines Tages, das wusste Julianne, würde sie auf diesen Moment zurückblicken und sich fragen, was um alles in der Welt sie dazu bewogen hatte, Kevin Vaccaro zu küssen. Oder sich küssen zu lassen. Wie auch immer. Aber die Gewissensbisse lagen noch in weiter Ferne, also beschloss sie, den Augenblick zu genießen, solange er dauerte.
Und zu genießen gab es eine Menge.
Die freie Hand hatte Kevin in Juliannes Nacken gelegt, während seine warmen, festen Lippen ihre liebkosten. Dann drückte er kleine Küsse auf ihre Mundwinkel, ihre Wangen und die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr.
Es fühlte sich unglaublich gut an.
Dumm , meldete sich ihre innere Stimme. Falsch. Verrückt. Sie musste an Gil denken, und Schuldgefühle stiegen in ihr auf.
Doch dann nahm Kevin ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie wieder voll auf den Mund. Es war ein langsamer, zärtlicher Kuss mit einer Spur von heißer Leidenschaft, und sie dachte: lebendig.
Hier.
Jetzt.
Vernunft und Logik verabschiedeten sich endgültig, als sie Kevins warme Hände durch ihr Kleid auf ihren Hüften spürte. Es fühlte sich wunderbar an.
Und es war viel zu lange her, dass das Wort wunderbar in ihrem Leben vorgekommen war.
„Du spielst mit mir“, sagte Kevin plötzlich und
Weitere Kostenlose Bücher