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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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Arbeiten verändert. Es war, als ob das Licht erloschen wäre. Alles wurde grau und farblos. Ich habe viel mit Bleistift und Kohle gezeichnet, technisch perfekt, aber schrecklich langweilig. Trotzdem habe ich auf dem College Kunst und Kunstgeschichte belegt. Dort habe ich auch zum ersten Mal getöpfert. Und ich habe es wirklich geliebt …“
    Sie bewegte die Finger ihrer freien Hand. „Die Sinnlichkeit dabei. Den kühlen, glatten Ton unter meinen Händen. Trotzdem hat mir das nicht gereicht. Ich habe ein Gefäß gefertigt, das schön aussah, aber eben nicht außergewöhnlich. Es stand nur einfach rum, still und unauffällig. Wie ich. Dann habe ich Gil getroffen“, fuhr sie fort und entzog Kevin ihre Hand. Julianne beugte sie sich vor und holte ein weiteres Stück aus der Kiste – eine Löffelablage in Form einer Katze, die über beide Ohren grinste.
    „Er war in einem meiner Kurse. Ursprünglich wollte er Mangas zeichnen, aber schließlich wurde er Cartoonist. Gil erfand eine Figur und bekam sofort Verträge bei mehreren Zeitungen für die Sonntagsbeilagen.“
    Stirnrunzelnd betrachtete sie die Grinsekatze. „Einen Comiczeichner konnte ich damals wirklich gut gebrauchen“, sagte sie, als wäre ihr das zum ersten Mal bewusst geworden.
    „Klingt logisch“, erwiderte Kevin lächelnd.
    „Ich weiß, es klingt kitschig, aber durch ihn … ist das Licht wiedergekommen. Nach all den dunklen Jahren ist meine Welt wieder bunt geworden.“ Julianne wurde rot. „Ich sag ja, dass es kitschig klingt.“
    „Na und?“ Kevin zuckte die Achseln. „Und dann?“
    „Und dann … Wir waren schon eine Weile verheiratet, als Gil die Skizzen gefunden hat, die ich gemacht hatte – von den Katzen in Bikinis. Da hat er schon genug verdient, sodass ich meinen schrecklichen Bürojob aufgeben konnte. Und er meinte, ich solle die Katzen auf Geschirr malen, damit die Leute sie jeden Tag sehen könnten. Erst wollte ich nicht, aber er hat mich so lange damit genervt, bis ich schließlich ein paar Muster gemacht habe. Aber anstatt Ruhe zu geben, hat er sie verkauft. Einfach so.“
    Julianne schnippte mit den Fingern. „Ich glaube, er war noch aufgeregter als ich. Das war so toll an ihm, er hat nie nur an sich gedacht. Jedenfalls …“
    Sie lächelte leicht. „Jedenfalls hatten wir dann die Idee mit den Flügeln und dass noch andere Tiere dazukommen. Und dass wir es Fellfen-Sammlung nennen.“
    „Also war er deine Muse?“
    Gedankenverloren drehte sie an ihrem Ehering. „Ich glaube nicht, dass er selbst meine Muse war. Aber er hat sie aus ihrem Versteck gezerrt und ihr einen Tritt in den Hintern gegeben.“
    Es ist verrückt, auf einen Toten eifersüchtig zu sein, sagte Kevin sich streng. Außerdem war er dankbar dafür, dass Julianne einen solchen Mann gefunden hatte. Was auch nicht viel logischer war.
    „Das klingt, als wäre er ein wirklich toller Kerl gewesen“, sagte er leise.
    „War er auch“, erwiderte Julianne schlicht, kniete sich neben die Kiste und fing an, die Sachen wieder einzupacken. „Natürlich war er nicht perfekt. Er hat nie die Fernbedienung rausgerückt, hat sich geweigert, irgendein Gemüse zu essen, und konnte keinen Witz richtig erzählen.“
    Als sie aufblickte, glänzten Tränen in ihren Augen. „Aber für mich war er perfekt. Wir waren perfekt füreinander, weil er auch meine Fehler großzügig übersehen hat. Dass ich jetzt nicht einmal sein Kind aufziehen kann …“ Sie wandte den Kopf ab.
    Kevin betrachtete eine Weile ihr Profil, dann sagte er: „Und als er gestorben ist, war es, als ob er das Licht wieder mitnähme, oder?“
    Überrascht schaute sie ihn an. „So habe ich das noch nie gesehen, aber … ja. Ja, genauso fühlt es sich an. Woher weißt du …“
    „Ich hab wohl zu viele rührselige Talkshows gesehen, wenn ich morgens meinen Kater gepflegt habe.“
    Sie griff nach einem Stück Zeitungspapier und wickelte die Kuchenplatte ein. „Wir müssen das alles wieder wegräumen.“
    „Nein, müssen wir nicht“, erwiderte Kevin, nahm ihr die Platte aus der Hand und streifte das Papier wieder ab. „Wir müssen … du musst das hier den Leuten zeigen. Nein, hör mir zu …“
    „Warum? Damit du mich mit noch mehr blöden Bemerkungen abspeisen kannst?“
    Verletzt schaute sie ihn an und griff nach der Platte. „Ich kann nicht fassen, dass du mein Leben mit einer rührseligen Talkshow vergleichst.“
    „Mach ich nicht. Ich wollte nur die Stimmung etwas aufheitern. Ich …“
    „Das hier

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