Eine (fast) perfekte Hochzeit
will.“
„Ach, er wird schon zur Vernunft kommen“, wiederholte ihre Mutter mit ungebrochenem Optimismus ihre Ansicht zu dem Thema. „Du bist sein einziges Kind, und auch wenn er es manchmal nicht zeigen kann, er sorgt sich wirklich um dich.“
Plötzlich klingelte es an der Haustür. Verwundert fragte Eva sich, wer das wohl sein könnte. Ihre Eigentumswohnung lag in einem wenig besiedelten Teil von Russian Hill. Obwohl Freunde von ihr in der Nähe wohnten, hatte niemand die Angewohnheit, unangemeldet auf einen Sprung vorbeizukommen. Und da ihre beste Freundin Beth Harding zurzeit nicht in der Stadt war, hatte Eva keine Ahnung, wer sie mit einem Besuch überraschen könnte.
„Mom, ich muss auflegen. Es hat an der Tür geläutet.“
„In Ordnung. Dann rufe ich dich morgen wieder an. Wir können dann immer noch über die Hochzeitsvorbereitungen sprechen.“
Eva wurde leichter ums Herz, wie immer, wenn sie spürte, dass nicht die ganze Welt gegen ihre Hochzeit war. „Das wäre schön.“
Sie freute sich, dass ihre Mutter ihr während dieses besonderen Abschnitts ihres Lebens so zur Seite stand.
„Oh, ich weiß genau, dass ich weinen werde, wenn ich dich in einem Hochzeitskleid sehe“, erwiderte ihre Mutter mit erstickter Stimme.
Plötzlich fühlte auch Eva die Tränen aufsteigen. „Ich weiß, Mom. Ich weiß.“
Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, atmete Eva tief ein, um sich zu fassen. Dann schlüpfte sie in ihre Schuhe und eilte zur Tür.
Die Tür zu ihrem Apartment befand sich im ersten Stock. Weil die Wohnung über der Garage und einem großen Abstellraum lag, war sie nur über eine Außentreppe zu erreichen. Ein massives Stahltor sicherte den Zugang zur Treppe.
Als Eva die Tür öffnete, erblickte sie die einzige Person, die sie hier niemals erwartet hätte. Griffin Slater. Er stand unten und sah erwartungsvoll zu ihr hoch.
Unwillkürlich verspannte Eva sich.
„Kann ich hochkommen?“, rief er.
Fieberhaft ging sie alle Möglichkeiten durch. Ja. Nein. Da kannst du lange warten.
„Was machst du hier?“, fragte sie und zuckte zusammen, weil ihre Worte etwas misstrauischer klangen als beabsichtigt.
Sie entlockte Griffin jedoch nur ein amüsiertes Lächeln. „Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass ich gerade in der Nähe war?“, entgegnete er selbstsicher.
„Eigentlich nicht“, sagte sie, während sie nach unten ging, um das Tor zu öffnen.
Eva wusste, dass Griffin nicht weit entfernt wohnte, in Pacific Heights genauer gesagt. Aber er war ihr hier noch nie über den Weg gelaufen. Das lag höchstwahrscheinlich daran, dass sie sich in verschiedenen Kreisen bewegten. Vermutlich fand Griffin sie viel zu unkonventionell und zu freizügig. Er dagegen plante bestimmt jede Minute seines Tages und trug vielleicht sogar die Zeit zum Zähneputzen in einen Terminkalender ein. Gut, vielleicht auch nicht.
Eva konnte allerdings nicht verstehen, warum er sich immer so seltsam benahm. Seine Geschwister waren wirklich nett. Sie kannte seine Schwester und hatte sich mehr als einmal sehr gut mit ihr unterhalten. Bei Griffin wurde Eva jedoch nicht das Gefühl los, dass er ihr gefährlich werden könnte. Sie verspürte ein seltsames Kribbeln im Bauch, während sie die letzten Stufen herunterging.
Wie üblich trug er einen konservativen Anzug, dazu hatte er ein Hemd im Fischgrätenmuster und eine hellgelb und blau gestreifte Krawatte gewählt. Mit der mauvefarbenen Bluse und der braunen Hose, die Eva schon bei der Arbeit getragen hatte, kam sie sich jetzt sehr salopp gekleidet vor.
Während sie ihm das Tor öffnete, trafen sich ihre Blicke.
Griffin warf ihr ein charmantes Lächeln zu. „Du lässt mich also tatsächlich rein?“
„Bist du im Auftrag meines Vaters hier?“, entgegnete sie und schaute dabei auf den Umschlag in seiner Hand. „Wenn ja …“
„… dann kann ich gleich wieder gehen. Ich weiß.“
Zufrieden sah sie ihn an. Gut, die Fronten waren geklärt.
„Ich bin aus persönlichen Gründen hier.“
Damit überraschte er sie tatsächlich. Sie glaubte zwar nicht, dass sie und Griffin sich etwas Persönliches zu sagen hatten, dennoch war sie gespannt, was jetzt wohl kommen würde. Neugierig musterte sie ihn. „Komm mit rauf.“
Auf dem Weg nach oben spürte sie seine Gegenwart geradezu überdeutlich. Warum nur musste sie sich seiner Nähe immer so bewusst sein? Eva zwang sich zu ignorieren, wie schnell ihr Herz mit einem Mal schlug.
„Kann ich dir etwas anbieten?“,
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