Eine (fast) perfekte Hochzeit
Tränen ausbrach.
Als sie den Kopf sinken ließ, warf Griffin das Kuvert beiseite und schloss Eva in seine Arme. Sein Mund war ihrem mit einem Mal ganz nah. Irritiert stellte Eva fest, dass Griffin sie gegen eine Wand gedrängt hatte.
Verblüfft hielt Eva inne.
Er überrumpelte sie mit einem Kuss, der sie überwältigte. Sie spürte seinen muskulösen Körper, nahm den Duft des Rasierwassers wahr und erschauerte. In diesem Augenblick dachte Eva nicht länger an ihre Wut oder an die Enttäuschung. Das alles war wie ausgelöscht, als sie Griffins leidenschaftlichen Kuss erwiderte.
Fest presste sie die Lippen auf seinen Mund und küsste ihn so hungrig, wie sie es sich niemals zugetraut hätte. Wie aus weiter Ferne hörte sie das eigene Seufzen und war sich nicht sicher, ob sie damit Lust oder Wut und Verzweiflung ausdrückte.
Moment. Griffin war in ihr Haus eingedrungen. Er hatte ihren Schutzpanzer aufgebrochen, sie an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen, und jetzt besaß er auch noch die Unverfrorenheit, sie zu küssen.
Eva versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Er weigerte sich jedoch, sie freizugeben, sondern hielt sie mit seinen sinnlichen Berührungen gefangen.
Sie fühlte seine warmen Lippen, und sein inniger Kuss machte sie beinah benommen. Heiße Schauer jagten durch ihren Körper.
Bevor es kein Zurück mehr gab, nahm sie den letzten Rest Vernunft zusammen und drehte ihren Kopf weg.
Nachdem sie ihn weggeschubst hatte, sah er sie benommen an.
Eva hatte aufgehört zu schluchzen. Stattdessen war ihre Wut mit aller Macht zurückgekehrt. All das, was sie für ihren Vater und Carter empfand, richtete sich in diesem Moment gegen Griffin.
Völlig durcheinander und auch etwas verlegen, schleuderte sie ihm entgegen: „Denkst du, dass ich jetzt leicht zu haben bin, nachdem du Carters Untreue bewiesen hast? Denkst du, dass ich so verzweifelt bin …“
So verzweifelt, dass ich sogar bereit bin, mit dir etwas anzufangen. Sie konnte sich gerade rechtzeitig davon abhalten, den Satz zu Ende zu führen.
Griffins Miene verfinsterte sich. „Ich denke nicht, dass du jemals so verzweifelt sein kannst .“
Und bevor sie etwas entgegnen konnte, hatte er sich umgedreht und war zur Tür marschiert. Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss, nachdem Griffin gegangen war.
Eva stürzte zum Fenster, um zu beobachten, wie er Sekunden später die Treppe hinuntereilte und in sein Porsche-Cabriolet stieg. Sie sah ihm immer noch hinterher, als er bereits davongefahren war, ohne sich einmal umzudrehen.
Erst als sie den Wagen nicht mehr sehen konnte, merkte Eva, dass sie sich zwei Finger auf die Lippen presste … wo sie immer noch seinen Kuss spürte.
4. KAPITEL
Am folgenden Abend war Eva ohnehin mit Carter zum Essen verabredet. Deshalb hatte sie vorher nicht mit ihm telefoniert, um ihn zur Rede zu stellen.
Um Viertel nach sieben betrat sie eilig den „Last Supper Club“. Wenn es nach mir geht, dachte sie, ist es wirklich Carters letztes Abendessen.
Vor einer halben Stunde hatte sie im Restaurant angerufen. Das Personal sollte Carter darüber informieren, dass sie sich ein wenig verspäten würde. Eva hatte länger gebraucht, um sich zu entscheiden, was sie anziehen wollte.
Jetzt trug sie ein elegantes schwarzes Designerkleid, damit sie sich zumindest äußerlich gut fühlte. Von nun an würde sie wahrscheinlich beim Anblick dieses Outfits jedes Mal daran denken, wie sie mit Carter Schluss gemacht hatte.
Sie entdeckte ihn genau da, wo sie es erwartet hatte. Lächelnd saß er an einem bereits eingedeckten Tisch und trank ein Glas Rotwein, während er die Speisekarte las.
Seine Miene erhellte sich, als er Eva bemerkte. „Eva, schön, dass du da bist!“
Die gute Laune wird ihm gleich vergehen, dachte sie. Sie ging zu seinem Tisch, machte sich jedoch gar nicht erst die Mühe, Platz zu nehmen. Voller Zynismus beobachtete Eva, wie Carter sich höflich erhob.
Bei ihrem ersten Treffen hatten seine guten Manieren sie sehr beeindruckt. Doch jetzt sah sie sie nur noch als das, was sie waren. Das Lächeln, die Gesten eines Gentlemans, das alles war lediglich ein Teil seiner Kunstgriffe, mit denen er seine sorgfältig konstruierte Fassade pflegte. Das Image als Saubermann wollte Carter natürlich unbedingt aufrechterhalten.
Sie musterte ihn gründlich. Er trug einen cremefarbenen Leinenblazer zu seinem hellblauen Hemd, das seine blassen Augen betonte. Sein dunkelblondes Haar hatte er sich kunstvoll
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