Eine (fast) perfekte Hochzeit
Ballettraum hatte er Eva ins Schlafzimmer hinübergetragen, wo sie sich hemmungslos wie immer geliebt hatten. Später hatten sie gut gelaunt zusammen gekocht und gegessen.
Seit der Hochzeit hatte er entdeckt, dass sich Evas Organisationstalent nicht nur auf das Vorbereiten von Festen beschränkte. Sie konnte es auf so gut wie jedem Gebiet anwenden. Denn sie war ein Genie darin, aus verschiedenen Zutaten eine schnelle Mahlzeit zu zaubern.
Sie hatte rasch ein Hähnchengericht zubereitet, während er den frischen Blattspinat gewaschen hatte, um daraus mit filetierten Orangen und Mandelsplittern einen Salat zu machen. Nach dem Essen hatten sie zusammen aufgeräumt. Darin hatten sie in der kurzen Zeit, die sie inzwischen zusammen lebten, schon Routine entwickelt. Und hinterher hatten sie den Tag bei sanfter Jazzmusik und Kaffee ausklingen lassen.
Wie schon in vielen vorangegangenen Nächten hatten sie sich vor dem Zubettgehen angeregt über verschiedene Themen unterhalten. Griffin hatte herausgefunden, dass sie klassische Melodien aus dem Ballettbereich bevorzugte, während er Jazz liebte. Und sie waren beide Fans der San Francisco 49ers, leidenschaftliche Bergwanderer und Mountainbiker.
Eva hatte erklärt, dass sie gern wanderte, um die Beine für das Tanzen in Form zu halten. Daraufhin hatte Griffin ihr einen verführerischen Blick zugeworfen und erklärt, dass er die Form ihrer Beine liebte. Spaßhaft hatte Eva ein Kissen nach ihm geworfen. Und zu seiner Zufriedenheit waren sie ein zweites Mal an diesem Abend zusammen im Bett gelandet.
Nachdem Griffin eine Weile so dagelegen und seinen Gedanken freien Lauf gelassen hatte, fragte er sich, warum sie noch nicht zurück ins Bett gekommen war. Schließlich stand er auf und tappte, nur mit seinen Boxershorts bekleidet, auf den Flur.
Im Erdgeschoss wollte er zunächst in die Küche gehen, um Eva zu suchen. Doch auf dem Weg hörte er ein Geräusch, das augenscheinlich aus dem Arbeitszimmer drang. Griffin ging zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Flackerndes Licht erhellte den Raum, als ob jemand fernsehen würde.
Nachdem er die Tür weiter aufgestoßen hatte, entdeckte er Eva. Sie saß an seinem Schreibtisch. Den Rücken zu ihm gewandt, starrte sie auf den Computerbildschirm.
Wie vom Donner gerührt, stand er da, als ihm klar wurde, was sie sich ansah.
Rons DVD von Carters Sexeskapaden.
Aus dem Computer kam kein Ton. Offenbar hatte sie die Lautsprecher ausgestellt.
Über Evas Schulter hinweg sah Griffin, wie Carter und seine Geliebte aus dem Auto stiegen, um sich wieder anzuziehen.
Eva hatte ihn noch immer nicht bemerkt. Ohne sich bemerkbar zu machen, schlich Griffin aus dem Zimmer. Leise schloss er die Tür hinter sich und ging wieder ins Bett.
Als ob ich jetzt schlafen könnte. Verdammt.
Eva musste die Beweisstücke in der Schreibtischschublade gefunden haben. Jetzt wünschte er, er hätte die Sachen im Büro gelassen. Doch er hatte Angst gehabt, dass sie dort jemand zufällig entdeckte.
Sicher hatte Eva Rons ganze verdammte Sammlung gefunden. Es war zu spät. Trotzdem bereute Griffin, dass er das ganze Zeug nicht schon vor Wochen zerstört hatte.
Ihm drehte sich beinah der Magen um.
Wenn sie sich schon die Mühe machte, das Beweismaterial zu suchen, konnte das nur eins bedeuten: Eva war noch nicht ganz über Carter hinweg.
Er versuchte, sich selbst zu beruhigen, indem er sich sagte, dass es nicht ungewöhnlich war. Natürlich dachte sie noch an Carter. Letzten Endes war es noch nicht lange her, dass die Beziehung mit ihrem Exverlobten in die Brüche gegangen war.
Und erst vor Kurzem hatte Griffin sie dazu gedrängt, ihn zu heiraten.
Weil er sie so sehr begehrte, dass er sein Leben mit ihr verbringen wollte.
Dennoch gelang es Griffin nicht, das schmerzhafte Gefühl zu vertreiben, das ihn quälte. Ob doch mehr dahintersteckte und es nicht bloße Neugier war, die Eva dazu bewegt hatte, sich die Aufnahmen anzusehen? Vielleicht zweifelte sie inzwischen daran, ob es eine gute Entscheidung gewesen war, Carter aus ihrem Leben zu verbannen. Womöglich dachte sie, sie hätte ihm eine zweite Chance geben sollen.
Sicher, die letzten paar Wochen hatten bewiesen – zumindest ihm –, dass sie und er fantastisch zusammenpassten.
Trotzdem, möglicherweise hatte Eva Bedenken.
11. KAPITEL
Eva sah die Ärztin schockiert an.
Es war ein sonniger, später Donnerstagnachmittag. Eva war in der Annahme in die Praxis gegangen, dass es sich heute um eine
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