Eine (fast) perfekte Hochzeit
gynäkologische Routineuntersuchung handelte. Stattdessen hatte Eva gerade erfahren, dass sie eine tickende Zeitbombe in sich trug.
Seit fast zehn Jahren gehörte sie zu den Patientinnen von Leticia Bainbridge. Ihre Ärztin war eine energiegeladene, verheiratete Frau Anfang fünfzig. Sie hatte zwei Kinder, die nun das Teenageralter erreicht hatten.
Eva sah, dass sich Dr. Bainbridges Mund bewegte. Aber sie verstand nicht, was sie sagte. Wie benommen saß sie da und bekam nur einige Wortfetzen mit.
„Gebärmutter-Myome …“
„… abwarten und beobachten …“
„… Eingriff … vielleicht über einen Katheter … möglicherweise auch durch eine Operation.“
Die Routineuntersuchung hatte ergeben, dass die Gebärmutter leicht vergrößert war.
Eva war in einen anderen Untersuchungsraum gebracht worden. Die Ultraschalluntersuchung dort hatte ergeben, dass sich ihr Uterus durch Myome ausgeweitet hatte.
„Wie konnte das nur passieren, ohne dass ich etwas gemerkt habe?“, fragte sie außer sich. „Ich habe keinerlei Schmerzen gespürt.“
„Nicht alle Frauen haben Symptome“, erklärte Dr. Bainbridge freundlich.
„Sie haben keine Totaloperation erwähnt“, zwang Eva sich, ihre größte Befürchtung auszusprechen. Eva fühlte sich wacklig auf den Beinen, sie war regelrecht zittrig. Wenn sie tatsächlich operiert werden musste – womöglich konnte sie dann niemals schwanger werden.
„Es gibt heutzutage noch andere Optionen“, erklärte Dr. Bainbridge und drückte Eva beruhigend die Hand. Anschließend versuchte die Ärztin, ihr in ruhigem Ton zu erklären, welche anderen Behandlungsmöglichkeiten infrage kamen.
„Dennoch“, unterbrach Eva die Erläuterungen der Ärztin irgendwann. „Es bedeutet doch, dass meine Chancen, schwanger zu werden, stark gesunken sind, oder nicht?“
Die Konfrontation mit der ungeschminkten Wahrheit war fast nicht auszuhalten. Eva versuchte, sich mühsam zusammenzureißen. Sie musste sich konzentrieren, damit sie nichts falsch verstand und keine wichtige Frage vergaß.
„Eine Empfängnis könnte schwieriger werden, ja“, sagte Dr. Bainbridge vorsichtig.
Schwieriger? Eva hörte das Wort in ihrem Kopf widerhallen. Wie viel schwieriger genau, bevor ihre Chancen gleich null waren?
Seit Eva bewusst geworden war, dass ihre biologische Uhr immer schneller tickte, hatte sie sich mit den Fruchtbarkeitsstatistiken vertraut gemacht. Sie beschäftigte sich ständig mit den neuesten Untersuchungen und Fakten auf diesem Gebiet.
Ganz plötzlich hatte sie das Gefühl, in Tränen ausbrechen zu müssen.
Doch stattdessen hörte sie sich selbst mit belegter Stimme sagen: „Ich danke Ihnen, dass Sie mir die Diagnose erklärt haben.“
Ihre Gedanken schweiften zu Griffin. Sie erinnerte sich traurig an seine eigentlich scherzhaft gemeinten Worte. Du
bist hinter meinen Genen her.
Ihre Heirat basierte auf der klar definierten Abmachung, ein Kind zu bekommen. Dieses Vorhaben war jetzt in weitere Ferne gerückt als je zuvor. Was bedeutete das für ihre Ehe?
Plötzlich erkannte Eva mit erschreckender Klarheit, dass sich ihr Ziel geändert hatte. Irgendwann einmal hatte sie sich ein Kind gewünscht. Aber jetzt sehnte sie sich danach, Griffins Kind zu bekommen.
Sie liebte ihren Mann.
Vor noch einer Stunde wäre Eva jetzt in einen Freudentaumel geraten. Doch statt beschwingt zu Griffin zu eilen, saß sie nur da und fühlte sich untröstlich. Panik stieg in ihr auf.
„Ich lasse Sie allein, damit Sie sich anziehen können“, sagte Dr. Bainbridge und drückte ihr noch einmal tröstend die Schulter. „Ich bin sicher, wir werden in den kommenden Tagen und Wochen mehr darüber sprechen.“
Nachdem die Ärztin den Raum verlassen hatte, stand Eva vom Untersuchungstisch auf und begann sich anzuziehen. Sie hatte erwartet, dass ihre Hände zittern würden. Aber die Aufregung spielte sich nur in ihrem Inneren ab.
Diese vergangenen Wochen mit Griffin gehörten zu den besten ihres Lebens. Mit ihm fühlte sie sich, als ob ihr Alltag endlich Farbe bekommen hätte.
Ihrer beider Leben waren nahtlos ineinander übergegangen. Sie hatten müheloser zu einem gemeinsamen Leben gefunden, als Eva es sich hätte vorstellen können. Und während sie einander nähergekommen waren, hatte sich ihr Liebesleben förmlich überschlagen und war immer erfüllender geworden.
Bei der Erinnerung an das letzte Mal wurde ihr ganz heiß. Sie hatten sich in jeder vorstellbaren Position geliebt – und dann noch in
Weitere Kostenlose Bücher