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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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der Rest des Hauses ziemlich heruntergekommen und ramponiert ausnehmen.
    Als ich wieder in die Küche kam, setzte Petra ihr leeres Glas ab. »Ich gehe mich umziehen. Danach können wir über das Abendessen nachdenken.« Sie lächelte uns zu und lief zu ihrem Winzraum, der aus der Nische unter der Treppe bestand.
    »Thais«, flüsterte Clio, »bitte denk darüber nach. Mir ist das wirklich wichtig. Sag, dass du darüber nachdenken wirst!«
    Ich nickte. »Okay, mach ich.«
    Clio nickte ebenfalls, ging hinaus in den Vorgarten und ließ mich mit einem sehr unguten Gefühl zurück.

Kapitel 8
    Nicht vertrauenswürdig
    Axelle klingelte an der Tür. Im zweiten Stock schwang ein Flügelfenster auf und Sophie lehnte sich hinaus.
    »Oh … hi«, sagte sie. Axelle wusste, weshalb sie so überrascht klang. Sophie und Manon hatten normalerweise nicht viel mit ihr zu tun. Aber dies hier war ja auch kein Höflichkeitsbesuch.
    »Kann ich hochkommen?«
    Statt einer Antwort betätigte Sophie den Summer, der die Haustür im Erdgeschoss freigab.
    Oben angekommen blickte sich Axelle um. »Hübsch hier«, sagte sie. Da waren ein großzügig geschnittener Raum, eine abgetrennte kleine Küche und ein Flur, von dem Axelle vermutete, dass er zu den Schlafzimmern führte. »Seid ihr es nicht leid, umzuziehen?« Die Frage überraschte sie selbst. Normalerweise scherte sie sich nicht darum, was in Sophie oder Manon vorging.
    Manon kam über den Flur geschlendert. Sie trug ein kurzes Seidenkleid. Für einen Moment schoss Axelle durch den Kopf, was für eine gigantische Summe Manon als Kinderprostituierte hätte verdienen können, doch sofort schämte sie sich. Das würde Manon natürlich niemals tun. Aber sie könnte, und sie war ja nun kein wirkliches Kind.
    »Was gibt’s?«, fragte Manon und setzte sich in einen Sessel.
    »Axelle hat gerade gefragt, ob wir es nicht leid sind umzuziehen«, erwiderte Sophie. Sie sah verwirrt aus.
    »Na ja, also deswegen bin ich nicht gekommen«, meinte Axelle und setzte sich auf die Couch. Sie lehnte sich zurück und legte die Füße hoch.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte Sophie höflich.
    »Gott, ja!«, antwortete Axelle. »Was habt ihr denn da?«
    »Äh, Tee … oder einen offenen Wein … Und ich glaube, wir haben irgendwo auch noch einen Cointreau, den Manon zum Kochen verwendet hat.«
    »Ein wenig Cointreau wäre toll«, sagte Axelle. »Danke.«
    »Also, was meintest du wegen der Umzieherei?«, fragte Manon.
    »Nichts … ich bin hier, um über Daedalus zu sprechen«, antwortete Axelle und nahm das zierliche Glas von Sophie entgegen. »Danke. Es ist nur … als ich hereingekommen bin, habe ich kurz darüber nachgedacht, in wie vielen Apartments ich im Laufe der Jahre schon gewohnt habe, und da habe ich mich für einen kurzen Moment gefragt, ob vielleicht noch jemand keine Lust mehr aufs Umziehen hat.« Sie war schon jetzt völlig erschöpft von dieser stupiden Unterhaltung. Jetzt wusste sie wieder, warum sie sonst keinen Kontakt mit Sophie und Manon pflegte.
    »Ich bin es schon langsam leid«, sagte Manon und legte den Kopf zurück. Hellblond strömte ihr welliges Haar über die Stuhllehne wie in einer Shampoo-Werbung. Als erwachsene Frau hätte sie umwerfend ausgesehen. Was für ein Jammer.
    »Wir waren mal in diesem Ort in der Provence, noch bevor er so bekannt wurde«, fuhr Manon fort. »Da fanden wir es toll.« Sie sah Sophie an, die sie anlächelte. »Wir hätten da bis in alle Ewigkeit bleiben können, aber nach ein paar Jahren wundern sich die Leute immer, weshalb ich nicht älter werde.«
    In ihren Worten lag eine dunkle Bitterkeit. Zum ersten Mal ahnte Axelle, dass Sophie und Manon unterschiedliche Pläne haben könnten. Sie warf Sophie einen flüchtigen Blick zu und sah, wie abgespannt und traurig ihr Gesicht aussah, auch wenn sie sich alle Mühe gab, es zu überspielen. Axelle nahm einen genießerischen Schluck. Sie inhalierte das intensive Orangenaroma und ließ die brennende Flüssigkeit langsam ihre Kehle hinunterrinnen. Eigentlich war ihr Wodka lieber. Den konnte man einfach so wegkippen.
    War es für ihr Vorhaben von Belang, ob die beiden unterschiedliche Ziele verfolgten? Oder sollte sie die ganze Sache womöglich anders angehen? Sie wusste es nicht. Und sie hatte auch keine Lust mehr, darüber nachzudenken. Sie konnte genauso gut gleich mit der Sprache herausrücken.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Axelle. »Die längste Zeit, die ich je an einem Ort verbracht habe, waren acht

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