Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
sah mich an. »Diese Sache mit der Unsterblichkeit …«
    »Was ist damit?«, fragte ich misstrauisch.
    »Hast du darüber nachgedacht? Ich meine, diese Wahnsinnsgelegenheit ist uns einfach so in den Schoß gefallen und wir haben überhaupt noch nicht richtig darüber gesprochen.«
    Ich starrte sie an. »Doch, das haben wir. Wir haben darüber gesprochen, dass wir keinesfalls ein Teil davon werden möchten, dass Daedalus total ätzend und durchgeknallt ist und die Treize uns endlich in Ruhe lassen soll.«
    »Nein, haben wir nicht«, gab Clio ernst zurück. »Vielleicht hast du irgendwas in der Art gesagt, doch wir beide haben die Sache noch nicht richtig ausdiskutiert. Und ich habe mehr und mehr darüber nachgedacht.«
    »Okay, also noch mal, was ist damit?« Mir gefiel die Wendung nicht, die unser Gespräch genommen hatte. Ich lief aus dem Zimmer und die Treppen hinunter.
    In der Küche nahm ich einen Apfel aus der Schüssel, die auf dem Tisch stand, und biss hinein. »Mann, die Äpfel schmecken vielleicht scheiße hier«, grummelte ich. Clio kam herein und schenkte uns zwei Gläser Eistee ein. Sie und Petra tranken nicht besonders viel Limo. Für sie war das ein »Soft Drink«, den sie nie einkauften. Vielleicht weil ihnen das nicht natürlich genug war oder so. »Du weißt nicht, was ein echter Apfel ist, bevor du nicht einen im Norden probiert hast, da wo sie angepflanzt werden.«
    »Okay, eines Tages werde ich das ganz bestimmt tun. Aber jetzt mal ehrlich, Thais, willst du nicht auch unsterblich sein?«
    Da. Sie hatte es gesagt. Jetzt konnte ich es ja wohl schlecht ignorieren. »Also … nein.«
    Der ungläubige Ausdruck auf Clios Gesicht sprach Bände.
    »Thais! Unsterblichkeit! Je mehr ich darüber nachdenke, desto stärker will ich es. Ich möchte auf der Stelle eingefroren werden. Ich will nicht sterben. Und ich will nicht, dass du stirbst.«
    »Ich will auch nicht, dass wir sterben«, sagte ich. »Aber beim Gedanken an den Ritus wird mir himmelangst, vor allem, wenn man bedenkt, was bei der Récolte passiert ist! Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass ich den echten Ritus durchstehen würde! Außerdem haben wir keine Ahnung, was da passieren kann!« In der Hoffnung, dass sie es nun endlich gut sein lassen würde, stand ich auf, um mich um die Vorhänge zu kümmern, die noch gewaschen werden mussten. Als plötzlich Petras Gesicht vor meinem inneren Auge erschien, hielt ich inne. Ich war mir nicht sicher, was das zu bedeuten hatte.
    »Ich fühle …«, begann ich, als ich hörte, wie sich die Haustür öffnete. Und mit einem Mal wusste ich, was es mit meiner Empfindung gerade eben auf sich hatte. »Petra? Ich habe dich gespürt!«, rief ich erstaunt. »Ich habe dich gespürt, noch bevor du hereingekommen bist!«
    »Hallo, Mädels«, rief Petra und kam in die Küche gelaufen. Aufgeregt blickte ich zu Clio hinüber, doch sie wirkte durcheinander, ja sogar ein bisschen wütend. »Wir werden später darüber reden«, sagte sie und begann, die Geschirrspülmaschine einzuräumen.
    »Ziemlich cool, was?«, fragte Petra. »Du hast meine Aura gespürt. Je besser du jemanden kennst, desto leichter wird es dir fallen, wobei das auch bei Fremden funktioniert. Sogar bei Tieren, wenn du dich richtig konzentrierst.«
    »Okay«, erwiderte ich beeindruckt.
    »Und noch mal hallo«, sagte Petra, während sie Clio auf die Wange küsste. »So nach und nach erwachen deine Kräfte, Liebes. Je mehr Zeit vergeht und je mehr du dazulernst, desto stärker werden sie. Irgendwann wird es dir in Fleisch und Blut übergehen, deiner Umgebung mit geschärfter Aufmerksamkeit zu begegnen.«
    Sie ließ ihre Makramee-Tasche auf einen Stuhl fallen. »Ich habe den Vorgarten gesehen. Ihr zwei habt ja wirklich hart gearbeitet.«
    »Das war Clio«, sagte ich. »Clio und Melysa. Melysa wird sich später bei dir melden, sollen wir dir ausrichten.«
    Petra schenkte sich ein Glas Eistee ein und lehnte sich an die Theke. Sie sah müde aus.
    »Harter Tag?«, fragte ich, während ich ein paar Vorhänge vom Tisch nahm. Ich öffnete die Hintertür – unsere Waschmaschine und der Trockner befanden sich in einem kleinen angrenzenden Raum, den man an die Hinterseite des Hauses angebaut hatte. Die Fassade war komplett vom Feuer geschwärzt worden, aber wenigstens waren die Haushaltsgeräte unversehrt geblieben. Und die inzwischen wieder verschalte Außenseite wurde gerade frisch gestrichen. Wenn sie fertig war, würde sie wie neu aussehen. Dagegen würde sich

Weitere Kostenlose Bücher