Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
Jahre. Andauernd umzuziehen wird irgendwann mühsam. Aber wie dem auch sein – natürlich haben Daedalus und ich unsere Freundschaft über die Jahre hinweg aufrechterhalten. Und als er mir gesagt hat, dass er die Zwillinge ausfindig machen wolle, na ja, da hat mir das völlig eingeleuchtet. Schließlich profitieren wir doch alle auf die ein oder andere Weise vom dem Ritus, nicht wahr? Aber in letzter Zeit habe ich mich gefragt, ob Daedalus vielleicht noch ein anderes Ziel vor Augen hat, von dem niemand, nicht mal Jules oder ich, etwas weiß. Um ganz ehrlich zu sein, frage ich mich, ob er vertrauenswürdig ist.«
    Sophie und Manon sahen sie ernst an.
    »Und nicht nur er … auch Petra. Sie ist so um die Sicherheit der Zwillinge besorgt, dass sie das große Ganze aus den Augen verliert. Vielleicht ist es ihr ganz egal, was Daedalus im Schilde führt, solange die Mädchen nur in Sicherheit sind. Das macht mir Sorgen. Ich habe das Gefühl, als bräuchte ich einen Plan B. Als bräuchten wir alle einen Plan B. Was sagt ihr dazu?«
    »Was sagen wir wozu?«, fragte Manon mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    »Na, dass wir uns verbünden«, erwiderte Axelle ungeduldig. »Wir drei. Wenn wir die Gewissheit hätten, dass wir aufeinander aufpassen, dann wären wir vielleicht in der Lage, uns ein bisschen zu entspannen, uns nicht so viele Sorgen zu machen. Ich meine, immerhin geht es hier um die Treize. Wem von ihnen kann man trauen?«
    »Ja, ich verstehe«, sagte Sophie langsam.
    »Ich weiß nicht, was Daedalus vorhat«, fuhr Axelle fort und stellte ihr leeres Glas auf den kleinen Couchtisch. Von dem Cointreau bekam sie ein angenehm warmes Gefühl im Bauch. »Ich weiß nicht, was irgendjemand hier vorhat. Ich würde gerne mit den anderen sprechen, aber ohne Daedalus. Falls sein Plan scheitert, sollten wir, oder wenigstens einige von uns, zusammenhalten.«
    »Klingt einleuchtend«, sagte Manon und sah zu Sophie hinüber.
    »Denkt einfach drüber nach«, erwiderte Axelle, während sie aufstand. Sie zog sich ihren Lycra-Rock über die Hüften und schlüpfte wieder in ihre Sandalen mit den hohen Absätzen. Mit Schaudern dachte sie an die hässlichen Schuhe zurück, die man während des Zweiten Weltkriegs getragen hatte.
    »Denkt drüber nach, besprecht es noch einmal und dann sagt mir Bescheid, okay?«
    »Okay«, antwortete Sophie und begleitete sie zur Tür. »Danke, dass du gekommen bist, um mit uns darüber zu reden.«
    Axelle, die schon auf der Treppe war, hielt inne und blickte zu Sophie auf. »Du und ich, wir waren von jeher verschieden und werden es auch immer sein«, sagte sie. »Wenn dieses Drama hier vorbei ist, wechseln wir vielleicht wieder sechzig Jahre lang kein Wort miteinander. Normalerweise kümmert es mich kein bisschen, was ihr für ein Leben habt oder was ihr zwei damit anstellt. Aber wenn es gefährlich wird, wenn Daedalus vorhat, uns genauso zu benutzen, wie es Melita getan hat, dann müssen wir zusammenhalten, und zwar fest zusammenhalten, verstehst du?«
    »Ja«, nickte Sophie und schien schon wieder traurig.
    »Okay. Also dann bis später.« Axelle lief die Stufen hinunter und auf die ruhige Straße des Wohngebiets hinaus. Sie holte tief Luft und blieb stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Bei der Göttin, das war schwer gewesen. Es war so viel anstrengender, die Wahrheit zu sagen, als sich ein Netz aus Halbwahrheiten zusammenzuspinnen, die einer genauen Prüfung nicht standhielten. Wie unnatürlich. Sie schüttelte den Kopf, blies einen langen Rauchfaden in die Luft und lief zu ihrem Auto.

Kapitel 9
    Clio
    Was Thais betraf, musste ich noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten, so viel war klar. Ich musste ihr ein paar Gründe liefern, die sich mehr nach ihr anhörten. Zum Beispiel, dass sie ein Heilmittel gegen Krebs finden könnte, wenn sie nur lang genug lebte. Irgend so was. Oder, dass wir uns nie wieder über mögliche Angriffe Sorgen machen müssten, wenn wir unsterblich wären. Über Straßenräuber und Laternenpfähle würden wir nur noch lachen. Wie könnte sie da nicht auf der Stelle einverstanden sein?
    Ich würde später mit ihr darüber reden und vielleicht noch ein bisschen recherchieren. Jetzt musste ich mich erst mal um Punkt Nummer zwei, meinen Zauber, kümmern.
    In meiner Vision von Cerise, die während des Ritus starb, hatte ich gesehen, wie die Runen und Sigillen in der Erde für den Bruchteil einer Sekunde aufleuchteten, bevor der Blitz einschlug. Sie loderten wie Feuer. Einige

Weitere Kostenlose Bücher