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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Schwingungen zu sehr zu verändern. Ich glaube, sie hat ihn in einer kleinen Truhe unter ihrem Bett.«
    »Okay.« Ich stand auf und lief eilig die Treppe hinauf. Ein Zauberstab! Wie bei Harry Potter! In Clios Zimmer ließ ich mich auf allen vieren nieder und schlug die Tagesdecke zur Seite. Sie machte ihr Bett grundsätzlich nicht, und es sah immer aus, als habe ein Ringkampf darauf stattgefunden. Plötzlich schoss mir die Vorstellung durch den Kopf, wie Clio und Luc hier zusammen auf dem zerwühlten Bett lagen. Ich zuckte zusammen und sog den Atem ein.
    Ich ließ mich auf die Fersen sinken und presste die Luft wieder raus. Ich wusste nicht, ob die beiden miteinander im Bett gewesen waren. Und ich wollte es auch gar nicht wissen. Aber ich vermutete, sie hatten es getan – was das betraf, war Clio weiter als ich. Bei mir war bis auf Küssen bis jetzt ja noch nichts gelaufen. Doch darüber nachzudenken, mir die beiden dabei vorzustellen, war unglaublich schmerzhaft, und ich hatte versucht, das Bild aus meinen Gedanken zu verbannen.
    Was ich auch jetzt wieder tat.
    Nach einem tiefen Seufzer bückte ich mich noch weiter und schaute nach dem Kistchen unter dem Bett. Es war mit wunderschönen Einlegearbeiten aus Holz versehen und sah sehr alt aus, doch gut erhalten. Eine kompliziert gearbeitete Rose aus verschiedenen Hölzern zierte den Deckel. Als ich es unter dem Bett hervorzog, sah ich die Ränder von einem Stoß Papier zwischen Clios Matratze und dem Unterbau hervorlugen.
    Ich biss mir auf die Lippen. Warum sollte ich eigentlich herausfinden wollen, um was für Papiere es sich handelte? Wenn es Liebesbriefe von Luc waren, wollte ich sie nicht sehen, ja ich wollte nicht mal wissen, dass sie existierten. Und wenn es Clios Tagebuch war, wollte ich es nicht lesen.
    Und dennoch glitten meine Finger unter die Matratze und zogen die Blätter hervor, ganz so, als würde ich jemand anderem dabei zusehen.
    Sie entpuppten sich als altes Buch mit abgegriffenem Rücken und Seiten, die schon fast zerfielen. Der Einband musste einmal rot gewesen sein, doch das konnte man kaum noch erkennen. Ich öffnete es.
    Die Geschichte des einen Hermann Parfitte und wie er lernte, der Anderen Macht zunichtezumachen. Oh mein Gott. Was tat Clio denn damit ?
    Ich blätterte durch die ersten Seiten und überflog ein paar Zeilen. Sie waren zum Teil auf Englisch und zum Teil auf Französisch geschrieben. Stellenweise musste ich an Zaubersprüche denken, aber ich hätte nicht sagen können, in welcher Sprache sie verfasst waren. Als hätte man lauter französische Wörter in einen Mixer gesteckt. Clio hatte sich Notizen an den Rand gemacht und ein paar Bruchstücke übersetzt. Ihre Handschrift war noch schlimmer als meine. Ich wendete das Buch hin und her und versuchte zu entziffern, was sie da geschrieben hatte.
    Eine Minute später saß ich immer noch da und war innerlich am Durchdrehen. Ich hatte das Gefühl, als sendeten die Seiten selbst magische Vibrationen aus. Die wenigen Wörter, die Clio übersetzt hatte, lauteten: Kontrolle, Wille, Geist, Macht, Jenseits und Lebewesen. Oh wow. Was sollte das alles? Während des Récolte-Zirkels hatte sich Daedalus unserer Energien bemächtigt. Hatte Clio ihm das Buch gestohlen? Wollte sie ebenfalls lernen, wie so etwas ging? Oder herausfinden, wie sie sich selbst – und mich vielleicht auch – unsterblich machen konnte? Was dachte sie sich nur dabei? Das erschien mir derart gefährlich …
    Ich klappte das Buch zu und schob es wieder unter die Matratze, sodass nichts mehr davon zu sehen war. Ich hätte wetten können, Petra wusste nichts von der ganzen Sache. Clio und ich würden darüber sprechen müssen. Und wenn sie nicht davon anfing, würde ich es tun.
    Schnell öffnete ich die Holzkiste und hoffte, nicht noch über weitere dunkle Geheimnisse zu stolpern. Doch dankenswerterweise entdeckte ich in ihrem Inneren nur bekannte Zauberutensilien. Ich nahm Clios Zauberstab, schloss die Kiste und eilte wieder nach unten.
    Den Stab versuchsweise hin- und herschwenkend, lief ich zurück in die Küche.
    »Okay, ich bin so weit«, sagte ich.

Kapitel 15
    Nicht mit gewöhnlichen Mitteln
    Es war immer noch wunderschön. Richard drehte das Messer in den Händen hin und her und fuhr über die kühle, rasiermesserscharfe Klinge aus Obsidian. Der Griff war fein gearbeitet, von Hand geschnitzt und wunderbar schwarz glänzend poliert. Man konnte praktisch jede Einkerbung erkennen. Langsam strich er über die kaum

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