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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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treten?
    »Wir haben uns nur einen Film angeschaut«, sagte ich schwach. Mein Gesicht brannte. Ich würde nie wieder in dieses Haus kommen, nie Kevins Dad kennenlernen können – nicht nach heute Abend. Sie würde ihm erzählen, Kevin habe mit irgendeinem Mädchen rumgemacht, mit mir halt, und ich würde nie …
    Glaub mir.
    Der Gedanke entkam mir, als hätte er sein eigenes Ziel.
    Glaub, was du siehst, nicht deiner Angst.
    Vertrau auf dein Kind, um dessen Herz du bangst.
    Eigentlich hatte ich das gar nicht aussenden wollen, ja ich wusste nicht mal, was es bewirken würde. Doch mir war das hier alles einfach zu peinlich, und ich wollte nur, dass es aufhörte.
    Mrs LaTour blinzelte, neigte den Kopf und lehnte sich gegen den Türrahmen der Küche. »Himmel, ich bin … so müde«, sagte sie schwach. »Das war mir gar nicht klar.«
    Sie blickte uns an. »Wo waren wir gerade?«
    »Ähm«, machte Kevin.
    »Nun, es ist schon spät … ich sollte wirklich gehen«, sagte ich. »Um zehn Uhr soll ich zu Hause sein.« Das stimmte zwar nicht, aber sollte sie mich doch als das nette Mädchen mit der »Sperrstunde« in Erinnerung behalten.
    »Gut. Thais, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Ich fahr dich heim«, sagte Kevin, während er praktisch vom Sofa aufsprang.
    »Es war nett, Sie kennenzulernen, Mrs LaTour«, sagte ich.
    »Dr.«, flüsterte Kevin. »Dr. Hendricks.«
    »Entschuldigung. Dr. Hendricks«, stotterte ich. Ich griff nach meinem Sweater, von dem Clio mir abgeraten hatte, und Kevin und ich machten uns aus dem Staub.
    Als er mich zu Hause absetzte, war Clios Auto nicht da. Kevin begleitete mich zur Veranda und wir blieben eine Weile abseits des hellen Scheins der Straßenlaterne stehen, küssten uns und murmelten Verabschiedungen.
    »Tut mir leid, dass meine Mom so reingeplatzt ist«, sagte er.
    »Schon okay«, erwiderte ich. »Mir war das nur total peinlich.«
    »Sie wird es vergessen«, sagte er.
    Ja, das glaube ich auch. Der Gedanke bereitete mir Unbehagen.
    Schließlich rissen wir uns voneinander los. Ich ging ins Haus und sah mich nach Petra um. Das Licht in der Küche war noch an. Ich konnte Clios Anwesenheit im Haus fühlen, was seltsam war …
    … und als ich in der Küche stand, saß sie mit Petra am Tisch. Beide blickten düster drein. O-ooo, dachte ich. Was ist jetzt wieder los?
    »Ich habe dein Auto gar nicht gesehen«, sagte ich. »Ich dachte, du bist ausgegangen.«
    »Dafür gibt es einen Grund«, sagte Clio bitter.
    »Ich habe versucht, dich anzurufen«, meinte Petra.
    Stirnrunzelnd zog ich mein Handy aus der Tasche. Ich hatte es nicht eingeschaltet. »Oh.«
    Dann erzählten mir die beiden, wie meine Schwester fast getötet worden war, während ich mit meinem Freund rumgemacht hatte. Schon wieder.
    Mein erster Gedanke war: Melita?

Kapitel 22
    Kommt über sie hinweg
    Das Französische Viertel war sogar noch tiefer in seinem eigenen Sündenmorast versunken. Seit vierzig Jahren war Marcel nicht mehr hier gewesen. Damals war es schon erschreckend gewesen, doch jetzt kam er sich vor wie am Eingang zur Hölle.
    Nun, er hatte genug gesehen. Hier, inmitten von grellen Lichtern, grellen Menschen, schrecklichen Gerüchen und ohrenbetäubendem Lärm, vermisste er sein Zuhause im Kloster so sehr, dass es wehtat. Er würde nie wieder zurückkönnen. Irgendetwas würde hier geschehen, das ihn davon abhielt, das wusste er. Und wie sollte er mit frischem Blut an den Händen zu Pater John zurückkehren?
    Er drehte sich um und lief zurück in die St. Charles Avenue. Es war drei Uhr nachts – wahrscheinlich würde es noch eine Weile dauern, bis die Straßenbahn kam. Um diese Uhrzeit würden nicht viele Ortansässige an der Haltestelle stehen. Die Kriminalität war derart außer Kontrolle geraten, dass die meisten Anwohner hinter verschlossenen Eisentoren wohnten, mit Alarmanlagen und privatem Sicherheitsdienst.
    Marcel machte sich keine Sorgen darum, überfallen zu werden. Er hatte nichts zu verlieren, nicht mal sein Leben.
    Als er an einem Lokal vorbeiging, in das Ouida ihn in den 50er-Jahren mal eingeladen hatte, kamen drei Betrunkene herausgestolpert, die lachten und sich gegenseitig stützten. Beinahe wären sie in ihn hineingetorkelt. Müde und angewidert trat er einen Schritt zurück.
    Oh.
    Er kannte die Trunkenbolde. Es waren drei der Menschen, die er am wenigsten mochte.
    Vor lauter Lachen rangen sie nach Luft und richteten sich ungeschickt auf.
    »Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagte Claire und blickte benebelt

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