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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Herz. Cerise war ein liebes Mädchen – sie hat nicht verdient, was passiert ist. Und bei der Göttin, wir haben die Tragödie seither alle weitergespielt. Aber ihr zwei seid die unbeirrbarsten Idioten, die ich je … ihr seid erbärmlich, alle beide. Armer Marcel. Armer Richard. Haben ihre große Liebe verloren.«
    Betroffen wich Marcel einen Schritt zurück. Blut stieg ihm in den Kopf, seine Wangen glühten.
    »In all der Zeit war es immer nur Cerise, Cerise, Cerise«, fuhr Claire fort. Auf einmal schien sie stocknüchtern. Ihre grünen Augen brannten. »Ihr könnt ja gar niemand anderen mehr sehen. Ihr erkennt die Liebe nicht …« Sie hielt inne und ihr Mund schnappte so abrupt zu wie eine Falle. Kalkweiß vor Ärger starrte sie die beiden an, dann rieb sie sich die Augen. »Ich bin müde«, sagte sie. »Ich gehe zurück zu Jules.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und lief über die Straße, entfernte sich von den Lichtern der Chartres Street. Sie schien ein wenig zu torkeln, und nach einer Weile meinte Luc: »Ich begleite sie lieber, damit sie gut nach Hause kommt.«
    Richard sah ihn fest an, doch Marcel wusste, dass er genauso erschrocken war wie er selbst.
    »Sie redet Schwachsinn«, hörte er sich sagen. »Sie ist betrunken. Wie immer. Hat keine Ahnung, wovon sie spricht.«
    Richard, der gerade mal einen halben Meter weit entfernt stand – nah genug, um ihn zu erwürgen –, warf ihm ein eigenartiges Lächeln zu. »Claire weiß immer, wovon sie spricht. Sie weiß mehr als du und ich zusammen. Und das obwohl du so viel gelernt hast, als du ein halbes Leben lang Melitas Sklave warst.«
    Schmerz durchfuhr sein Herz so heftig, dass Marcel nach Luft rang. Mit einer Hand vor der Brust taumelte er ein paar Schritte zurück und lehnte sich gegen den abbröckelnden Putz des Napoleon House. Ein paar Leute warfen ihm alarmierte Blicke zu, doch sie verschwammen, verschwanden aus seinem Blickfeld. Alles was er sehen konnte, war Richards Gesicht, dieses fiese, wunderschöne Gesicht eines Engels, dem Claire nicht hatte widerstehen können.
    »Wie konntest du …«, würgte er hervor. »Wer weiß noch davon? Wieso …«
    Doch Richard warf ihm nur ein weiteres, verkrampftes Lächeln zu, drehte sich dann um und ging.

Kapitel 23
    Clio
    Noch eine schlaflose Nacht. Ich war vollkommen erschöpft. Der Tag hatte sich endlos gezogen und der Abend war schrecklich gewesen. Jedes Mal, wenn ich jetzt die Augen schloss, sah ich schwarzen Rauch aus meinem Camry zum Himmel aufsteigen.
    Okay, okay, Clio, denk nach. Denk noch mal über alles nach. Jemand versucht – schon wieder – dich oder Thais zu töten. Je länger ich über Thais’ Theorie bezüglich Melita nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien sie mir. Gut, es war ein bisschen weit hergeholt, aber hier ergab ja sowieso nichts einen Sinn. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum man mich oder Thais loswerden wollte, es sei denn, zwei von uns waren zu viel für eine volle Treize. Daedalus brauchte eine volle Treize – und sonst nichts – für seinen Ritus. Irgendjemand wollte eine von uns aus dem Weg haben. Sosehr mich der Gedanke, mit Hermann Parfittes Buch zu arbeiten, auch reizte und so gerne ich wissen wollte, wie man die Kraft des Zirkels kontrollieren konnte, so musste ich doch noch dringlicher wissen, wer hinter den Angriffen auf uns steckte.
    Danach würde sich alles andere von selbst lösen.
    Zumindest hoffte ich das.
    Okay. Jetzt wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich stand aus dem Bett auf und ging leise in Thais’ Zimmer. Sie schlief tief und fest und ihr stufiges schwarzes Haar umgab sie dabei wie ein Glorienschein. Ich kniete mich neben ihr Bett und rüttelte sie an der Schulter.
    »Thais«, sagte ich leise. »Thais, wach auf.«
    Sie bewegte sich, blinzelte und schreckte hoch. Ihre Augen stellten mich scharf und sofort wirkte sie alarmiert. »Was ist? Ist alles in Ordnung mit dir?« Sie setzte sich auf und sah mich ängstlich an.
    »Hi«, flüsterte ich. »Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Aber ich brauche dich.«
    »Was?« Sie rieb sich die Augen und sah immer noch besorgt aus. »Was ist denn los?«
    »Ich erklär’s dir später«, sagte ich. »Jetzt müssen wir erst mal Nans Auto klauen.«
    7
    Bei niemandem sah steife Missbilligung so überzeugend aus wie bei Thais, das musste ich ihr lassen. Sie war sogar besser als Nan. Viel besser.
    Wie sie hier neben mir in Nans Volvo saß. Nur einmal hatte sie die Arme nicht vor der Brust verschränkt,

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