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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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blinzelnd zu ihm auf. Als sie ihn erkannte, änderte sich ihr Gesichtsausdruck, und sie stellte sich noch aufrechter hin. »Marcel.«
    Richard und Luc nahmen ebenfalls Haltung an, als wollten sie wegen ihrer Begegnung auf einen Schlag nüchtern werden. Vielleicht … vielleicht wandten sie auch leichtfertig irgendwelche Zauber an, die ihren Organismus von Schadstoffen und Giften befreiten. Es würde ihnen ähnlich sehen, die Macht der Magie zu missbrauchen. Er selbst hatte schon seit langer, langer Zeit keine Magie mehr praktiziert – nicht, seit er sein Leben 1919 dem Gott der Christen geweiht hatte. Ja er versuchte sogar, gar nicht erst über Magie nachzudenken. Den Menschen stand es nicht zu, sich Gottes Macht anzueignen, aber genau das tat Magie. Nur Gottes Hand sollte die Dinge von ihrem natürlichen Weg abbringen können, nichts und niemand sonst.
    Doch wenn er die drei so betrachtete, war klar, dass sie diesen Unterschied nicht begriffen. Er versuchte, keine Regung zu zeigen, doch seine Oberlippe hatte sich bereits angewidert gekräuselt. Natürlich war Luc immer noch vollkommen zügellos. Doch wo waren seine derzeitigen Frauen der Woche? Normalerweise hingen immer zwei oder drei wie Kletten an ihm.
    Und Richard.
    Richard war die personifizierte Hand Gottes, auf die Erde gesandt, um Marcel zu demütigen und ihn auf seine allzu menschlichen Schwächen hinzuweisen. Jemanden so abgrundtief zu hassen, wie er Richard hasste, von seinem bloßen Anblick zur Gewalt gereizt zu werden – das waren die tragischen Charakterfehler, an denen Marcel sein ganzes Leben lang zu arbeiten versucht hatte.
    Doch ohne Erfolg.
    »Marcel«, sagte Luc und streckte die Hand aus. »Tut mir leid, dass du auf diese Art hierher zurückgeholt wurdest. Daedalus zelebriert mal wieder eins seiner machthungrigen Bankette. Und du und Claire, ihr wart die Appetizer.«
    Marcel zwang sich, Lucs Hand zu schütteln.
    »Luc.«
    »Ich bin am Donnerstag angekommen«, sagte Claire. Sie fischte eine verkrumpelte Packung Zigaretten aus ihrer ausgebeulten Tasche und steckte sich eine an.
    »Tabak«, sagte Marcel. »Ein Gehilfe Satans. Knechtschaft, Krebs, Konzernlügen, mutwillige Vergiftung – das alles ist auf die Tabakindustrie zurückzuführen.«
    »Schön, dass du so locker geworden bist«, murmelte Luc.
    Claire sah Marcel an und blies den Rauch seitlich aus ihrem Mund, von ihnen weg. »Marcel, Schatz, du scheinst die Message nicht gekriegt zu haben. Es gibt keinen Satan und auch keine Hölle. Wir haben la Déesse, le Dieu, die Lebenskraft, die allem innewohnt. Wir haben uns selbst und unseren freien Willen. Du kannst doch nicht so tun, als würdest du an etwas anderes glauben.«
    »Ich glaube nicht nur an etwas anderes«, antwortete Marcel, »ich weiß, dass es so ist. Es gibt nur einen wahren Gott, seinen heiligen Sohn und den Heiligen Geist. Und ganz gewiss gibt es Satan, ganz bestimmt die Hölle.« Schließlich hatte er beides schon gesehen. In Großaufnahme.
    Claire atmete tief aus. »Okay. Wie auch immer. Jedenfalls haben wir gerade ein paar mögliche Methoden diskutiert, um Daedalus um die Ecke zu bringen.« Ihr Gesicht hellte sich auf und Luc lächelte wieder. »Hast du vielleicht ’ne Idee beizusteuern?«
    »Wenn ich die hätte, hätte ich sie schon vor langer Zeit in die Tat umgesetzt, nämlich bevor ich meine Seele Gott versprochen habe. Aber es hätte nicht unbedingt Daedalus dran glauben müssen.«
    Aus dem Augenwinkel sah Marcel, wie sich Richards Muskeln anspannten. Als er ihm ins Gesicht blickte, sah er einen Spiegel seines eigenen Hasses und Grolls.
    Luc seufzte und verdrehte die Augen.
    »Verdammt noch mal!« Claire stieß Marcel mit der Faust gegen die Brust. Wütend blickte sie zwischen ihm und Richard hin und her. »Zum Teufel mit euch beiden! Das ist 250 Jahre her! Ihr müsst endlich mal darüber hinwegkommen ! Kommt über sie hinweg! Ihr vertrottelten Idioten! Lasst doch endlich los !« Einige Passanten blieben stehen, um das Spektakel, das sich vor ihren Augen abspielte, zu beobachten.
    Richard und Luc schienen so verblüfft, wie Marcel sich fühlte. Claire war immer schon eine Drama-Queen gewesen, aber in diesem Ton hatte sie noch nie mit ihnen gesprochen. Sie hatte immer gesagt, Schmerz und Liebeskummer würden sie langweilen. Sie amüsiere sich lieber.
    Erneut setzte sie zum Sprechen an, ihre Stimme war leise und zitterte vor Ärger. »Ihr seid beide so dumm und so blind. Nach Jahrhunderten bricht es euch immer noch das

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