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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Magenschleimhaut an, sich zu zersetzen. Ihm wird schwindlig, er fühlt sich schwach, muß sich erbrechen – du hast es gerade auf klassische Art demonstriert bekommen. Inzwischen fragt man sich, wie ich erfahren habe, immer mehr, ob Aspirin so leicht zugänglich sein sollte, wie das der Fall ist.
    «
    »Was hätten sie unternommen, wenn er rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen wäre?«
    »Eine interessante Frage, der wir nur jetzt nicht mehr nachzuge-hen brauchen. Wahrscheinlich hätte man Zeit verschwendet mit Blutuntersuchungen und so weiter. Wahrscheinlich hätte man erst einmal ein aufgebrochenes Magengeschwür vermutet oder ähnliches.
    Besonders interessant ist aber nicht nur die Tatsache, daß viele Menschen im Raum waren, die wahrscheinlich von Cudlipps Allergie gegen Aspirin wußten, sondern daß ich Bezirksstaatsanwalt bin und daher erwarten konnte, daß im Krankenhaus besonders schnell reagiert werden würde. Es scheint fast so, als hätte jemand Cudlipp die Aspirintabletten in einer Situation verabreicht, die einen tödlichen Ausgang ausschließen sollte.«
    »Könnte er das Aspirin nicht aus Versehen genommen haben?
    Ich meine, könnte es nicht doch ein bloßer Unglücksfall gewesen sein?«
    »Sehr unwahrscheinlich. Jemand, der weiß, daß er gegen Aspirin allergisch ist – und Cudlipp wußte das –, hätte nur mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen werden können, es zu nehmen. Tatsächlich 87

    war Cudlipp gewöhnt, ein anderes Mittel zu nehmen, ein aus Eng-land importiertes Medikament. Ich habe es hier.« Reed legte ein Tablettenröhrchen auf den Tisch. »Sauber etikettiert. Ein Analgeti-kum ohne Aspirin: mit anderen Worten, ein schmerzstillendes Mittel, das die Blutgefäße nicht erweitert.«
    »Paracetamol, B. P.«, las Kate.
    »B. P. heißt britisches Pharmazeutikum, falls du dich das gefragt hast. Ich habe erfahren, daß es inzwischen ein amerikanisches Produkt in Kapselform gibt, aber Cudlipp war wohl an das Paracetamol gewöhnt und hat es deswegen weiter genommen.«
    »Hätte er das Aspirin denn nicht geschmeckt?«
    »Was bist du doch für ein kluges Mädchen. Ich bin erst nach fünf Stunden auf diese Frage gekommen. Aber ich weiß, wieso du daran denkst. Welche Sorte Aspirin nimmst du?«
    »Die billigste, die es im Drugstore gibt. Mein Arzt sagt, Aspirin ist Aspirin, und es ist Blödsinn, mehr als einen Dollar für die Groß-
    packung zu bezahlen.«
    »Da hat er natürlich recht, es sei denn, du magst den Geschmack von Aspirin nicht, das sich ja gleich auf der Zunge auflöst. Dann bezahlst du nämlich deutlich mehr und kaufst gepuffertes Aspirin –
    mit deinem zukünftigen Ehemann erwirbst du übrigens einen Kon-sumenten von gepuffertem Aspirin –, und das schmeckt nicht anders als Paracetamol. Verstanden?«
    »Also hat jemand Cudlipps Parasoundso mit gepuffertem Aspirin vertauscht, das genauso aussieht. Was hast du sonst noch an dir, wovon ich nichts weiß?«
    »Ein hinreißender Gedanke, aber ich weigere mich, ihm nachzu-gehen, und widme mich lieber weiter der Frage der Aspirin-Analgetika. Du weißt, wie langweilig ich werde, wenn ich vor einem Rätsel stehe.«
    »Gerade gestern abend habe ich gedacht, wie bezaubernd du immer bist. Weißt du, Reed, ich glaube, wenn du nur früher schon auf so einer Party im Institut aufgetaucht wärst und hättest mir deinen Anblick gegönnt, wie du da groß und schlank und entspannt inmitten all dieser Professoren stehst, ich hätte dir schon vor langer Zeit einen Antrag gemacht. Hättest du ihn angenommen?«
    »Wahrscheinlich mit viel weniger zitternden Knien als heute. Du weißt, Kate, ich habe nie wirklich was dagegen gehabt, daß du eine in die Jahre gekommene Nancy Drew bist…«
    »Das ist jetzt aber unfreundlich, Reed, das ist einfach häßlich…«
    88

    »Verzeih mir. Wahrscheinlich war mir klar, daß du dich in diese Geschichte hast hereinziehen lassen, und ich habe nach Männerart gehofft, daß du bereit wärst, dich daraus zurückzuziehen – weißt du, einfach weiterzumachen wie vorher.«
    »Aber keiner von uns kann so weitermachen wie vorher, das geht einfach nicht mehr, wenigstens dann nicht, wenn man zu der Sorte Mensch gehört, die zuhört und zugibt, verwirrt zu sein, und das ist etwas, was von Nancy Drew noch niemand behauptet hat. Aber warum machst du dir solche Sorgen? Das sieht dir gar nicht ähnlich. Ich weiß, es ist eine gräßliche Sache, aber es könnte doch trotzdem ein Unfall gewesen sein – oder jemand hat schon vor

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