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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Ihnen eingeschrieben sind, dann Dekan Frogmore, Bill McQuire von den Wirtschaftswissenschaftlern, von dem ich wirklich mehr Verstand erwartet hätte. Alle taten so, als ob diese dumme Klippschule, egal, ob sie nun Abschlüsse vergibt oder nicht, tatsächlich lebensfähig wäre, tatsächlich…«
    Cudlipp wurde blaß und offensichtlich schwindlig, denn er stütz-te sich an einem der Schreibtische ab. »Mein Gott«, hörte Kate ihn sagen, »Aspirin, Aspirin.« Und bevor sich jemand rühren konnte, hatte er sich schon heftig übergeben. Dunkelbraunes Blut, das wie Kaffeesatz aussah.
    Alle, bis auf Reed, waren wie versteinert. »Rufen Sie das Krankenhaus an«, sagte er zu einer der Sekretärinnen, die herbeigeeilt kam, »sagen Sie ihnen, wir haben einen Notfall. Blutsturz, Magen-blutungen. Sie«, sagte er und deutete auf Plimsole, der erstaunli-cherweise den Mund hielt, »Sie helfen mir, ihn in den Aufzug zu schaffen. Wir warten lieber nicht auf den Krankenwagen. Liegt das Krankenhaus nicht an dieser Straße?«
    Plimsole half Reed, Cudlipp hochzuheben, keine leichte Sache.
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    Mit der Hilfe zweier weiterer Professoren konnten sie ihn schließlich tragen. Kate lief voraus, um den Aufzug herbeizurufen, aber wun-derbarerweise wartete er schon im achten Stock. Sie hielt die Tür auf, während Cudlipp hineingetragen wurde. Während die Tür zuging, sah Kate, wie Cudlipp sich erneut erbrach. Plimsole drückte auf den Knopf, und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Alle standen da und wußten nicht, was sie tun sollten. »Vielleicht nehme ich die Treppe und helfe ihnen«, sagte O’Toole, der bis dahin stocksteif dagestanden hatte. Er rannte die Treppen hinunter, gefolgt von dem etwas langsameren Clemance.
    Aber der Aufzug erreichte das Erdgeschoß erst viele Minuten nach O’Toole und Clemance. Er war zwischen dem dritten und vierten Stockwerk steckengeblieben. Cudlipp hatte unaufhörlich gebrochen, und als sie ihn endlich aus dem Aufzug ins Krankenhaus geschafft hatten, war es zu spät. Er hatte eine Menge Blut verloren und war nicht mehr zu retten. Er starb noch in derselben Nacht.
    Es war fast Morgen, als Kate Reed die Tür öffnete, und als sie sich ansahen, fiel ihnen der Grund für die Party ein, die so plötzlich geendet hatte, und sie waren trotz allem glücklich.
    Aber früher oder später mußten sie darüber reden. »Es ist schon eine Weile her«, sagte Reed, »daß ich einem Menschen beim Sterben zugesehen habe, obwohl er ja klinisch noch nicht tot war, als er ins Krankenhaus davongekarrt wurde. Die widerliche Ironie bei der Geschichte ist, daß er noch Zeit hatte, ›Aspirin‹ zu rufen, und daß gottweißwieviel Leute im Raum waren, die diese Bemerkung inter-pretieren konnten – ich erkläre es dir gleich. Ich wußte, was zu tun war; wir haben alle das einzig Richtige gemacht, aber der Aufzug blieb stecken, die Magenschleimhaut löste sich auf, und das an einer großen Arterie – Schicksal. Er ist tot. Wie wird sich die Geschichte auf die Universität als Ganzes auswirken?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ist das wirklich wichtig?«
    »Ich glaube schon. Ich habe den starken Verdacht, daß er ermor-det wurde.«
    Kate starrte ihn an. »Aber du hast doch eben gesagt, daß es, in Anbetracht der Tatsache, daß du da warst, und aufgrund vieler anderer Faktoren wirklich außergewöhnliches Pech war, daß er gestorben ist.«
    »Vielleicht hast du recht. Wenn ich jemanden absichtlich mit meinem Wagen überfahren und ihn so stark verletzen will, daß er für einige Zeit aus dem Verkehr gezogen ist, und dann bremse ich aus 86

    Versehen zu spät und töte ihn, würdest du das dann nicht als Mord bezeichnen?«
    »Heiliger Bimbam«, sagte Kate. Wenn sie wirklich betroffen war, griff sie oft auf unschuldige Ausdrücke aus ihrer Kindheit zu-rück. »Was hat das alles mit Aspirin zu tun?«
    »Wie viele andere gebräuchliche Medikamente ist Aspirin für manche Leute ein Gift.«
    »Das wußte ich nicht. Es heißt doch, daß Amerikaner jährlich Millionen Aspirintabletten schlucken?«
    »Das heißt es nicht nur, das ist auch so. Ganz zu schweigen von dem Aspirin, das sie in Alka-Seltzer, Coricidin, Pepto Bismol und fünfzehn anderen Hausmittelchen schlucken, die ich hier noch aufzählen könnte. Aber für manche Menschen ist Aspirin ein tödliches Gift. Sowie es in den Blutkreislauf kommt – und das dauert nicht lange, außerdem, was besonders rätselhaft ist, spielt die Menge keine Rolle –, fängt bei einem Allergiker die

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