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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sie mißtraute deren Diskretion. In einem Fall wie diesem konnten Gerüchte irreparablen Schaden anrichten, vor allem dann, wenn sie der Wahrheit entsprachen.
    Castleman kannte offenbar nicht nur die Machtstrukturen an der Universität bemerkenswert genau, er konnte dieses Wissen auch mit Leichtigkeit auf die Probleme eines Mordfalls übertragen. »Wir haben uns natürlich in unsere Talare gehüllt und an einer Trauerfeier für Cudlipp teilgenommen«, sagte er, »und außerdem steuern wir alle zu einem Fonds bei, aus dem ihm zu Ehren ein Preis finanziert wird.«
    »Der natürlich an einen hervorragenden Studenten aus seinem Fachbereich verliehen wird«, sagte Frogmore.
    »Natürlich«, bestätigte Castleman. »Aber wir sollten uns darüber klarwerden, daß die Verwaltungs- und Aufsichtsgremien zutiefst erschüttert sind wegen dieser Geschichte. Unterbrechung des Lehr-betriebs ist eine Sache, Mord eine andere – egal wie zufällig er er-91

    scheinen mag. Daraus folgt zwingend: Wenn Cudlipp das Aspirin zufällig gegeben wurde, etwa so, wie irgendwem ein Ziegelstein auf den Kopf fallen kann, ist das eine Sache, wenn ihm jemand das Aspirin absichtlich verabreicht hat, aus persönlicher Mißgunst oder Spin-nerei, so ist es eine andere. Wenn er aber vergiftet wurde, weil das einem Fachbereich oder College an der Universität oder einer Stu-dentengruppe oder einem Lehrstuhl von Nutzen ist…« Castleman zuckte die Achseln und machte sich nicht die Mühe, den Satz zu vollenden.
    »Ob glücklicherweise oder nicht«, sagte McQuire, »wir wissen jedenfalls genau, wann Cudlipp seine letzte Lieferung aspirinfreier Tabletten bekommen hat. Daher wissen wir, daß sie an jenem Tag ausgetauscht worden sein müssen, am Tag von Kates Party.«
    »Ich verstehe nicht, wieso uns das weiterhelfen sollte«, sagte Cartier.
    »Es hilft der Polizei bei ihrer Arbeit, nicht uns«, erklärte Castleman. »Das heißt, das Aspirin, das Cudlipp geschluckt hat, muß ihm an dem betreffenden Tag untergeschoben worden sein – es kann nicht einfach unter die englischen Tabletten gemischt worden sein, und derjenige wartete dann ab, bis Cudlipp es zufällig nahm. Wir wissen überdies, mit wem Cudlipp an dem Tag zusammen war.
    Nachdem er es wochenlang abgelehnt hatte, mit jemandem vom University College zu reden, hat er sich anscheinend am Tag seines Todes entschieden, Abgesandten des Colleges sein Ohr zu leihen, wenn auch nicht seine Sympathie.«
    »Das könnte Clemance zu verdanken sein«, sagte Kate.
    »Danksagungen sind nicht gerade das, was wir nach Lage der Dinge zu vergeben haben«, sagte Frogmore.
    »Ich glaube, das ist unfair«, sagte Kate.
    »Natürlich ist es das«, stimmte Frogmore zu.
    »Wir wissen«, fuhr Castleman fort, »daß Cudlipp am Nachmittag seines letzten Tages McQuire, Frogmore und Cartier getroffen hat; er war einverstanden, mit vier Studenten vom University College zu sprechen; außerdem hatte er ein Gespräch mit Clemance und O’Toole über das Englische Seminar. Morgens hatte er eine Vorlesung; zu Mittag gegessen hat er mit Hankster und…«
    »Und«, fügte Hankster hinzu, »Professor Emilia Airhart hat uns Gesellschaft geleistet.«
    »Das ist natürlich keine komplette Aufzählung«, fügte Kate hinzu. »Es gab nämlich noch Sekretärinnen, zufällige Begegnungen auf 92

    dem Campus…«
    »Und auf der Toilette«, sagte Hankster. »Stellen wir uns den Tat-sachen. Jeder hätte diese Tabletten austauschen können, wenn ein vorsätzlicher Mord geplant war. Ich glaube, jemand hat ihm ein paar Tabletten stibitzt, die er für Aspirin hielt, und dann andere dafür wieder hineingetan, ohne zu wissen, daß Aspirin für Cudlipp tödlich war.«
    »Dann«, sagte Castleman, »müssen wir ihn finden – den un-schuldigen Aspirin-Vertauscher.«
    »Vielleicht gesteht er ja«, sagte Frogmore. »Hoffen wir es. Inzwischen wüßte ich gern, was unser nächster Schritt ist – in Sachen University College. Egal, ob es uns nun gelingt, die Person zu finden, die Cudlipps Tod verursacht hat, oder nicht, die Auswirkungen dieses Todes auf uns lassen sich sehr wohl festmachen. O’Toole wird damit beschäftigt sein, seine Aufgabe als Dekan zu bewältigen.
    Clemance scheint, obwohl nicht unser Fürsprecher, doch ein wenig zu zweifeln, ob man uns so einfach von der Landkarte tilgen soll.
    Vom Englischen Seminar weiß ich, daß man dort für eine Beförderung der Assistenzprofessoren und ihre Übernahme ist, was dem Seminar hilft und gleichzeitig der

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