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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Glück. Sie blickte zu mir auf und fragte: »Wirklich?«
    »Ja«, sagte ich. »Wirklich.«
    Sie trat einen Schritt zurück und schob mit der für sie typischen kämpferischen Geste die Brille hoch. »Ich bin keine sehr gute Investition«, erklärte sie, mit diesem Schluchzer in der St imm e. Gott, wie hatte ich diesen Schluchzer ve rmiß t! »Ich warne dich.«
    »Ich auch nicht. Warte, bis du mich besser kennst.«
    »Dann ist es gut. Aber du mußt warten. Ich bin total erledigt, ich muß schlafen.« Schon knickten ihre Beine ein, im letzten Moment fing ich sie auf. »Schlafen«, murmelte sie.
    »Hier.« Ich führte sie zum Bett, auf dem sich Nick breitgemacht hatte.
    Maree ließ sich daneben fallen und boxte ihn gegen die Schulter. »Rutsch rüber, du Klotz!« Ohne aufzuwachen, gehorchte Nick sofort; Maree war eben unwiderstehlich. Ich glaubte, daß sie genau wie Nick eingeschlafen wäre, noch bevor ihr Kopf das Kissen berührte, doch als ich mich abwandte, erfüllt von einem Gefühl der Seligkeit und Zuversicht, stieß Maree die Hand in die Höhe, am Daumen baumelte die Brille. »Leg sie irgendwohin«, sagte sie. »Und bitte rechtzeitig wecken für Onkel Teds Rede. Ich hab’s ihm versprochen.«

Kapitel 23
Rupert Venables, Fortsetzung

    Wir weckten Nick und Maree kurz vor vierzehn Uhr. Maree schien nach einem Blick auf Nicks noch fest geschlossene Augen zu befürchten, daß wir zu lange gewartet hatten. »Niemals ist er bis drei Uhr lebendig - und ich muß gehen und mich umziehen; diese Klamotten sind entsetzlich«, sagte sie.
    Zinka reagierte schnell und bot an, Maree frische Sachen zu bringen. Wir wollten vorläufig vermeiden, daß sie in ihr Zimmer ging. Ich hatte den Rest des Vormittags versucht, ihren Computer zu entlausen und auch den von Nick. Mit dem Laptop war ich schnell fertig gewesen - es brauchte nur ein Tyrannisprogramm entfernt zu werden -, Marees Rechner aber war durch und durch verseucht mit dornigen, sterilen Trieben dieser Göttin der Tristesse. Das einfachste wäre gewesen, ihn en bloc zu entsorgen und Maree einen von meinen Computern als Ersatz anzubieten, doch spontan fiel mir nicht ein, wie ich das hinkriegen sollte, ohne daß sie erfuhr, daß ich mir ihre Dateien angesehen hatte. In den aktuellsten stand eine ganze Menge über mich, nichts davon schmeichelhaft.
    Nick bereitete Maree eine Überraschung, indem er beide Augen aufschlug und den Imbiß verspeiste, den wir ihm gebracht hatten. Dann wollte auch er sich umziehen. Ich betrachtete ihn zum erstenmal genau und sah, daß seine Kleidung ebenso zerlumpt war wie Marees, überall zu kurz und zu eng, wie ausgewachsen, und aus seinen Schuhen lugten die Zehen hervor. Auch das hing offenbar mit Babylon zusammen, doch weder Nick noch Maree schienen geneigt, sich dazu zu äußern. Im Gegenteil, beide benahmen sich, als wäre ihnen verboten, über ihre Erlebnisse in der Schattenlandschaft zu sprechen. Als ich herauszubekommen versuchte, weshalb Maree so weit hinter Nick zurückgeblieben war, tauschten beide einen Blick geheimen Einverständnisses und schwiegen sich aus.
    Will, Zinka und ich schauten uns gegenseitig an und verzichteten auf weitere Fragen.
    Bevor wir losgingen, um Ted Mallorys Rede zu hören, fragte Maree, ob sie mein Telefon benutzen dürfe, um sich nach dem Befinden von Derek Mallory zu erkundigen. Sie nannte ihn ihren >kleinen dicken Paps< und der ganze Ton, in dem sie von ihm sprach, weckte in mir Zweifel, ob sie überhaupt wußte, daß er nicht ihr Vater war, geschweige denn, daß sie etwas von ihrer wirklichen Herkunft ahnte und in welcher Gefahr sie sich deswegen befunden hatte. Glückstrahlend ließ sie den Hörer sinken und schaute Nick bedeutungsvoll an.
    »Er hat sich schon fast ganz zurückgebildet!« verkündete sie.
    Nick sah keinen Grund, deswegen in einen Freudentaumel zu geraten. Er hatte sich etwas vom Herzen gerissen, und was immer es gewesen war, die Wunde schmerzte noch. Mir tat es leid für ihn. Fast wünschte ich, er wäre egoistisch genug gewesen, seinen Wunsch zu äußern - unter Garantie etwas, das sich nicht mit Dakros’ Plänen vereinbaren ließ. So aber lag es bei mir, etwas zu unternehmen. Während der Arbeit an den Computern war ich zu dem Schluß gekommen, daß Wills Vorschlag, Nick ein geis aufzuerlegen, vermutlich die einzige Möglichkeit darstellte, Dakros aufzuhalten. Doch nur in der allergrößten Not, dachte ich. Es mußte noch einen anderen Weg geben.
    Kurz vor drei waren wir alle dem Anlaß

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