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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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entsprechend aufgebrezelt, ausgenommen Will, der sich nur in seinen ältesten Kleidern wohl fühlt. Ich war endlich dazu gekommen, mich zu rasieren. Zinka hatte, als sie Marees Sachen holte, die Gelegenheit genutzt, in ein fließendes grünes Samtgewand zu schlüpfen und war das bei weitern atemberaubendste Mitglied der Gruppe. Wir verließen geschlossen mein Zimmer. Rückblickend betrachtet, war das der letzte Moment, in dem ich die Ereignisse noch in irgendeiner Weise unter Kontrolle hatte.
    Im Flur vor meinem Zimmer hatte sich eine große Menge Leute versammelt, allesamt beunruhigt und aufgeregt; im Mittelpunkt standen Mr. Alfred Douglas, der Hotelmanager, und Rick Corrie. Bei den anderen schien es sich um die übrigen Mitglieder des Kongreßkomitees zu handeln, mit der Ausnahme von Ma xim Hough. Als wir aus meinem Zimmer traten, zeigte Mr. Douglas gerade zur Decke, auf eine große braune Stelle, wo Gram Whites Querschläger den Verputz abgesprengt hatte. Eins der Komiteemitglieder sagte grämlich: »Ja, selbstverständlich werden wir dafür aufkommen, vorausgesetzt, Sie können beweisen, daß der Schaden von einem Conteilnehmer verursacht wurde. Offen gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, wie ...«
    »Aha!« Ihr Tonfall verriet, daß Zinka sich - bildlich gesprochen - die Ärmel hochkrempelte. »Überlaßt das mir. Ihr geht vor, ich komme nach.« Sie schob sich zu Rick Corrie vor, und im Vorbeigehen hörten wir sie sagen: »Sie sollten die Rechnung dafür an Gram White schicken. Er hat mit einem Revolver herumgefuchtelt, ich habe es gesehen. Soll ich für Sie mit dem Hotelmanager sprechen?«
    »Um Himmels willen!« Corrie dämpfte erschrocken die Stimme. »Sagen Sie ihm bloß nichts davon! Er wird uns nie wieder einen Con hier abhalten lassen!«
    »Vertrauen Sie mir.« Zinka ging zielstrebig auf Mr. Douglas zu. Weiß der Teufel, was sie ihm für eine Moritat aufzutischen gedachte, doch wie ich sie kannte, würde es etwas Überzeugendes sein. Wir gingen weiter zum Lift.
    Zinka war noch nicht wieder zu uns gestoßen, als wir in den Konferenzsaal traten. Der große Raum war schon fast gefüllt. In den Reihen auf der gegenüberliegenden
    Seite des Mittelgangs saßen die Menschen dicht an dicht. Ich erspähte Wendy und noch ein oder zwei Gesichter, die mir bekannt vorkamen, doch überraschend viele von den Leuten da drüben waren entweder in graue Kapuzenumhänge gehüllt oder trugen Rüstungen. Kettenhemden und gehörnte Helme beherrschten das Bild, aber auch Plattenpanzer waren vertreten - ein Potpourri aus allen Kulturen und Zeitaltern. Ich hörte, wie Nick Will darüber aufklärte - beide beäugten sehnsüchtig die Kostüme -, daß zie mli ch viele Fans extra für das Turnier am Sonntag anreisten. Veteranen der erste Stunde und Neuankömmlinge, alle hatten ihren Spaß. Die meisten von ihnen waren mit Humpen oder Flaschen ausgerüstet, und von Zeit zu Zeit lief eine scheppernde La ola durch die Reihen, unter lautem Gebrüll und vehementem Schwenken einer langen weißen Fahne mit der Aufschrift SWORD & SORCERY.
    Meine Seite war ebenfalls fast vollbesetzt, hauptsächlich mit Leuten, die mir während der Tage schon über den Weg gelaufen waren. Ich sah die Dame mit dem OOOKAY auf der Brust, meine amerikanischen Freunde vom Gemeinsame-Welt-Projekt, die Sängerinnen, die mein Gespräch mit Thurless unterbrochen hatten, und die drei wandelbaren Leute mit dem Baby, diesmal ganz normal in Jeans. Fast die einzigen freien Sitze befanden sich in der ersten Reihe. Komisch, daß niemand gern ganz vorne sitzen möchte. Nur Tina Gianetti und ihr Begleiter hatten dort Platz genommen, dicht am Mittelgang. Wie es schien, hielt Gianetti sich an ihren Schwur, niemals mehr die Gastgeberin für Ted Mallory zu spielen.
    Kornelius Punt erhob sich von seinem Platz irgendwo in der Mitte und schaute starr zu uns her, als wir uns in die erste Reihe fädelten, aber das war ganz seine Art, deshalb dachte ich mir nichts dabei. Ich spürte auch, daß von der Gruppe der Gewappneten eine gewisse bedrohliche Macht ausging, aber das ist bei einer erregten Menge normal. Immer noch ahnte ich nichts Böses, ich überprüfte nur, ob wir die üblichen Schutzvorkehrungen getroffen hatten. Zu neunundneunzig Prozent war meine Aufmerksamkeit von dem launigen Wortgefecht mit Maree in Anspruch genommen. Beide genossen wir das Gefühl, daß hinter dem Geplänkel so viel mehr zwischen uns im Gange war.
    Wir setzten uns hin, und die Männer mit den gehörnten

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