Eine Frage der Balance
ich zu dem Schluß, das Koryfos meine Dienste als Chauffeur gemeint haben mußte, die er ausgiebig in Anspruch zu nehmen pflegte.
Die Aura der Macht, die Koryfos begleitete, war auch zwei Stunden später noch spürbar. Der Con ging vermutlich weiter seinen Gang, jedenfalls waren die Männer mit den Schwertern und auch Fisk und Thurless verschwunden, um an diversen Veranstaltungen teilzunehmen, zu meiner beträchtlichen Erleichterung. Doch wie von einer geheimnisvollen Kraft wurden all jene, die irgendwie mit dem Imperium zu tun haben könnten, in Richtung Hoteleingang gezogen, wo Odile pflichtgetreu hinter der Rezeption ihre Arbeit tat und, den weißblonden Kopf gesenkt, all die merkwürdigen Aktivitäten ringsum entschlossen ignorierte.
Weil der massige Rumpf eines Orlogs draußen das Tageslicht abhielt, war es im Foyer weniger hell als sonst. Hinter diesem sah man ein Stück des zweiten Orlogs, in dem Koryfos gekommen war. Doch Koryfos hielt jetzt in dem ersteren Hof, und das Foyer war zu seinem Vorzimmer geworden. Wir alle hatten uns dort eingefunden, saßen oder standen herum. Prinzessin Alexandra fungierte als eine Art Adjutantin, beschwichtige jene, die fanden, sie hätten nun lange genug gewartet, und setzte ihnen die Gründe auseinander, oder sie plauderte mit Tina Gianetti. Nach dem, das ich mithören konnte, tauschten die beiden Erfahrungen darüber aus, begeistert und rückhaltlos, was es wirklich bedeutete, eine Person des öffentlichen Interesses zu sein. Derweil geleiteten Jeffros, Zinka und Simon, ebenfalls dienstverpflichtet, die zur Audienz Gebetenen in den Orlog und wieder hinaus.
Zinka fand einen Moment Zeit, um sich zu Will und mir hinunterzubeugen. »Entschuldigt, daß ich nicht gekommen bin, um Euch zu helfen«, sagte sie. »Ich hatte mich gerade von dem Manager losgeeist, als Si mich auf meinem Handy anrief und erzählte, er hätte da einen Kentauren und jemanden, bei dem es sich ziemlich sicher um Koryfos handelte und der ihn um Unterstützung bat. Und wenn ich nicht auf der Stelle nach Iforion käme, um ihm zu helfen, aus all dem schlau zu werden, würde er anfangen zu schreien. Natürlich machte ich mich sofort auf den Weg. Danach ging alles blitzschnell.«
»Wie sind Sie nach Iforion geraten?« fragte Will.
»Wenn ich das wüßte!« Zinka eilte wieder davon.
Das Warten ging weiter. Immer wieder kamen Hotelangestellte, um durch die Glastüren den Orlog anzustaunen. »Ist das ein UFO?« fragten mich die meisten unweigerlich.
»Ja, könnte man sagen«, gab ich zur Antwort. Es schien sie glücklich zu machen. »Wie kommt es«, fragte ich Will nach dem siebten oder achten Mal, »daß sie etwas sehen und nicht wissen, was es ist, und ich sage ihnen, es ist ein unidentifiziertes Flugobjekt, und sie sind zufrieden?«
Nick lachte. »Jeder weiß, was ein UFO ist!«
Ted Mallory war aus dem Orlog gekommen, ziemlich verwirrt, und er sagte: »Ich fasse es nicht! Gerade hat man mir angeboten, in diesem Kaiserreich zu leben, wo immer das sein mag. Natürlich habe ich gesagt, das geht nicht. Schließlich muß ich mich um Nick kümmern, nachdem - nachdem die Dinge nun einmal sind, wie sie sind.«
Ich sah, daß Nick bei seinen Worten ein Stein vom Herzen fiel. Er war bei den ersten gewesen, die Koryfos rufen ließ, gleich nach Maree, und ich schloß aus seinem Gesichtsausdruck, daß auch er das Angebot, in Koryfos zu leben, abgelehnt und sich dann gefragt hatte, was er tun sollte, falls Ted Mallory ihn nicht bei sich behalten wollte. Maree, die zwischen mir und Will saß, verhielt sich sehr still. Sie schwieg und hatte die Unterlippe trotzig hochgeschoben.
Bald danach kam Maxim Hough heraus, und Will wurde hereingerufen. Hough - man hatte seinen Arm verbunden - setzte sich neben mich. »Menschen!« stöhnte er. »Ist es zu glauben? Das Southampton-Convention-Komitee wollte wissen, wo ich die Soldaten und die Truppentransporter gemietet hätte. Sie wollen so was auch für ihren Con haben! Und dieser Idiot Punt ist schon ein paarmal aus beiden Transportern hinausgeworfen worden und gibt trotzdem nicht auf. Ich ne hm e an, er ist harmlos, aber der neugierigste Mensch, den man sich vorstellen kann. Sei’s drum! Möge er eingehen in die Erinnerungen an einen Con, der mir auf ewig unvergeßlich bleiben wird.«
»Schlechte Erinnerungen?« Ich fühlte mich verantwortlich, besonders für seinen Arm.
»Nun ...« Er überlegte. »Ich habe noch nie einen Menschen sterben sehen. Vielleicht ist das eine
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