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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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wiederzusehen.
    »Nein, red keinen Unsinn«, sagte er. »Faktisch verhält es sich so, daß sie bestimmt haben, das Reich zu dem Punkt zu bringen, an dem alle Prophezeiungen übereinstimmend die Wiederkehr von Koryfos verkündeten, und nach ihrem Wissen mußte es dazu erst einmal mehr oder weniger zerstört werden. Koryfos behauptet, da wären sie im Irrtum gewesen, aber was soll’s. Die Obere Kammer ist eben von Amts wegen unfehlbar. Jedenfalls, Will sagt, und Rob auch, du hättest angenommen, es sei bestimmt, einen unbedarften Jungen auf den Kaiserthron zu bugsieren, und los geht die sausende Talfahrt. Rob ist überzeugt, du wärst damit nicht einverstanden gewesen und hättest deshalb versucht, Nick gegen Dakros abzuschirmen. Doch in Wirklichkeit, Rupert, warst du selbst der Simplicissimus der Oberen Kammer. Du warst derjenige, um den alles in Trümmer fallen sollte.«
    »Danke vielmals.«
    »Nun, schließlich bist du erst seit zwei Jahren Magid. Ich finde, du hast dich verdammt achtbar geschlagen, wenn man bedenkt, daß die Obere Kammer fast die ganze Zeit gegen dich gearbeitet hat. Nur weil du Dakros unterstützt hast, ist überhaupt noch ein Reich vorhanden, in dem Koryfos Kaiser sein kann.«
    »Ich habe mich keineswegs achtbar geschlagen«, entgegnete ich düster. »Ich höre förmlich, wie in Zukunft jede Welt, die mich als Betreuer bekommen soll, aufschreit: >Nein! Nicht R. Venables! Jeden anderen, aber nicht R. Venables! Er hat all diese Menschen sterben lassen. Er tut nichts, wenn man vor seinen Augen Kindern die Kehle durchneidet!<«
    »Auch das war bestimmt. Du weißt, wie skrupellos sie sein können. Sie werden es dir nicht zur Last legen oder erlauben, daß dein Ruf dadurch geschädigt wird. Sie sind skrupellos, aber auch gerecht. Alles in allem glaube ich, sie sind recht zufrieden mit dir.«
    »Und weshalb läßt man mich dann nicht Maree unterweisen?«
    »Ach, das hat andere Gründe.« Simon ließ sich wieder neben mir auf die Bank fallen. »Sie haben auch nicht erlaubt, daß ich Zinka unterrichte - Zinka meinte ohnehin, ich würde sie mit meinen ellenlangen Erklärungen nur durcheinanderbringen. Seit jeher gibt es die Regel, man darf nicht jemandes Mentor sein, mit dem man verheiratet ist, und sie scheinen überzeugt zu sein, daß du Maree heiraten wirst...«
    »Moment mal!« Dies war der Tag der überraschenden Enthüllungen. »Du und Zinka, ihr seid verheiratet?«
    »Seit drei Jahren.« Si grinste frö hli ch. »Nicht übel.«
    »Aber... «
    »Ich weiß, was du denkst. Auch wenn sie delikate Bilder vom Liebesleben fremder Lebensformen malt - ich sorge schon dafür, daß es nur Kunst ist.«
    »Aha«, sagte ich und verschwieg, daß ich eigentlich etwas anderes im Sinn gehabt hatte.
    Glücklicherweise kam in genau diesem Moment Will den Gang hinunter und sank wie am Ende seiner Kräfte gegen den Türrahmen der Kabine.
    »Familientreffen?« meinte er. »Puh, das war eine hochnotpeinliche Befragung, wenn auch mit Samthandschuhen. Koryfos scheint zu glauben, ich hätte bei Rob über Nacht eine wundersame moralische Läuterung bewirkt.«
    »Nun, du hast gehörig Tacheles mit ihm geredet, und Rob brauchte jemanden, der ihm die Augen öffnet.« Nervös stand ich auf. »Bin ich der nächste?«
    Will nickte. »Bring du ihn hin, Si. Ich warte hier auf dich.«
    Simon führte mich das letzte Stück des Korridors entlang zu einer mit besonders vielen roten Buchstaben und Zahlen gekennzeichneten Tür. Sie glitt zur Seite, um mich eintreten zu lassen, und als sie sich hinter mir wieder schloß, befand ich mich in einem großen Metallkasten allein in der ziemlich überwältigenden Gegenwart meines ehemaligen Nachbarn.
    Er saß auf einer Bank wie die, von der ich gerade aufgestanden war, doch bei meinem Eintritt erhob er sich. »Verzeiht, daß ich Euch warten ließ, Rupert. Ich wollte mich erst aller anderen Verpflichtungen entledigt haben, da mi t wir uns ausführlich unterhalten können.«
    Irgendwie hatte er seine Majestät um sich konzentriert, auf ein faßlicheres Maß reduziert, doch er war trotzdem kein gewöhnlicher Mensch.
    Ich fühlte mich aus mancherlei Gründen klein und nichtig und sagte nur: »Danke.«
    Er lächelte mich an, auf diese Art, die mich schon erstaunt hatte, als er noch Andrew war. Diesmal hatte sein Lächeln die Wirkung, daß ich mich plötzlich wieder wie ein brauchbares menschliches Wesen fühlte. »Ich habe Euch zu danken«, sagte er.
    »Ich wüßte nicht, wofür. Ein bißchen Taxi

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