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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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haben, daß ich die ungerechte Beurteilung widerspruchslos hinnahm . Als ob Janine meinen Auftritt als Furie auf der Treppe nicht mitbekommen hätte. Dank meines entschlossenen Eingreifens war bei ihrer Ankunft das Schlimmste schon vorbei gewesen.
    Nick war ungefähr vierundzwanzig Stunden lang persona non grata, was sich zum einen darin äußerte, daß Janine und Onkel Ted alles, was er tat, bissig kritisierten - ein Psychoterror, dem Nick nach Belieben aus dem Weg gehen konnte, indem er sich in seine Privatgemächer verzog -, doch außerdem rechnete Onkel Ted mit grimmiger Akribie aus, wieviel von seinem Whisky Nick und seine Freunde konsumiert hatten, und verlangte Entschädigung. Weiß der Himmel, dieser Teil der Bestrafung traf Nick am härtesten. Er mußte zwei CDs verkaufen, um den Stoff zu bezahlen, und hatte fast Tränen in den Augen!
    Ich ging der ganzen Familie nach Möglichkeit aus dem Weg. Deshalb traf es mich völlig unvorbereitet, als ich am Montagabend erfuhr, daß ich doch nicht ganz ungeschoren davonkommen sollte. Nick und ich wurden beide dazu verdonnert, über Ostern mit Onkel Ted zu dieser komischen Veranstaltung zu fahren. Wie kann man so ungerecht sein! So kleinlich! Janine ist schuld. Sie bleibt bei ihrer Meinung, daß ich nicht fähig bin, auf Nick aufzupassen. Man traut mir nicht einmal zu, das leere Haus zu hüten, während sie weg sind. Als hätte ich meine Freunde eingeladen! Und Onkel Ted sagt: »Nick hat gezeigt, daß er noch nicht reif genug ist, um an der langen Leine zu laufen. Er wird mit nach Wantchester kommen, wo ich ihn im Auge behalten kann. Und du, Maree, du kommst mit, um zu verhindern, daß unser Herr Sohn über die Stränge schlägt, während ich meine Show abziehen muß.«
    Ich protestierte, worauf Janine sagte: »Wirklich, Liebes, du hast einiges gutzumachen, meinst du nicht?«
    Onkel Ted verkündete kategorisch: »Keine Diskussion. Janine hat angerufen und für euch beide reserviert. Du kommst mit und sorgst dafür, daß Nick sich gut benimmt, Maree, oder du mußt dir eine andere Unterkunft suchen. Basta!«
    Verdammt! Dabei hatte ich gehofft, über Ostern ein bißchen Geld zu verdienen - wenigstens so viel, um meinen kleinen dicken Paps im Krankenhaus besuchen zu können. Und ich wüßte gern, ob Onkel Ted - weil es ihm stinkt, zu diesem Kongreß fahren zu müssen - auch uns leiden sehen will, oder ob Janine diejenige ist, der es Freude macht, mich zur Verfügung zu haben, gelangweilt, ohne einen Pfennig Geld und als Gesellschafterin für Nick. Ihre selbstgefällige Miene, als Onkel Ted sein Machtwort sprach ... Ich vermute, sie will die Grande Dame spielen und nicht ihre Zeit damit vergeuden aufzupassen, daß Nick seine morgendliche Zombie-Phase überlebt.
    Und noch einmal verdammt! In der Nacht kam die Dornenhexe wieder. Sie forderte mich auf, mein Bewußtsein zu erforschen und herauszufinden, weshalb ich nicht in der Lage bin, mich im normalen Leben zurechtzufinden. Ganz schön dreist, nenne ich so was. Selbst in einem Busch hocken und anderen Leuten einreden, sie wären Versager.

      
      
    [4]
    SEMESTERFERIEN! Vielleicht habe ich zu einer philosophischeren Einstellung gefunden, wenn es wieder losgeht. Robbie...
    ... Manchmal kann Onkel Ted wirklich vernünftig sein. Die letzten Tage hat er in tiefes Elend versunken in seinem Arbeitszimmer gesessen, um seine Rede zu schreiben, die er nächsten Sonntag auf dem Con halten soll: Definition der Kunst Jur die Masse, wie er sie betitelt. In Abständen taucht er auf, greift sich denjenigen von uns, der gerade in der Nähe ist, und verlangt, daß man ihm dieses Wort nennt, das ihm partout nicht einfallen will, oder ihm einen Witz erzählt, irgendeinen Witz.
    Janine zuckt bloß die Schultern. Nick liefert Witze. Ich bin scheinbar so gut darin, zu erraten, was Onkel Ted gerade sucht, daß er angefangen hat, mich seine peripatetische Enzyklopädie zu nennen. Nicht gerade die schmeichelhafteste Berufsbezeichnung. Nach seinem letzten Überfall - »Maree, verdammt noch mal, dieses Sternbild mit dem Gürtel und dem Schwert... ein Bursche, der auf einem Delfin geritten ist ... du weißt schon«, darauf ich: »Orion« -, blieb er auf dem Weg zurück ins Arbeitszimmer stehen und schrieb sich >Orion< auf den Handrücken, um es nicht wieder zu vergessen. Dann sagte er: »Maree, hast du Geld?«
    »Nein«, mußte ich gestehen. Die hundert Pfund sind aufgebraucht, und um nichts in der Welt würde ich Robbie bitten, mir zurückzuzahlen,

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