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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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selbst und bringe keinen vernünftigen Satz mehr zu Papier!«
    »Du hast imm er viel Spaß auf Cons, wenn du erst einmal da bist«, beschwichtigte Janine. »Du triffst viele Leute. Du verkaufst eine Menge Bücher.«
    An diesem Punkt mußte ich weg, zu einer Vorlesung (Robbie geht niemals zu Vorlesungen, weil da nur geredet wird, also bestand keine Gefahr, ihm zu begegnen), und als ich abends zurückkam, wieder einmal ziemlich deprimiert, hatte Janine gewonnen. Allerdings nicht auf ganzer Linie. Onkel Ted hatte zugestimmt, den Con zu besuchen, unter der Bedingung, daß man ihn mit einem Wochenende Golf in Schottland entschädigte. Das fällt offenbar nicht unter Störungen seines geregelten Lebens.
    Janine ist ebenfalls eine begeisterte Golferin, also fuhren sie beide los und ließen Nick in meiner Obhut zurück - >versuchsweise<. Normalerweise verfrachten sie ihren Herrn Sohn, wenn sie wegfahren, zu irgendwelchen von Janines Freunden, aber jetzt haben sie ja mich als Kindermädchen. Genau wie damals. Janine hat eine Liste mit Anweisungen an das Merkbrett in der Küche gepinnt. Schönen Gruß an Aschenbrödel.

      
      
    [3]
    Natürlich ging alles schief.
    Erstens kann ich nicht kochen und selbst wenn, bei sieben Kostgängern ziehe ich eine Grenze, also übernahm Nick das Ressort Verpflegung. Er ignorierte Janines Listen und Janines Tiefkühlmenüs und kochte zentnerweise Spaghetti. Zweitens, beschloß Nick einen Probelauf für das Kongreß-Wochenende zu veranstalten, und lud all seine Freunde ein. Drittens, sie langweilten sich bei ihrem Rollenspiel und veranstalteten statt dessen eine spontane Fete. Im Wohnzimmer, denn Nick dachte nicht daran, sich seine gute Stube verschandeln zu lassen.
    Ich kann euch sagen, es wurde eine rauschende Ballnacht! Die Bande veranstaltete einen schlimmeren Radau als alles, wovor ich aus Tante Irenes Haus geflüchtet war; Tante Irenes Blagen sind wenigstens noch nicht süchtig nach Popmusik. Wer hätte gedacht, daß mir mein Aufenthalt da einmal als vergleichsweise ruhig und beschaulich erscheinen würde! Und viertens und schlimmstens: das Wetter in Schottland war lausig, weshalb Janine und Onkel Ted schon am nächsten Tag zurückkehrten.
    Sie kamen ungefähr eine Stunde, nachdem mein Geduldsfaden gerissen und ich nach unten gestürmt war, um ein Donnerwetter loszulassen. Ich meine, genug ist genug. Nicht mal bei Uni Feten geben die Leute sich so hemmungslos die Kanne wie diese halbgaren Früchtchen.
    Ich stand auf der Treppe und spie Gift und Galle, während große starke Jungs diensteifrig umherliefen, mit leeren Flaschen, Teppichreiniger, Kehrblechen voller Scherben, Schlafsäcken, Desinfektionsmittel und den Möbelstücken, die sie woandershin geräumt hatten. Ich rätsele immer noch, wie es mir gelungen ist, sie derart einzuschüchtern.
    Sie waren alle zwei Köpfe größer als ich. Aber ich war wütend. Ich wußte, man würde mir die Schuld für alles geben, dabei hatte Nick mir versprochen, daß so etwas nicht passieren würde. Und heiliger Strohsack, es war ein phänomenaler Saustall gewesen. Das ganze Haus roch nach schwitzender Pubertät - Putzmittel, Schnaps und Raumspray belegten abgeschlagen den zweiten Platz. Ich TOBTE.
    Und biß mir auf die Zunge, als ich Janine und O nk el Ted im Flur stehen sah.
    Ich war überzeugt, sie würden mich jetzt und auf der Stelle aus dem Haus werfen. Vor meinem inneren Auge sah ich mich, in eine Decke gewickelt wie die anderen Obdachlosen Bristols, frierend in einem Ladeneingang hocken und nicht einmal ein Hund, um das Mitleid von Passanten zu erwecken... Dann aber merkte ich, daß - o Wunder! - die Schalen des Zorns nicht über mein Haupt ausgegossen wurden.
    Nicks Freunde wurden mi tleidlos hinausgeworfen - aber sie hatten alle ein Zuhause, also halb so schlimm -, und ich mußte Nick helfen, den Rest einer Schweinerei aufzuräumen, die ich nicht angerichtet hatte, aber das war auch halb so schlimm, und Nick war es, den Onkel Ted sich zur Brust nahm. Ich hatte nie geahnt, was für einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn Onkel Ted besitzt. Janine versuchte ein- oder zweimal, sich vor Nick zu stellen und mir die Schuld zuzuschieben, bis sie die mit Spaghetti drapierte Küche sah und Nicks persönlichen Stil erkannte. Sofort hieß es: »Arme Maree«, und »Maree ist einer solchen Verantwortung noch nicht gewachsen!« Und dann half sie Onkel Ted, Nick die Leviten zu lesen.
    Ich war dermaßen heilfroh, immer noch ein Dach über dem Kopf zu

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