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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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an deinen Wagen gefesselt sein wie hier an dein Haus. Wenn du mit mir reden willst, wirst du dich zu mir ins Auto setzen müssen.«
    »Warum? Was fürchten die, daß du tun könntest?« fragte ich. »Spuken?«
    »Das ist es nicht, Söhnchen. Wantchester ist einer der wirklich starken Nodi, und sie wollen nicht mehr Unruhe verursachen als unbedingt nötig. Sie sind ohnehin ziemlich nervös, weil du ausgerechnet diesen Ort ausgesucht hast. Sie sagen, dir könnte alles um die Ohren fliegen, wenn du nicht aufpaßt. Ich habe eine gehörige Standpauke über mich ergehen lassen müssen, weil ich dich nicht daran gehindert habe. Sie sagten, es wäre meine Pflicht gewesen, dich an deine Geschichtskenntnisse zu erinnern - Das römische Erbe in Großbritannien -, und ich sagte, wie denn, wenn ich auch nicht daran gedacht habe. Es war«, schloß er grämlich, »kein sehr angenehmes Gespräch.«
    Natürlich, ich hätte daran denken müssen! Bei Orten, deren Namen mit -chester enden, handelt es sich um ehemalige römische Siedlungen. Und die Römer pflegten diese wann immer möglich, auf Nodi zu errichten. Für sie bedeutete es, die Kraftquelle des Landes anzuzapfen, das sie eroberten. Römische Landvermesser wurden von Auguren beraten, die mindestens ebenso gut imstande waren, einen Nodus zu lokalisieren wie jeder Magid. Ich habe immer vermutet, daß ihr oberster Augur ein Magid gewesen sein könnte, so treffsicher war er. Und wenn sie die Wahl hatten zwischen einem Platz mit einem schwachen Nodus und einem Platz mit einem starken, kann man wetten, daß sie sich für den letzteren entschieden.
    »Wie auch immer«, sagte ich, »jetzt ist es zu spät. Wir müssen eben vorsichtig sein. Überspielen wir deinen Scarlatti auf Kassetten, dann kannst du im Auto wenigstens Musik hören.«

Kapitel 9
Maree Mallorys
    Ordner ›Dornenhexe‹,
    weitere Auszüge.

    [1]
    Seit zwei Wochen nicht mehr von der Dornenhexe geträumt.
    Die Geldscheine waren echt. Sie haben mir dazu gedient, mein äußeres Ich auf Vordermann zu bringen. Ich ließ mir die Haare schneiden und kaufte etwas zum Anziehen. Einige meiner alten Klamotten waren so unmöglich, daß ich sie nicht einmal zur Kleiderkammer bringen wollte, bis Nick sagte, er fände es nicht richtig, Kleidung wegzuwerfen, es gäbe immer Menschen, denen es noch schlechter ginge als mir. Also weshalb die Sachen nicht zusammen mit Zeug von ihm, aus dem er herausgewachsen war, in einen Beutel tun und abgeben? Nachher war ich froh, daß ich auf ihn gehört hatte. Ich fand in der Kleiderkammer eine wirklich gute Lederjacke für nur fünf Pfund! Wahrscheinlich war sie den meisten Leuten zu klein gewesen, aber mir steht sie gut. Und ich habe meine alte Brille behalten, als Ersatz, obwohl ich damit kaum noch etwas sehen kann, seit ich die neue trage. Mir war gar nicht aufgefallen, daß meine Sehstärke sich in den letzten Jahren verändert hatte!
      
      

    [2]
    Onkel Ted erfüllt das Haus mit einer Atmosphäre aus Verdruß und Unentschlossenheit. Soweit ich verstanden habe, geht es darum, daß er zu irgendeiner Konferenz eingeladen wurde - letztes Jahr, sagt er, als der Termin noch in nebulöser Ferne lag und, wer weiß, die Welt untergehen konnte, bevor ein so unwahrscheinliches Jahr wie 1996 in die Realität eintrat. Und jetzt muß er nächste Woche hin und will nicht. Mindestens einmal pro Tag fällt ihm ein neuer Grund ein, um sich zu drücken. »Ich werde anrufen und ihnen sagen, daß Maree Meningitis hat«, war seine neueste Idee.
    »Sei nicht albern, Liebling«, sagte Janine. Sie sagt das jedesmal. »Du bist der Ehrengast. Du würdest die Leute furchtbar enttäuschen, wenn du jetzt absagst.« Janine ist sehr erpicht darauf, daß er hinfährt, weil sie sich in seinem Glanz sonnen will. Und sie hat sich schon neue Garderobe zugelegt. Nick will, daß er fährt, weil er dann sturmfreie Bude hat, um seine Rollenspiel-Freunde einzuladen. Ich bin als einzige neutral.
    »Die werden langsam neurotisch und rufen dauernd an, damit ich meine Teilnahme bestätige, aber wenn Maree krank ist, kann ich natürlich nicht hinfahren«, erwiderte Onkel Ted.
    »Ich weigere mich, Meningitis vorzutäuschen«, sagte ich.
    Onkel Ted warf die Arme in die Luft. »Aber ihr versteht das nicht«, heulte er. »Es ist eine Störung! Eine Ablenkung! Ich brauche mein geregeltes Leben, sonst kann ich nicht arbeiten! Und wenn ich einen Vortrag halten muß Wie schreibe ich einen erfolgreichen Roman, glaube ich den Quatsch schließlich

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