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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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beide, daß es tatsächlich so war.
    Nur Sekunden später bogen wir um eine Ecke und sahen das Hotel Babylon am Ende einer langen, breiten Straße vor uns liegen.
    »Der Zauber hat gewirkt«, triumphierte Nick.
    »Höchste Zeit. Es wird bald dunkel, und ich habe keine Ahnung, ob die Scheinwerfer funktionieren. Jetzt zaubere mir noch einen Parkplatz her, und wir können tanzen.«
    »Hokuspokus fidibus.« Nick klappte seelenruhig seinen Laptop zu.
    Und tatsächlich, da war ein Tor in der Mauer neben dem Hotel und ein Schild, das besagte: HOTELPARKPLATZ - NUR FÜR GÄSTE. Ich steuerte darauf zu und sagte: »Weshalb, zum Teufel, hast du immer so viel Glück, Nick? Das ist schlecht für deine Charakterbildung. Und es ist nicht gerecht. Ich habe, seit ich denken kann, immer nur Pech.«
    »Gute-Geister-Tanz«, verkündete Nick und öffnete die Beifahrertür.
    Also hielt ich den Wagen gleich hinter der Durchfahrt an, stieg ebenfalls aus, und wir begannen auf der Stelle zu tanzen. Diesmal klappte alles viel besser als bei dem ersten Versuch nach langer Zeit in Bristol; synchron die Schrittfolgen, bei jedem Stop schnipp, schnipp, schnipp und dreimal Glück, Glück, Glück. Meine Fingernägel sind inzwischen lange gelbe Dolche, so machte das Schnippen erst richtig Spaß.
    Eins kam mir komisch vor. Der Parkplatz war ziemlich voll. Während ich mich beim Tanzen drehte, sah ich Janines Wagen unmittelbar neben dem Hotelgebäude stehen. Sie und Onkel Ted hatten wahrscheinlich längst eingecheckt, doch bei mindestens der Hälfte der anderen Fahrzeuge waren Leute damit beschäftigt, alles mögliche Zeug auszuladen - Koffer, Gitarren, Videoequipment -, und die meisten schenkten uns kaum einen Blick. Aus dem alten Camper schräg neben uns förderten drei langhaarige Gestalten mit Baby ungerührt Taschen, Bündel und ein Reisebettchen zutage, ohne uns zu beachten. Man hatte den Eindruck, sie sahen alle Tage viel merkwürdigere Dinge als unseren Gute-Geister-Tanz.
    Ich fand das sehr inspirierend. »Glück, Glück, GLÜCK«, sangen Nick und ich lauthals und wirbelten herum wie die Derwische. Zugegeben, ich hörte ein Auto hupen, aber ich dachte wirklich, es wäre draußen auf der Straße - war es auch, mehr oder weniger, genaugenommen stand es halb auf dem Parkplatz und kam nicht weiter, weil Paps’ Wagen die Durchfahrt blockierte. Wie auch immer, ich bezog das Hupen nicht auf mich, bis der Fahrer plötzlich vor uns stand und mich mit einer dünnen Tenorstimme ankeifte.
    »Schaff diesen Haufen Schrott aus dem Weg, du blöde Kuh!«
    Er hatte ein kleines, spitzes Ziegenbärtchen. Sein Gesicht war puterrot und seine Nase ebenfalls spitz und vor Wut eingekniffen, so daß sich an den Seiten weiße Flecken bildeten.
    Niemand nennt mich ungestraft eine blöde Kuh. Selbst Robbie hat es nur einmal versucht. Ich schnippte ihm in sein puterrotes Gesicht, und dann wandte ich mich ab, um mir sein Auto anzuschauen.
    Was für ein häßliches altes Vehikel, rostig von oben bis unten, und es versperrte die Einfahrt. Ich sah einen anderen Wagen dahinter mit wütender Rasanz zurücksetzen. Paps’ Auto dagegen - gut, es stand im Weg, und es sieht dieser Tage ein bißchen ungepflegt aus, aber nicht halb so vergammelt wie seine Karre.
    »Mit Dank zurück«, sagte ich. »Doppelt und dreifach.«
    »Aus dem WEG!« heulte Ziegenbart. »Ich bin Gast bei diesem Kongreß!«
    »Ich ebenfalls«, antwortete ich. »Zur Buße meiner Sünden.«
    »Ich bin Mervin Thurless!«
    »Dann brauchen Sie eine Namensänderung. Da kann ich Ihn en leider nicht helfen.«
    Er sagte wieder etwas von blöder Kuh. Ich seufzte. »Noch einmal, guter Mann, und ich werde Ihr wächsernes Ebenbild mit Nadeln spicken, falls mir nicht noch was Besseres einfällt. Ich würde es jetzt gleich tun und noch eine Malediktion spendieren, nur leide ich an gebrochenem Herzen und habe nicht die Energie dazu. Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg!« Ich drängte mich an ihm vorbei, stieg in mein treues Auto und fuhr hoheitsvoll in die Parklücke, in der Nick stand und winkte. Typisch Nick, dieses prompte Verschwinden be im ersten Anzeichen von Ärger. Er wies mich mit weit ausholenden Gebärden ein, um davon abzulenken, daß ihm Lachtränen über das Gesicht liefen.
    »Wie kommt es, daß jedesmal so was passiert, wenn wir den Gute-Geister-Tanz tanzen?« fragte ich ihn .
    »Der hier hat vergessen, dich zu bezahlen«, gluckste  er.
    »Ja, aber die Konfrontation war erheblich befriedigender. Diesmal bin ich auch

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