Eine Frage Der Groesse
ernsthaftes Problem.)
Nun gibt es eine generelle Faustregel (die allerdings im Verlauf dieses Kapitels noch ein wenig eingeschränkt werden wird): Je mehr sich Ihr MHC von dem eines anderen Menschen unterscheidet, desto anziehender wird dieser Mensch auf Sie wirken. Das evolutionsbiologische Prinzip dahinter ist, dass es von Vorteil für uns Menschen ist, wenn die Mitglieder einer Bevölkerungsgruppe sehr unterschiedlich sind. Ist das nicht der Fall, liegt eine Form von Inzucht vor: Diese kann im Idealfall dazu führen, dass die Menschen dieser Bevölkerungsgruppe immer bessere Eigenschaften an ihre Nachkommen vererben, woraufhin diese zum Beispiel immer intelligenter, stärker und schöner werden. Leider führt Inzucht aber in zahlreichen Fällen zum genauen Gegenteil: Die Nachkommen der betroffenen Gruppe sammeln so viele Krankheiten und andere Nachteile an, dass diese Gruppe schließlich ausstirbt. Als kurzsichtiger, buckliger Halbidiot hat man es schließlich schwer, noch jemanden zur Paarung zu finden.
Aber woher weiß ich, ob ein bestimmter Mensch mir genetisch sehr ähnlich ist (was für Intimkontakt eher schlecht wäre) oder sich stark von mir unterscheidet (das wäre eher gut). Offenbar spielt hier vor allem der Geruchssinn eine Rolle. Statt von einer Liebe auf den ersten Blick sollte man vielleicht eher von einer Liebe auf das erste Schnuppern sprechen.
Auch Männern wurden in verschiedenen Experimenten T-Shirts zum Tragen gegeben, die man später Frauen unter die Nase halten würde. Natürlich mussten auch die Herren auf Deos und Duftwässerchen verzichten, in einigen Studien sollten sie sogar den Kontakt zu anderen Menschen vermeiden. Daraufhin reichten die Forscher ihren weiblichen Versuchspersonen einmal Hemden von Männern mit MHC-Genen, die der jeweiligen Frau ähnelten, dann wieder Hemden von Männern, deren MHC-Gene stark von denen der betreffenden Frau abwichen. Die Frauen wurden gebeten, jeden Geruch danach zu bewerten, wie vertraut, intensiv, angenehm und würzig sie ihn empfand. Außerdem sollten sie jenen Geruch auswählen, für den sie sich entscheiden würden, wenn sie ihn ständig riechen müssten.
»Dabei stellte sich ein klar erkennbares Muster heraus«, berichtete die Genetikerin Carole Ober, die an der Universität von Chicago solche Studien durchführte. »Die Frauen entschieden sich nicht für die Düfte von Männern, die ihnen genetisch sehr ähnlich waren, aber auch nicht für solche, die sich auffallend stark von ihnen unterschieden. Ihre Wahl fiel auf Männer in einem mittleren Bereich.«
Der Grund? Partner, die einander genetisch zu ähnlich sind, werden ausgesiebt, damit es nicht versehentlich zur Inzucht kommt. Denn durch Inzucht würde das Immunsystem der Nachkommen schwächer, während es durch eine größere Bandbreite an MHC-Genen stärker wird. Aber offenbar ist es auch nicht gesund, wenn sich Gene miteinander vereinen, die sich zu sehr voneinander unterscheiden. »Das Beste liegt im mittleren Bereich, und vor unseren Studien wusste man das nicht«, erklärt dazu die Psychologieprofessorin Martha McClintock, die mit Carole Ober bei diesen Untersuchungen zusammenarbeitete. »Jeder sagt immer, verschieden ist besser, aber ab einem bestimmten Punkt gilt diese Regel nicht mehr.«
Einige andere interessante Erkenntnisse, die im Laufe der letzten Jahre in diesem Forschungsbereich gewonnen wurden:
− Frauen, die die Pille nahmen, entschieden sich eher für Männer, die ihnen genetisch ähnlich waren. Eine denkbare Erklärung dafür wäre, dass die Pille dem Körper eine Schwangerschaft vortäuscht und Frauen sich in diesem Zustand eher zu Gerüchen hingezogen fühlen, die sie an ihr Zuhause, Geborgenheit und Verwandte erinnern.
− Sogar die Verwendung von Parfüms scheint dazu zu dienen, die eigenen MHC-Gene bei der Partnersuche besonders gut kenntlich zu machen. Frauen mit verwandten MHC-Typen bevorzugen ähnliche Duftnoten bei der Parfümwahl.
− Wenn sich Frauen in einer Partnerschaft mit einem Mann befinden, der ähnliche MHC-Gene aufweist, fühlen sie sich insbesondere in ihrer fruchtbaren Phase von ihrem Partner eher abgestoßen, beginnen öfter, von anderen Männern zu fantasieren, und gehen auch häufiger fremd. All das tun sie natürlich nur einem besseren Immunsystem ihrer Kinder zuliebe.
KÜSSEN
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