Eine Frage Der Groesse
Forscherteam um den Psychologen Devendra Singh (von SPIEGEL-Online fälschlich zur »Psychologin« gemacht), der an der Universität von Texas in Austin tätig ist. Bei diesem Experiment bekamen 17 Frauen jeweils zwei T-Shirts als Nachtwäsche zugeteilt. Eines trugen sie in drei aufeinanderfolgenden Nächten während der fruchtbaren Phase ihres Zyklus, das zweite während des am wenigsten fruchtbaren Zeitraums. Damit sich ihr Körpergeruch nicht verfälschte, wurden die Frauen außerdem angehalten, sich nur mit parfümfreier Seife zu waschen, und sie mussten auf Sex und auf scharfes Essen verzichten. Zwei Frauen scheiterten an ihrem Verlangen nach Pizza und Zigaretten, sie wurden daraufhin aus der Untersuchung ausgeschlossen.
Daraufhin überreichten die Forscher die getragenen T-Shirts 52 Männern, die angeben sollten, wie intensiv, angenehm und erotisch sie den Duft dieser Kleidungsstücke empfanden. Klares Ergebnis: Die Hemden, die die Frauen während ihrer fruchtbaren Phase getragen hatten, wirkten weitaus betörender.
Ein paar Jahre zuvor konnte eine österreichische Wissenschaftlerin, Astrid Jütte vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtethologie in Wien, mit einem eigenen Experiment bereits vergleichbare Ergebnisse vorweisen. Hier bekamen die männlichen Versuchspersonen allerdings keine T-Shirts, sondern vier Duftproben zum beschnuppern. Drei davon enthielten Kopuline: Fettsäuren, die sich in den Scheidensekreten der Frau finden und ihren Fruchtbarkeitsstatus verraten. Am meisten Kopuline produzieren Frauen nämlich, wenn sie am fruchtbarsten sind und kurz vor dem Eisprung stehen. Eine dermaßen gesättigte Duftprobe war eine der vier, welche die Männer zu beschnüffeln hatten. Eine andere stammte von der Menstruation, eine dritte von einer anderen Phase aus dem Zyklus, und bei der vierten handelte es sich um reinen Wasserdampf.
Während die Männer schnupperten, maß Astrid Jütte deren Testosteronspiegel. Dieser schnellte prompt dann um 50 Prozent in die Höhe, wenn den Männern die mit Kopulinen angefüllten Sekrete unter die Nase gehalten wurden. Rochen die Männer lediglich an dem Wasserdampf, ging ihr Testosteronspiegel ebenso stark in den Keller.
Aufgrund solcher Experimente geht die Sexualforschung inzwischen davon aus, dass eine Frau vor ihrem Eisprung am besten riecht – und schmeckt. Vermutlich sind Kopuline der Hauptgrund dafür, dass Männer Frauen gerne lecken. Der evolutionsgeschichtliche Zweck der Sache ist offenbar, dass Männer dann mehr Sex mit Frauen haben, wenn die Chancen für eine Empfängnis am höchsten ist. Heutzutage kann der Geruch von Kopulinen allerdings leicht überdeckt oder verändert werden – nicht nur durch Nahrungsmittel und Zigaretten, sondern beispielsweise auch durch Parfüm, die Umweltverschmutzung und Verhütungsmittel wie die Pille.
Warum wirkt der Körpergeruch mancher Männer auf Frauen besonders anziehend?
Während Männer ihre Nase vor allem einsetzen, um herauszufinden, wann sie mit einer Frau am besten Sex haben sollten, legen Frauen ihre Wahrnehmung vor allem darauf, welcher Mann der passende für sie ist. Beide Prozesse laufen in der Regel unbewusst ab, aber wenn man beide Geschlechter danach befragt, für wen es wichtig ist, einen möglichen Partner auch »gut riechen« zu können, dürften sich bei weitem mehr Frauen melden als Männer.
Die folgenden Erkenntnisse sind allerdings nichts für Romantiker: Wenn eine Frau Hals über Kopf in einen Mann verknallt ist, könnte das mehr damit zu tun haben, dass seine Gene sich mit den ihren gut ergänzen, als wir uns normalerweise bewusstmachen.
Dabei geht es vor allem um eine bestimmte Gruppe von Genen, für deren Benennung ich um ein wissenschaftliches Fachwort nicht herumkomme: Man bezeichnet sie als »Major Histocompatibility Complex« (Haupthistokompatibilitätskomplex) oder kurz MHC. Es ist der MHC, der die Reaktionen des menschlichen Immunsystems wesentlich beeinflusst und der deshalb zum Beispiel bei Organtransplantationen beachtet werden muss, um vorhersagen zu können, ob ein Empfänger das Organ eines Spenders vermutlich abstoßen wird. Da jeder Mensch seinen ganz individuellen MHC besitzt, ermöglicht dieser den Zellen zu erkennen, ob andere Zellen sozusagen Einheimische sind, die man in Ruhe lassen kann, oder Eindringlinge, die bekämpft werden müssen. (Sobald Ihr MHC auch Zellen bekämpft, die in Ihrem Körper einheimisch sind, haben Sie eine Autoimmunerkrankung und damit ein
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