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Eine Frage Der Groesse

Eine Frage Der Groesse

Titel: Eine Frage Der Groesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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Prostata gelegenen Cowper-Drüsen stammen. Schon diese winzigen Tropfen können bereits Spermien erhalten. Sogar Körperteile wie die Ohrläppchen und die Nase nehmen während dieser Phase an Größe zu.
    Zwei bis drei Sekunden lang währt nun das Gefühl der Unvermeidbarkeit: das Wissen, dass, selbst wenn man jetzt sofort alle sexuellen Handlungen abbrechen würde, der Orgasmus nicht mehr zu verhindern wäre.
    Und dann kommt er: wenige Sekunden lang in krampfartigen Zuckungen, meistens begleitet von dem Gefühl völliger Entspannung – und einem Samenerguss. Durch ein Zusammenziehen der Muskeln an den Geschlechtsorganen wird das Sperma kraftvoll herausgeschleudert. Auch die Schließmuskel von Hintern und Harnröhre ziehen sich zusammen, während Atemfrequenz, Puls und Blutdruck weiter steigen. Erst in der Rückbildungsphase sinken sämtliche Werte wieder auf den Normalzustand.
    Und was geschieht nun im Gehirn eines Mannes, während er auf den Gipfel der Lüste emporsaust? Um dies herauszufinden, legte der Neurowissenschaftler Gert Holstege an der niederländischen Universität Groningen elf Männer in einen Positronen-Emissions-Tomographen (PET), mit dem er die Erregung in ihrem Kopf mitverfolgen konnte, während sich die Versuchspersonen von ihren Partnerinnen per Hand befriedigen ließen. Dazu bedurfte es einiger Geschicklichkeit, denn während die Männer sich bitte kein bisschen bewegen sollten, hatten sie innerhalb von 50 Sekunden zum Höhepunkt zu gelangen.
    Dabei zeigte sich ein weit verteiltes Muster feuernder Neuronen, wobei insbesondere jener Teil aufleuchtete, der auch bei romantischer Liebe und Drogengenuss aktiv ist: das Belohnungssystem des Gehirns. Dieses Erlebnis wollen wir Menschen immer wieder genießen – vermutlich hat es die Natur so eingerichtet, um damit die Anstrengungen zur Fortpflanzung der Mühe wert zu machen.
    Im nächsten Schritt legte Holstege 12 Frauen in seinen PET-Scanner und ließ deren Partner ihre Klitoris stimulieren. Wie würde sich der männliche vom weiblichen Orgasmus unterscheiden? Das wichtigste Ergebnis: Es gab kaum einen Unterschied. Insgesamt lag die Übereinstimmung bei 95 Prozent. Allerdings gab es auch interessante Abweichungen. So zeigte sich eine Gehirnregion, die für das Abstimmen von Schmerzreizen zuständig ist, nur bei Frauen aktiv. Dafür zeigten beim Orgasmus größere Teile des weiblichen Gehirns fast einen Totalausfall, so dass nur das Kleinhirn aktiv blieb. Tot waren vor allem der Bereich, der für Triebkontrolle und Selbstbeherrschung zuständig ist, sowie die Region, in der sich Moralempfinden und soziales Urteilen abspielen. Dem unbenommen blieb jedoch die subjektive Wahrnehmung des Erlebnisses gleich. So förderte eine Analyse von Fragebögen über die Wahrnehmung des Orgasmus keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zutage. Schon 1976 ließen die Psychologen Ellen Vance und Nathaniel Wagner von der Universität Washington in Seattle 70 Experten (Gynäkologen, Sexualwissenschaftler und Mediziner) Texte studieren, mit denen 48 Frauen und Männer ihren Höhepunkt beschrieben. Dabei sollten die Fachleute, die nicht wussten, von welchem Geschlecht welche Schilderung stammte, nach Unterschieden suchen. Sie scheiterten allesamt.
    Im Durchschnitt dauert der Orgasmus eines Mannes 9 bis 13 Sekunden, was sich auf einen noch exakteren Durchschnitt von 12,2 Sekunden präzisieren lässt. Aus dieser Dauer errechnete Psychiater Michael McGuire: Jeder heterosexuelle Mann verbringt im Schnitt 9,3 Stunden seines Lebens auf dem Gipfel der Lust – zumindest wenn es um partnerschaftlichen Sex geht. Rechnet man Selbstbefriedigung mit, wird diese Zeitspanne entsprechend länger.

Warum kommen Männer oft so schnell?
     
    Selbst gesunde Männer gelangen im Vergleich zu Frauen sehr schnell zum Orgasmus: Während die Lady unter ihnen gerade erst beginnt, so richtig Gefallen an der Sache zu finden, spritzen sie bereits ab. Hätte die Natur das nicht etwas geschickter regeln können? Warum kommen Männer so schnell – ist das nicht reiner Egoismus?
    Einmal mehr scheint das Gegenteil der Fall zu sein: Die kurze Strecke zum Orgasmus bietet dem Mann und letztlich auch seiner Partnerin evolutionäre Vorteile. Während des Geschlechtsakts ist die Aufmerksamkeit nun einmal sehr eingeschränkt. Der Steinzeitmann konnte somit leicht zur Beute eines angreifenden Tieres werden. Während seine Partnerin, die ihn ja als Beschützer hatte, sich zurücklegen und genießen konnte, durfte

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