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Eine Frage Der Groesse

Eine Frage Der Groesse

Titel: Eine Frage Der Groesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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er sich nur so wenig Zeit wie möglich nehmen, um seine Gene weiterzugeben. Aus demselben Grund ist im gesamten Tierreich die Zeit bis zur Ejakulation sehr kurz.

Wie wichtig ist der Orgasmus für die sexuelle Zufriedenheit eines Mannes?
     
    Der eigene Orgasmus ist für einen Mann beim Sex keinesfalls das Wichtigste, stellte der Sexualforscher Edward Laumann in einer Studie fest. Stattdessen ist es für die Zufriedenheit der meisten Männer wichtiger, dass die Partnerin den Höhepunkt erreicht, als sie selbst. »Beide Partner«, erklärte Laumann dazu, »sind gefühlsmäßig eindeutig am zufriedensten, wenn die Frau während des Geschlechtsaktes häufig Orgasmen hat.«
    Das klingt sehr edel und fürsorglich. Es kann aber auch zu Problemen führen – etwa wenn Männer die Erfahrung machen, dass sie zu Zuschauern ihrer eigenen Sexualität werden, weil sie sich allein auf die Reaktionen ihrer Partnerin konzentrieren. »Man ist kein Mann, wenn man der Frau keinen ordentlichen Orgasmus verschafft«, umschreibt der dänische Wissenschaftsjournalist Tor Nørretranders diese Einstellung. »Leicht und nonchalant übergeht man seinen eigenen Orgasmus.« Und er veranschaulicht dieses Dilemma anhand einer Witzzeichnung in einer dänischen Tageszeitung, wo ein Mann seine Prioritäten beim Geschlechtsverkehr wiedergibt: »Ich verschaffe ihr natürlich jedes Mal einen Orgasmus. Zuerst ein Vorspiel zum Anheizen. Und wenn sie so richtig geil ist, schlecke ich sie zum Orgasmus, dass sie ganz wild wird und mir die Nägel in den Rücken bohrt. Mein Orgasmus? Ja, davon liefere ich jedes Mal ein Löffelchen voll ab!«

Täuschen auch Männer manchmal einen Orgasmus vor?
     
    Die Vorstellung, dass auch Männer einen Orgasmus vortäuschen können, erzeugt vermutlich bei vielen ein Stirnrunzeln. Kommen Männer nicht fast automatisch? Tatsächlich, so ergab bereits in den neunziger Jahren eine Mammutuntersuchung in den USA, die National Health and Social Life Survey, gelangen beim Sex 75 Prozent der Männer, aber nur 29 Prozent der Frauen jedes Mal zum Orgasmus. 80 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen kommen bei der Selbstbefriedigung immer oder zumindest normalerweise zu ihrem Höhepunkt. Männer haben es in dieser Hinsicht also deutlich leichter. Aber ein gar nicht so kleiner Anteil von ihnen hat hier ebenfalls Probleme. Die Ursachen können körperlicher Natur sein (Krankheiten, Verletzungen, Medikamente) oder seelisch bedingt (eine streng religiöse Erziehung, die Angst, die Partnerin zu schwängern, oder ungewöhnliche Methoden der Selbstbefriedigung, an die man sich so gewöhnt hat, dass man beim Partnersex nicht mehr kommen kann). Häufig gelangen Männer mit Orgasmusstörungen schnell zu einer Erektion, aber danach steigt die Erregung nicht mehr so stark, wie es nötig wäre. Bei der Selbstbefriedigung kommt ein Orgasmus noch zustande, nicht jedoch beim Geschlechtsverkehr.
    Aber es muss keineswegs unbedingt eine tiefgreifende Störung vorliegen, damit ein Mann einen Orgasmus vortäuscht. Mancher will es sich einfach nur leichtmachen: Er stellt beim Sex fest, dass er im Gegensatz zu seiner Partnerin nicht so rechte Lust hat, vielleicht weil er zu müde oder zu abgelenkt ist. Schließlich wird er der Sache überdrüssig, will aber erst recht keine anstrengende Diskussion über Fragen wie »Mache ich dich etwa nicht mehr an?« führen. Möglicherweise scheut er sich auch, bei seiner Partnerin die grundlose Sorge zu erwecken, er sei von ernsthaften Potenzstörungen betroffen. »Wenn du spürst, dass er schlaff wird, dann machst du schnell ein paar Ächz- und Stöhnlaute, stößt ein bisschen fester und ziehst ihn dann raus«, lautete eine typische Erklärung eines solchen Mannes. Wenn die Frau selbst feucht genug sei, falle ihr das fehlende Sperma gar nicht auf. Dasselbe gilt, wenn ihr Partner ein Kondom benutzt, das er ungesehen entsorgt.
    Einer repräsentativen Befragung zufolge, die der Doktorarbeit der der Hamburger Psychologin Angelina Borgaes (»Vorgetäuschte Orgasmen von Männern«) zugrunde lag, hat bereits jeder zweite Mann schon mal einen Orgasmus vorgetäuscht. Der Routinierteste gab zu Protokoll: »Ich mache das seit zwanzig Jahren«. In einer Umfrage der Zeitschrift Freundin gaben indes nur 26 Prozent aller Männer gefakete Höhepunkte zu – was allerdings auch schon eine überraschend hohe Zahl darstellt.
    Von Angelina Borgaes abgesehen ist jedoch der gesamte Themenbereich noch immer ein Stiefkind der

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