Eine Frage Der Groesse
Action-Filme?
Was ist der größte Unterschied zwischen Männern und Frauen? Das, was sie meinen, wenn sie sagen: »Ich habe bei diesem Film ein ganzes Päckchen Taschentücher verbraucht.« Frauen, so lautet zumindest das Klischee, begeistern sich eben eher für emotional aufwühlende Streifen, Männer eher für Pornos. Um Pornos soll es allerdings erst in einem späteren Kapitel gehen – hier möchte ich mich gerne mit der Frage beschäftigen: Warum sehen Männer so gerne Action-Reißer?
Auch diese Vorliebe scheint hormonell beeinflusst zu werden, fand das Forscherteam um Oliver Schultheiss von der University of Michigan in Ann Arbour heraus. Die Wissenschaftler ließen drei aus Männern und Frauen bestehende Gruppen jeweils 30 Minuten Szenen aus unterschiedlichen Filmen ansehen: Ausgewählt waren der Schmachtfetzen »Die Brücken am Fluss«, das Mafiadrama »Der Pate II« und einen Dokumentarfilm über den Regenwald am Amazonas. Bei der letztgenannten Gruppe blieb der Hormonspiegel vor und nach der Vorstellung fast völlig gleich. Turbulenter sah es schon im Körper der Zuschauer aus, die sich die anderen Filme zu Gemüte führten.
Während des Liebesfilms wurde bei beiden Geschlechtern das weibliche Geschlechtshormon Progesteron vermehrt ausgeschüttet, woraufhin das Bedürfnis nach Anlehnung und Zärtlichkeit stieg. Zugleich sank bei den Männern der Testosteronspiegel und damit ihr Gefühl von Selbstbewusstsein und Dominanz. (Die Wirkung von Testosteron werde ich noch genauer in einem eigenen Kapitel erklären.) Der Actionfilm erzeugte die gegenteilige Wirkung: Sogar bei Männern, deren Testosteronwerte schon vor dem Film recht hoch gewesen waren, stiegen diese noch einmal um bis zu 30 Prozent. Die Versuchspersonen fühlten sich in ihrem dominanten Verhalten bestätigt, während ihr Bedürfnis nach Zärtlichkeit sank. Bei Frauen hingegen sanken die Testosteronwerte während der Vorführung. Zuschauer, die von Natur aus eher zurückhaltend waren, fühlten sich nach der Sequenz insgesamt unbehaglich.
Für Oliver Schultheiss stellen diese Ergebnisse einen klaren Beleg dafür dar, wie sehr die Hormone eines Menschen seinen Filmgenuss prägen: »Menschen mit einem starken Anlehnungsbedürfnis mögen romantische Filme. Sehr energische Menschen bevorzugen dagegen Filme mit mehr Action und Gewalt.« Was mich daran erinnert, dass ich mir heute Abend noch eine Folge von »24« anschauen wollte …
MÄNNLICHKEIT
Welche Eigenschaften empfinden Männer selbst als besonders männlich?
»Wann ist ein Mann ein Mann?«, fragte 1984 Herbert Grönemeyer in seinem damaligen Hit »Männer«. Ein Vierteljahrhundert später ist diese Frage immer noch ungeklärt – obwohl die verschiedensten Modelle vom Macho bis zum Softi durchprobiert wurden. Sie alle wurden früher oder später verworfen und vom nächsten Modell abgelöst.
Was betrachten Männer selbst als klare Zeichen für Männlichkeit? Dieser Frage ging jüngst der Urologe Ian Eardley aus dem Kinsey-Institut im US-Bundesstaat Indiana gemeinsam mit seinen Kollegen nach und befragte dazu 27000 Männer zwischen 20 und 75 Jahren aus acht Ländern (USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Mexiko und Brasilien). Die Antworten widerlegten die verbreiteten Klischees, denen zufolge Männer ihre maskuline Identität vor allem aus sexueller Potenz beziehen. Stattdessen erklärten 44 Prozent der deutschen Männer, das wichtigste Kennzeichen ihrer Männlichkeit sei »Kontrolle über ihr eigenes Leben zu haben«. Die britischen und italienischen Geschlechtsgenossen sahen das ähnlich, in den anderen Ländern galt es als noch wichtiger, als »Mann der Ehre« angesehen zu werden. Auf Platz zwei und drei legten die deutschen Männer »einen guten Arbeitsplatz zu haben« und »von Freunden respektiert zu werden«. Ein aktives Sexualleben zu haben und bei Frauen erfolgreich zu sein, betrachteten länderübergreifend höchstens drei Prozent als das Wichtigste. Von einer Fixierung auf sexuelle Aspekte, folgerten die Forscher, könne insofern keine Rede sein. Ein weiteres Kennzeichen dafür sahen sie darin, dass Männer mit Erektionsproblemen die sexuellen und nichtsexuellen Aspekte ihrer Männlichkeit genauso einstuften wie Männer, die solche Probleme nicht kannten. Entgegen dem beliebten Klischee stelle Impotenz somit keine Bedrohung für die zentralen Aspekte der Männlichkeit dar, sondern sei lediglich ein Problem, wenn sie die Beziehung zur
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