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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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fragen wollte, ob John und du bei der Weinlese aushelfen könntet. Sie findet dieses Wochenende statt, und es gibt so viel zu tun. Und jetzt, da Tom nicht mehr da ist …« Sie verstummte.
    »Natürlich helfen wir mit. Hast du etwas von ihm gehört?«
    Bernie schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich auch nicht erwartet. Er ist ja weggegangen, um jegliche Bindung an Star of the Sea zu lösen. Ich dachte, er hätte sich vielleicht bei dir gemeldet.«
    »Bei mir nicht. Vielleicht bei John, aber wenn, dann hat er es mit keinem Wort erwähnt.«
    »Ich weiß, dass es zum Besten aller Beteiligten ist.« Bernie betrachtete die Hügellandschaft, die mit jungen Malerinnen gesprenkelt war. Sie befanden sich alle außer Hörweite.
    »Zum Besten?«, gab Honor sanft zu bedenken. »Tom war hier zu Hause. Er fühlte sich wohl in dieser Umgebung. Er ist seit Ewigkeiten Verwalter. Er hat die Liebe seines Urgroßvaters zur heimischen Scholle geerbt und wollte die Tradition fortsetzen.«
    »Mitnichten. Er fand, es sei an der Zeit, seine Zelte abzubrechen, etwas Neues auszuprobieren. Ich bin nur überrascht, dass er Brendan hiergelassen hat. Die beiden standen sich sehr nahe.«
    »Vielleicht hat er noch Kontakt zu ihm. Ich bezweifle, dass er ihn einfach im Stich lassen würde, Bernie.«
    »Nein, das sähe ihm nicht ähnlich.«
    »Du bist am Boden zerstört, weil er weg ist, stimmt’s?«
    Bernie versuchte den Kopf zu schütteln.
    Honor runzelte die Stirn. Sie musterte Bernie lange und fragend und ließ sie so wissen, dass sie ihr das nicht abnahm. Seit ihrer Rückkehr aus Irland hatten sich Tom und Bernie mit der Realität ihrer Beziehung auseinandersetzen müssen. Was sie verband, war Freundschaft – oder vielmehr eine Liebesgeschichte ohne Happy End. Die Beziehung war rein platonisch – so hatten sie es gehalten in all den Jahren, seit Bernie die ewigen Gelübde abgelegt hatte. Oder täuschte sie sich?
    »Du kannst meine Frage offensichtlich nicht beantworten«, fuhr Honor fort.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich empfinden soll. In gewisser Hinsicht bin ich erleichtert, ihm nicht mehr jeden Tag zu begegnen, mit ansehen zu müssen, wie er sich in Arbeit stürzt, und zu wissen, wie enttäuscht er war, dass …«
    »Dass er nicht so mit dir zusammen sein kann, wie er es sich gewünscht hätte.«
    Bernie nickte. Das Eingeständnis fiel ihr schwer, selbst gegenüber ihrer besten Freundin.
    »Und nach Irland, nach Seamus wurde der Wunsch noch stärker«, sagte Honor.
    Die Erwähnung seines Namens tat seine Wirkung. Bernie hatte das Gefühl, als würde sich das sanfte goldene Licht – das sich über das Land, den Weinberg und die Mauern breitete – über ihre Haut, ihre Hände und ihr Gesicht ergießen und den Eisblock in ihrem Inneren zum Schmelzen bringen.
    »Ja, das ist wahr.« Bernie hielt mühsam die Tränen zurück, damit die Mädchen sie nicht weinen sahen. »Ich bin mir nicht sicher, was ich erwartet habe. Ich habe um Heilung, um inneren Frieden gebetet – für uns drei. Für Tom, Seamus und mich. Ich konnte mir nicht verzeihen, dass ich ein Kind zur Welt gebracht und es dann im Stich gelassen habe. Ein qualvoller Gedanke, von dem ich mich endlich zu befreien hoffte. Ich musste mich mit eigenen Augen überzeugen, dass mein Sohn gesund und glücklich war.«
    »Du sagtest doch, Seamus sei gesund und relativ glücklich.«
    »Ein erstaunlicher Junge, vor allem in Anbetracht der Hindernisse, die er überwinden musste.«
    »Klingt ganz so.«
    »Tom war trotzdem völlig fertig. Er ist ein Mensch, der alles strikt voneinander trennt. Das war schon immer so. Er hat es fertig gebracht, auf Star of the Sea zu leben, seiner Arbeit nachzugehen und den Anschein zu erwecken, als ob nie etwas zwischen uns gewesen wäre.«
    »Glaubst du wirklich, dass er das konnte … so tun als ob?«, hakte Honor sanft und mit einer Engelsgeduld nach, als wäre Bernie eine begriffsstutzige, fehlgeleitete Schülerin.
    »Er hatte ja gar keine andere Wahl«, entgegnete Bernie beharrlich.
    »Bernie, du glaubst doch nicht allen Ernstes, es wäre ihm gelungen, sich selbst etwas vorzumachen?«
    »Wie hätte er es denn sonst ausgehalten?«, fragte Bernie und hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen.
    »Wie hast du es ausgehalten?«
    »Durch Beten. Dass wir beide lernen, das Göttliche in unserem Inneren zu lieben und zu akzeptieren. Um Martin Buber zu zitieren: ›Alles wirkliche Leben ist Begegnung.‹ Wie wahr, findest du nicht?«
    »Bernie, könntest

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