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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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und Schwägerin nach, die Tom Kellys Hand ergriff, den Hügel hinunterlief, mit wehendem schwarzem Habit und Schleier, und in den alten grünen Transporter kletterte. Die Sonne ließ die braungelben Felder, die grünen und goldenen Blätter der Rebstöcke und die blassgrünen Früchte aufleuchten. Die Räder drehten sich wie wild, als Tom den Rückwärtsgang einlegte, umkehrte und abermals durch die Wiese raste, Staub hinter sich aufwirbelnd. Als der Pick-up das Tor der Academy passierte und den Blicken entschwand, sah John Honor an.
    »Was war denn das?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht«, erwiderte Honor, aber sie hatte eine leise Ahnung. Ihr Herz klopfte. Obwohl Tom mit Neuigkeiten über Seamus aufgetaucht war, hatte sie das Gefühl, dass Bernie gerade eine eigene Offenbarung hatte.

23
    E s herrschte dichter Verkehr auf der I- 95 . Tom umklammerte das Lenkrad und versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren, aber es fiel ihm nicht leicht mit Bernie auf dem Beifahrersitz. Er hatte sie seit über drei Wochen nicht mehr gesehen. Er konnte sich nicht erinnern, wann sie jemals in ihrem Leben so lange voneinander getrennt waren.
    Manchmal begab sie sich in Klausur. Einmal im Jahr zog sie sich ins Gethsemani zurück, ein Trappistenkloster in Kentucky, um sieben Tage in Schweigen und Gebet zu verharren. Thomas Merton, ein christlicher Mystiker des 20 . Jahrhunderts, hatte dort gelebt und geschrieben, und sie pflegte während ihres Aufenthalts in die Bibliothek zu gehen und eines seiner Bücher zu lesen.
    Nach ihrer Rückkehr erzählte sie Tom von dem Rispengras, den Mönchen und der wundervollen Musik, die Bruder Lukas während der Sonntagsmesse auf der Letourneau-Orgel spielte. Das Kloster hatte denselben Namen wie das Krankenhaus in Dublin, wo sie entbunden hatte, so dass sie der Musik lauschen und der Liebe zu ihrem Sohn nachspüren konnte.
    Oder sie fuhr nach Montreal oder Washington D. C. zu Konferenzen oder Planungssitzungen des Ordens.
    Gelegentlich fuhr er weg, jedoch immer nur für wenige Tage. Er ging mit seinen Cousins in Mad River Ski fahren oder machte mit John eine Trekking-Tour, wenn dieser für eine seiner Installationen einen geeigneten Standort in Neufundland oder Manitoba suchte. Einmal hatte Chris Kelly versucht, ihn zu einem zweiwöchigen Tauchurlaub auf den Bahamas zu überreden, aber schon nach drei Minuten das Handtuch geworfen.
    »Du trennst dich wohl nicht gerne von Star of the Sea«, hatte er grinsend gesagt. »Offenbar denkst du, ohne dich würde der ganze Laden zum Stillstand kommen und den Bach runtergehen.«
    »Genau«, hatte Tom lachend erwidert, seinen Cousin in dem Glauben lassend, weil es einfacher war, als die Wahrheit einzugestehen, nämlich dass ihm die Trennung von Bernie schwerfiel.
    Deshalb waren ihm die letzten drei Wochen unwirklich vorgekommen, wie ein Leben im Windkanal – nichts, woran man sich festhalten konnte, und ein tiefgreifendes Gefühl der Leere. Nun, auf der Fahrt nach Norden in Richtung Boston, versuchte er sich auf die Straße zu konzentrieren und überholte fortwährend, um Zeit zu gewinnen, statt zu Bernie hinüberzublicken, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich an seiner Seite war.
    »Erzählst du mir jetzt, wohin wir fahren?«, sagte sie.
    »Ich bin erstaunt, dass du nicht gleich beim Einsteigen gefragt hast.«
    Sie schwieg. Er warf ihr einen raschen Blick zu und sah, dass es ihr nicht gutzugehen schien. Ihr Gesicht war bleich, ihre Miene verriet Erschöpfung. Er verspürte einen Anflug von Panik. War sie krank?
    »Alles in Ordnung, Bernie?«
    Sie wollte schon nicken, doch dann schüttelte sie den Kopf und legte die Hand an die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher.« Ihre Finger zitterten.
    »Soll ich anhalten?« Sein Blick huschte zwischen ihr und der Straße hin und her.
    »Nein, das ist nicht nötig.« Sie verstummte und schloss die Augen. Ihre Lippen waren trocken. Tom holte eine Flasche Wasser aus der Türablage.
    »Hier.«
    Bernie nickte dankbar, öffnete die Flasche und trank. Langsam kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück. Sie nahm abermals einen Schluck, dann schraubte sie den Verschluss zu und gab Tom die Flasche zurück.
    »Danke.«
    »Besser? Hattest du Durst?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf und ließ ihn damit wissen, dass sie jetzt nicht darüber reden wollte. Im Lauf der Jahre hatte Tom wie kein anderer gelernt, ihre Körpersprache zu verstehen. Sie arbeiteten eng zusammen. Abgesehen von der persönlichen Geschichte, die sie

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