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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Sterblichkeit geschärft. Doch heute Morgen hatten sich Anzeichen der früheren Regis bemerkbar gemacht – ihre Vorliebe für Geheimnisse und Überraschungen. Honor hatte sie gefragt, ob alles in Ordnung sei, und Regis hatte das bejaht, aber dennoch war sich Honor nicht sicher …
    »Wo steckt eigentlich Bernie?«, erkundigte sich John.
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist sie einfach überfordert.«
    »Weil Tom nicht mehr hier ist?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, sie ist die Äbtissin und er der Verwalter, aber die beiden kommen mir wie ein altes Ehepaar vor. Ich kann mir den einen nicht ohne den anderen vorstellen.«
    »Vielleicht kommt er ja zurück«, meinte Honor. Doch ein Blick in die Augen ihres Mannes verriet ihr, dass er es besser wusste. »Hast du eine Ahnung, wo er steckt?«
    »Er sagte, er hätte etwas in Rhode Island zu erledigen, in Newport. Er hat sich mit Chris Kelly in Verbindung gesetzt, der ihm helfen sollte, irgendein irisches Mädchen ausfindig zu machen.«
    »Glaubst du, das hat mit der Reise nach Dublin zu tun? Mit Seamus?«
    »Darüber hat er kein Wort verlauten lassen.« John knipste weitere Traubenbüschel ab und ließ sie in den Weidenkorb fallen. »Aber vorstellen könnte ich es mir. Er hat mir erzählt, sie sei irische Staatsbürgerin und er habe jemanden aus Chris’ Kanzlei gebeten, einen Blick auf ihre Greencard zu werfen, um herauszufinden, wo sie arbeitet.«
    »Kathleen«, flüsterte Honor und ließ den Korb fallen.
    »Wer?«
    »Erinnerst du dich an den ersten Abend mit Tom und Bernie, nach ihrer Rückkehr? Sie haben gesagt, Seamus’ große Liebe sei ein Mädchen, das jetzt in den Staaten lebt. Hat er nicht sogar Newport erwähnt?«
    »Ja, stimmt.« John nahm sie bei den Schultern und sah ihr in die Augen. Die Sonne blendete, und Honor blinzelte. Sie wusste, dass Tom Kelly ein weiches Herz hatte. Wenn er Bernie schon nicht zur Frau haben konnte, wollte er wenigstens seinem Sohn helfen, Kathleen zu finden.
    »Aha …«, sagte Honor.
    »Was ist?«
    »Deshalb ist Regis in Newport geblieben. Frag mich nicht, woher ich das weiß oder was sie dort treibt, aber es muss mit Kathleen und Seamus zu tun haben. Bestimmt ist Tom ihr dort über den Weg gelaufen …«
    Johns Augen glänzten, und er küsste sie überschwenglich bei dem Gedanken, dass sie recht haben könnte. Doch plötzlich ertönte ein mörderischer Lärm. Ein Transporter rumpelte über den Acker und wühlte mit seinen Reifen das Erdreich auf, und John verrenkte sich den Hals, um über die Rebstöcke hinweg zu schauen.
    »In dem Punkt könnten wir uns irren«, entgegnete John. »Thomas Kelly ist nämlich gerade im Anmarsch.«
    Er war es, wirklich und wahrhaftig. John und Honor eilten an einer Rebstockreihe entlang, die kräftig in die Höhe geschossen war, und gelangten gerade noch rechtzeitig an das Ende, um zu sehen, wie Tom über die Wiese raste. Plötzlich blieb der Pick-up stehen, die Tür wurde aufgerissen, und Tom stand in der Öffnung und ließ den Blick suchend über die mit Weinreben bedeckten Spaliere schweifen. Im Weinberg wimmelte es von Menschen, aber die Person, nach der er Ausschau hielt, konnte er nirgends entdecken.
    »John, Honor, wo ist Bernie?«, brüllte er.
    »Keine Ahnung, wir haben sie nicht gesehen«, rief John und eilte zu ihm.
    Honor wollte ihm gerade folgen, als sie eine schwarze Gestalt auf dem Kamm des Hügels bemerkte, die auf den Weinberg hinunterschaute, wo ihre fleißigen Helfer mit der Lese beschäftigt waren, und irgendwie verloren wirkte. Honors Kehle war wie zugeschnürt bei ihrem Anblick, und sie eilte den Hügel hinauf zu ihrer Freundin.
    Tom entdeckte sie im gleichen Moment. Er sprang vom Pick-up und rannte an Honor und John vorbei die mit Gras bewachsene Anhöhe hinauf. Honor folgte ihm dicht auf den Fersen. Irgendetwas war geschehen, das wusste sie in dem Augenblick, als sie Bernie sah. Tom einholend, nahm sie Bernies Blick wahr, klar, aber völlig fassungslos, beinahe so, als wäre sie aus dem Tiefschlaf erwacht, aus einem Traum.
    »Bernie«, hörte Honor Tom sagen, »komm, schnell, wir müssen uns beeilen.«
    »Nein«, erwiderte Bernie ruhig. »Wir sollten langsamer machen. Bitte, Tom …«
    »Du verstehst nicht. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Wenn wir nicht sofort losfahren, könnten wir unsere letzte Chance verpassen.«
    »Was redest du da?«
    »Bernie, komm mit. Es ist wichtig. Ich erzähle dir alles unterwegs. Beeil dich, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Honor sah ihrer Freundin

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