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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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gebetet …«
    »Dann sag mir, Bernie, sag mir ein für alle Mal, welche Antworten du auf deine Bitten um himmlischen Beistand erhalten hast«, flehte er sie an, sich mühsam jedes Wort abringend.
    Sie musste all ihren Mut aufbieten, um zu antworten. Sie zitterte, die Worte gingen ihr abermals durch den Kopf. Sie sah die Jungfrau Maria wieder vor sich, am heutigen Morgen, als sie vor ihr gekniet und sie um eine Antwort angefleht hatte.
    »Tom, meine Sehnsucht nach dir ist genauso groß. Ich bete jeden Tag, von meinem Gelübde entbunden zu werden.«
    »Wirklich?« Er sah sie erschrocken an.
    Sie hatte sich ihm gegenüber niemals so deutlich geäußert. Sie hatte diesen Teil in sich verschlossen. Er sollte niemals erfahren, wie qualvoll die Situation für sie war. Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Ich bitte flehentlich darum«, flüsterte sie, »im Gebet, in der Kapelle, auf Knien. Ich bete von ganzem Herzen, entbunden zu werden … um mit dir zusammen sein zu können, Tom. Du bist der einzige Mann, den ich jemals geliebt habe, du bist der Vater meines Kindes. Ich habe von einem Leben mit dir geträumt …«
    »Bernie!«, stieß er aus, fassungslos über ihr Bekenntnis. Erleichterung trat in seine Augen und ein seit langem nicht mehr vorhandenes Glücksgefühl. Er ergriff ihre Hand und zog sie an seine Brust.
    »Es ist ein unsägliches Opfer«, erklärte sie weinend. »Ich sehne mich nach dir. Wenn ich zu den Sternen emporblicke, stelle ich mir vor, dass wir sie gemeinsam betrachten. Die Konstellationen, die am Firmament ihre Bahnen ziehen. Star of the Sea, Tom … Es ist unser Zuhause, deines und meines. Aber es ist auch der einzige Ort, an dem ich bei dir sein kann … Wenn ich zum Himmel blicke, habe ich dich in meinem Herzen. Ich leide so sehr, ohne dich sein zu müssen … Ich wünschte, ich könnte dich heiraten, Tom.«
    »Wirklich?«
    Sie nickte, tränenüberströmt, und dachte an die Blaue Grotte, an den Morgen, als das strahlende Licht den kleinen steinernen Raum erfüllt und sie Maria gebeten hatte zu verstehen, dass sie Seamus’ Mutter und Toms Frau sein wollte. Doch Maria hatte ihr eröffnet, dass sie noch gebraucht wurde in dem von ihr gewählten Leben, dass sie auf etwas vorbereitet sein sollte, was folgen würde.
    »Bernie, das wusste ich nicht«, sagte er. »Warum hast du nie ein Wort darüber verlauten lassen?«
    »Weil ich es nicht ertragen konnte, dich auch nur noch ein einziges Mal zu verletzen.«
    »Ich danke dir.«
    »Wofür?«
    »Dass du es mir gesagt hast.« Seine Augen waren klar, sein Blick stark. Sie sah den Tom vor sich, den sie kannte und liebte, ihren geliebten Tom … »Dass du mir dieses Geschenk gemacht hast. Es bedeutet mir unendlich viel, Bernie.«
    »Ach Tom …«
    »Du hast bewirkt, dass wir wieder eins sind, zwei Hälften eines Ganzen. So fühlt es sich für mich an. Du hast sie zusammengefügt, hast gekittet, was zerbrochen war.«
    »Obwohl wir nie zusammenleben können?«
    Er nickte. »Es reicht mir aus zu wissen, dass du bei mir sein möchtest. Dass es dich genauso schmerzt wie mich, dass wir beide nicht Mann und Frau sein können. Ich würde dich niemals verletzen wollen, Bernie. Lieber leide ich selbst, als dich leiden zu sehen. Doch allein das Wissen …« Er verstummte und küsste die Knöchel ihrer Hand. Seine Augen waren klar und von einem tiefen Blau. In ihnen spiegelte sich die Tiefe des Meeres und des Himmels wider. »Meine Bernie.« Toms Blick schweifte über den mit Steinen übersäten Weg, über die steilen Felsenklippen. »Seamus hat uns hierhergeführt. Er hätte alles getan, um zum Cliff Walk zu gelangen, um Kathleen wiederzufinden. Ich habe ihm dabei geholfen, weil ich dachte, ich hätte diese Chance bei seiner Mutter verpasst. Doch nun weiß ich, dass ich dich wiedergefunden habe …«
    »Du hast mich nie verloren«, flüsterte sie. »Das könntest du gar nicht, niemals.«
    »Es bedeutet mir unendlich viel, allein, zu wissen, dass du darüber nachdenkst.« Seine Stimme war kraftvoll und fest. »Dass du gerne meine Frau geworden wärst … Ich liebe dich, Bernie.«
    »Und ich liebe dich, Tom«, flüsterte sie. In diesem Moment vernahm sie abermals die Worte, so deutlich, dass sie zusammenzuckte:
Sei bereit
.
    Die Farbe wich aus seinem Gesicht. Er ließ ihre Hand fallen. Seine Finger krallten sich in den schwarzen Pullover, über dem Herzen, seine Miene war schmerzverzerrt. Sie standen auf dem steinigen Pfad, auf der Klippe hoch über dem

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