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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Wells in sich, einem hirnlosen Playboy, der Palm Beach und Newport unsicher machte. In manchen Nächten lag Seamus hellwach im Bett und malte sich aus, wie er ihn umbringen würde. Wie konnte dieser Mistkerl Kathleen auf diese Weise benutzen? Und sie Nacht für Nacht wegwerfen?
    Schweißgebadet wälzte er sich im Bett hin und her, bis die Laken auf dem Boden landeten. Er stand auf, leise, um Kathleen nicht zu wecken, deckte sie behutsam zu und legte sich zum Schlafen ins Wohnzimmer. Seine Gedanken überschlugen sich, er nährte seinen Hass auf den reichen Müßiggänger, dieses Arschloch, das ihm zum Glück noch nie über den Weg gelaufen war. Kathleen rief manchmal, er solle ins Bett zurückkommen, und machte es dadurch noch schlimmer. Er musste an sich halten, um sie nicht anzuschreien, sie zu fragen, wie sie so etwas zulassen konnte. Dann stürmte er aus dem Haus und lief und lief, bis die Wut verrauchte.
    In einer dieser Nächte hatte er sich auf eine niedrige Steinmauer vor Toms Hintertür gesetzt. Über ihm funkelten die Sterne. Er dachte an Irland und wusste, dass man in Dublin dieselben Konstellationen sah. Es stand ihm frei, jederzeit nach Hause zurückzukehren. Sosehr er sich in all den Jahren nach Kathleen gesehnt hatte, er war sich nicht sicher, ob er seine Wutanfälle in den Griff bekommen würde. Er ertrug das Gefühl der Ohnmacht nicht und hasste es, dass Kathleen ihn so sah. Er hatte Heimweh nach Irland, nach allem, was ihm vertraut war, blickte zum Himmel empor und betete um Erleuchtung.
    Einmal, im letzten Mai, einige Wochen vor der Geburt des Babys, hatte er zum Himmel emporgeblickt, auf seine Bitte konzentriert, und geglaubt, eine Stimme zu hören.
    »Ich weiß, es ist nicht leicht, mein Junge.«
    »Wer ist da?« Er war aufgesprungen und herumgefahren, hatte sich vor lauter Schreck um die eigene Achse gedreht. Niemand hatte geantwortet, aber er hätte schwören mögen, dass jemand da war. Plötzlich kam ein Wind auf, obwohl sich vorher kein Lüftchen geregt hatte. Die jungen Blätter der Bäume raschelten, und die Luft fühlte sich wie Wasser an, das über die Haut strich.
    Hatte er geträumt, Toms Stimme zu hören? Er hätte den Rat und die Ansichten eines älteren Mannes weiß Gott gut gebrauchen können, vor allem, wenn dieser die Irrungen und Wirrungen der Liebe aus eigener Erfahrung kannte. Tom hatte sich in eine Nonne verliebt und Seamus in eine Frau, die das Kind eines anderen erwartete.
    Nach jener Nacht hatte er, wenn auch nie mehr hörbar, Toms Stimme, Gedanken und Ratschläge vernommen – nicht mit den Ohren, sondern mit dem Herzen. Obwohl er ihm nur dreimal begegnet war, begann er seine Gegenwart zu spüren.
    Das half ihm sehr, vor allem was seine Liebe zu Kathleen betraf. Er hörte auf, mit seiner Wut auf Pierce Wells zu ringen, und sobald er die Tatsache akzeptiert hatte, dass er den Mann hasste und ihn vermutlich umbringen würde, wenn er ihm je unter die Augen käme, gelang es ihm, ihn in einen relativ entlegenen Winkel seines Gedächtnisses zu verbannen.
    Danach blieb Seamus nur noch die Aufgabe, sich zu gestatten, Kathleen zu lieben. Und das war leicht. Wenn sie neben ihm im Bett lag, wenn er den Duft ihrer Haare wahrnahm und ihre weiche Haut spürte, hatte er bisweilen das Gefühl, im Paradies zu sein. Von Leidenschaft übermannt, umarmten sie sich mit nie versiegendem Verlangen und Sehnsucht, und ihre Körper fanden neue Wege, einander Geheimnisse anzuvertrauen, für die ihnen die Worte fehlten.
    Seamus wusste, dass er nichts getan hatte, um dieses Glück zu verdienen, dieses überwältigende Gefühl der Freude und Zugehörigkeit. Es erfüllte Herz und Verstand und weckte in ihm den Wunsch, es möge ihm alles gelingen, um ein guter Ehemann und Vater für sein Kind zu sein.
    Denn das war Thomas.
    Sixtus’ Cousin Chrysogonus »Chris« Kelly hatte die Formalitäten erledigt. Vielleicht lag es daran, dass er bei der Erzdiözese einen Stein im Brett hatte oder es einfach die Art der Kellys war, auf Teufel komm raus ihre Ziele zu erreichen – doch auf der Geburts- und Taufurkunde stand Seamus’ Name. Der Taugenichts war nirgendwo erwähnt. Nur Kathleen als Mutter, Seamus als Vater und Thomas Sullivan Kelly, der neue Erdenbürger.
    Seamus hatte vor dem Gesetz seinen Namen geändert, rechtzeitig zur Hochzeit und Geburt. Kathleen und er hatten beschlossen, das Kind nach Tom zu nennen. Eigentlich gab es keine andere Wahl.
    Als sie nun, an dem warmen Oktobertag, an dem sich Toms Tod

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