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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Möglichkeit, sich uns allen verbunden zu fühlen.«
    »Hat sie dir jemals erzählt, worüber sie gesprochen haben? Die beiden fuhren ja voraus und kamen schnurstracks hierher, oder? Er hatte ihr vermutlich etwas Wichtiges zu sagen, sonst hätte er sie nicht an einem so kalten Tag auf die Klippen gebracht.«
    Seamus blickte auf das Wasser. Er dachte daran, was Bernie ihm erzählt hatte, an die Vision, die sie am Morgen von Toms Tod gehabt hatte. Seamus hatte ihr sein Wort gegeben, diesen Teil der Geschichte niemandem zu erzählen – Kathleen eingeschlossen –, und er stand dazu. Aber Bernie hatte ihm noch andere Dinge gesagt. Er sah Kathleen an.
    »Tom war am Boden zerstört über ihre Entscheidung, im Kloster zu bleiben, aber sie hatte das Gefühl, er habe Frieden damit geschlossen. Zum allerersten Mal.«
    »Das freut mich. Es ist ein Jammer, wenn zwischen Menschen, die sich lieben, Unfrieden herrscht.«
    Er nickte, zitternd. Sie spielte teilweise auch auf sie beide an. Das vergangene Jahr war nicht einfach gewesen – keine Spur von der Leichtigkeit und Glückseligkeit des Beisammenseins, die er sich erträumt hatte. Sosehr er sich auch bemüht hatte, die Tatsache hinzunehmen, dass sie ein Kind von einem anderen erwartete, es war, Gott steh ihm bei, eine Herausforderung gewesen. Sie hatten sich im Lauf der Monate im Star of the Sea eingelebt. Bernie hatte Kathleen ein Gästezimmer im Kloster überlassen, und Seamus hatte sich in Toms Cottage einquartiert. Es dauerte gleichwohl nicht lange, bis Kathleen jede Nacht bei ihm verbrachte, gewissermaßen zu ihm zog. Obwohl sie noch nicht verheiratet waren und es sich um ein katholisches Internat handelte, sprach niemand sie darauf an. Bernie tat einfach, als wüsste sie nicht, was vor sich ging.
    Seamus wurde als Mitglied der Gartenbaumannschaft aufgenommen. Er stellte fest, dass ihm die Arbeit Spaß bereitete, obwohl er sie nicht für den Rest seines Lebens machen wollte, aber sie bot ihm die Möglichkeit, Geld für die Hochzeit zu sparen. Er hatte sich nie besser in seinem Leben gefühlt als an dem Tag, als er in Black Hall einen Aquamarinring gekauft und Kathleen einen Heiratsantrag gemacht hatte.
    Sie hatte ja gesagt, unumwunden. Obwohl die Gefühle zwischen ihnen wechselhaft waren, fielen sie einander in die Arme, in dem Wissen, dass sie zueinander gehörten. Kurz vor Weihnachten heirateten sie. Father Quinn, derselbe Priester, der die Begräbniszeremonien für Tom abgehalten hatte, traute sie. Bernie war anwesend und John, Honor, ihre Töchter Regis, Agnes und Cece sowie Regis’ Zimmergenossinnen und Brendan McCarthy. Sixtus war per Flugzeug von Irland angereist.
    Sie lebten im Cottage, und Seamus hatte das Gefühl, als würde Tom über sie wachen. John hatte einen Teil der Sachen zurückgebracht, die Tom nach seinem Auszug mitgenommen hatte, seine Bücher und abgetragenen alten Stiefel und eine ganze Sammlung von Postkarten aus Irland, die überwiegend die Klippen von Moher zeigten. Seamus hatte sie an der Wand aufgehängt. Er erinnerte sich, wie sie vom Flugzeug aus ausgesehen hatten, als sie über Irland geflogen waren, und hatte sich gefragt, was sie seinem Vater bedeutet haben mochten.
    Und Bernie war immer für sie da, umsorgte sie wie eine Mutter. Sie schickte Cece mit frisch gebackenem Brot hinüber, noch heiß aus der Küche des Refektoriums, oder bat Agnes und Brendan, Seamus und Kathleen ins Kino einzuladen. Wenn Regis vom College nach Hause kam, brachte sie Bücher und CD s mit, von denen sie dachte, sie könnten Kathleen gefallen. Die ganze Familie trug ihren Teil dazu bei, dass sie sich heimisch fühlten.
    Was für Seamus zutraf, meistens jedenfalls. Doch manchmal tat sich ein dunkler Abgrund in ihm auf, tief und unergründlich. Er reagierte wütend und verwirrt, weil er nicht wusste, wie er sich in diese glückliche Familie einfügen sollte, und hegte einen heimlichen Groll wegen der Jahre, die er bereits versäumt hatte.
    Kathleen half ihm, diese Phasen durchzustehen. Sie hatten viel Zeit verloren und blieben manchmal die ganze Nacht bis zur Morgendämmerung wach und erzählten sich, was in der Zwischenzeit geschehen war. Oder die Sprache kam auf jemanden aus St. Augustine’s; dann schwelgten sie in Erinnerungen und lachten, dass sie kaum noch aufhören konnten.
    Mit dem Baby wuchs auch Kathleens Leibesumfang. Manchmal versuchte Seamus den Blick abzuwenden oder sich einzureden, dass es ihm nichts ausmachte. Seine Frau trug das Kind von Pierce

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